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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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wenig. »Wir sollten jetzt losfahren. Ich habe Ihnen eine Unterkunft in einer tieferen Ebene besorgt.«
     
    Bald schoben sie sich durch eine Reihe endloser, gewundener Gänge. Ungefähr alle dreißig Meter waren zu beiden Seiten Stufen in den Stein gekerbt, über die man zu offenen Galerien gelangte, die man direkt unter der Decke in den Fels geschlagen hatte. Überall wuchs terranische Vegetation, obwohl viele der Pflanzen genetisch verändert sein mussten, um in Höhlen gedeihen zu können. Ranken schlängelten sich von der Decke und streiften ihre Köpfe, als sie darunter hinwegfuhren, während
Zwergbäume – Eichen, Eschen und ein paar nicht zu identifizierende Hybriden – jeden Bezirk säumten, den sie passierten. Diese Bäume reichten ihnen kaum bis an die Schultern, und Dakota kam es so vor, als wären sie und Rivers ein Paar Riesen auf einer Sonntagsspazierfahrt.
    Geschäftsviertel und Wohngebiete gingen ineinander über; gelegentlich senkte sich die Decke so tief ab, dass Dakota den Kopf hätte einziehen müsssen, wenn sie aus dem Wagen gestiegen wäre, und dann wieder strebte sie in luftige Höhen wie in einer Kathedrale. Etagenweise übereinander hatte man Häuser und Läden in Nischen gebaut, allesamt durch in den Stein geschlagene Treppen verbunden. Sie begegneten einer Mischung der unterschiedlichsten Gerüche; ihnen stiegen die Kochdünste von Mahlzeiten in die Nase, die auf belebten Marktplätzen an offenen Herdstellen zubereitet wurden, Blumen mit bleichen Blättern verbreiteten ihre Düfte, und dann war da der ranzige Gestank von Tausenden von Menschen, die seit Jahren ohne Unterbrechung in der Tiefe dieser unterirdischen Düsternis hausten. Und als sie sich von einem Distrikt über eine sich spiralförmig nach unten schraubende Rampe in eine tiefer gelegene Region begaben, wurde die Luft noch heißer, stickiger und feuchter.
    »Erzählen Sie mir alles, was Sie über Moss wissen«, bat Dakota Rivers nach einer Weile.
    »Vor knapp fünf Wochen tauchte er hier auf und etablierte sich ungeheuer schnell. Soweit ich weiß, bildet er entweder Bodyguards oder Attentäter aus, je nachdem, aus welcher Quelle man Informationen bezieht. Auf jeden Fall sind es Killer«, fügte Rivers hinzu, während sie weiterfuhren.
    »Attentäter? Und wen sollen sie umbringen?«
    »Na ja, anfangs hieß es, Moss würde Soldaten trainieren, die dann in Derinkuyu Schwarzhändler beschützen. Dann stellte es sich heraus, dass er stattdessen sämtliche Schieber umbrachte
und deren Stelle einnahm. Allerdings müssen Sie berücksichtigen«, schränkte er ein, »dass vieles von dem auf Gerüchten und Vermutungen beruht. Angeblich hat er auch ein Abkommen mit einem Stamm von Skeliten der Zweiten Phase getroffen, die in Labyrinthen leben, die noch wesentlich tiefer liegen als diese Ebene hier. Man nimmt an, dass er ihnen bei ihrem Krieg mit einem benachbarten Stamm Unterstützung gewährt.«
    »Was meinen Sie mit ›Skeliten der Zweiten Phase‹?«
    »Skeliten durchlaufen während ihres Lebens drei unterschiedliche Entwicklungsphasen. Die Erste Phase beginnt, wenn sie an der Oberfläche in Tümpeln voll vulkanisch erhitztem Wasser geboren werden. Diejenigen, die überleben, gehen in die Zweite Phase über; sie sind groß, aggressiv, verteidigen ihr Territorium mit allen Mitteln und machen auf technischem Gebiet Erfindungen. Technologisch sind sie sogar sehr innovativ, obwohl sie sich zumeist in unterirdischen Labyrinthen wie diesen hier aufhalten. Wer nicht durch die dauernden kriegerischen Auseinandersetzungen ein vorzeitiges Ende findet, tritt in eine Dritte Phase ein, kehrt an die Oberfläche zurück und verbringt den Rest seines Lebens damit, sich fortzupflanzen und, man könnte sagen, intellektuellen Beschäftigungen nachzugehen.« Er streifte Dakota mit einem flüchtigen Blick. »Die Skeliten der Zweiten Phase sind die einzigen, die Kontakt mit anderen Spezies haben. Und natürlich sind sie diejenigen, die eigene Sternenschiffe beanspruchen, seit …«
    Rivers kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden.
    Dakota bemerkte nicht sofort, dass es eine Explosion gegeben hatte – oder dass der Wagen, in dem sie saßen, mit solcher Wucht vom Tunnelboden hochgeschleudert wurde, dass er mehrere Meter durch die Luft flog. Sie selbst fand sich plötzlich in einiger Entfernung von dem brennenden Wrack des Fahrzeugs wieder, ohne sich deutlich erinnern zu können, wie sie an diesen Ort gelangt war. Von weitem hörte sie Schreie und

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