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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sich sonst selbst bei Lebensgefahr immer unerschrocken, ja, wie ein rechter Draufgänger. Die Sache mußte also wirklich ernst sein! Er setzte den Winzling sacht in seine Armschlinge und streichelte ihn sanft, um ihn zu beruhigen. »Fyl, kleiner Kerl, was ist nur los mit dir? Komm, erzähle, du bist doch hier unter Freunden.« Endlich, endlich hob Fyl den Kopf und sah mit aufgerissenen Augen und am ganzen Leibe schlotternd zu ihm auf. »Kay … Mütterchen. Sie ist verschwunden, Hugh, verschleppt!« piepste er.
    Da ließ Wilse vor Schreck seinen Hammer fallen. »Verschleppt… Du meinst, entführt?«
    »Das Wort kenne ich nicht«, erwiderte Fyl, nachdem er einmal tief Luft geholt hatte. »Einige Männer kamen, aber ich glaube, der sie packte, war dein Bruder, der König … glaube ich. Schwarzhaarig, stämmig und mit einem Akzent wie du. Hugh!« klagte er und verbarg erneut sein Gesicht.
    »Verflucht, verflucht, verflucht noch mal!« stöhnte Hugh und trat wütend gegen die Box, streichelte aber Fyl weiter. »Ich hatte ja befürchtet, daß er irgendeine Gemeinheit begehen würde. O Göttin! Wilse, was soll ich nur tun? Ich will nichts Unbesonnenes tun … was Troy gemacht hat, war unbesonnen …« Damit drehte er sich um, ging zur Burg hinüber und stieg hinauf ins eheliche Schlafgemach.
    Dort hob er Fyl behutsam aus seiner Armschlinge, bettete ihn auf einen Haufen Wolldecken und sah sich flüchtig um. Dann setzte er sich rücklings auf einen Stuhl, legte seine Linke auf die Lehne, stützte das Kinn darauf und starrte, ganz in Gedanken verloren, vor sich hin.
    Das ist alles so unwirklich, dachte er, mir ist, als ob sie noch hier, noch ganz nah wäre. »O Kay, was soll ich nur tun?« stöhnte er auf. »Ich werde ihm die Männer aus dem Dorf nicht schicken … Das habe ich dir und ihnen versprochen. Und Thyr wäre in größter Gefahr, wenn sie sich aufmachte … denn Troys Bogenschützen sind fürchterlich!«
    Er fuhr hoch, von dem endlich sich wieder regenden Fyl aus seinen Gedanken gerissen - und hätte nicht zu sagen gewußt, wie lange er schon grübelnd dagesessen hatte. Der Zwergdrache huschte vom Bett herab und kletterte ihm geschwind auf die rechte Schulter.  
    »Was überlegst du denn, Hugh?« fragte der Kleine sanft. »Wie ich unsere Kay zurückholen kann«, versetzte Hugh und lachte mit einemmal.
    »Was ist? Was findest du so lustig?« fragte Fyl und schmollte.   
    »Wenn mir vor einem Jahr einer gesagt hätte, daß ich mich eines Tages mit einer kleinen Eidechse wie dir unterhalten würde …« »Ich bin aber keine Eidechse«, erwiderte Fyl keck. »Ich bin ein Zwergdrache. Ein himmel-weiter Unterschied!«
    »Entschuldige, tut mir leid! Also, daß ich eines Tages einem so prächtigen Zwergdrachen Gesellschaft leisten würde!«  sagte Hugh, klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken und kraulte ihn dann am Kopf, dort, wo Fyl anscheinend so gefühlig war. »Dem hätte ich gesagt, er sei wohl völlig verrückt … Aber die Dinge ändern sich mit der Zeit, nicht wahr?« »Ja, sicher. Wie wollen wir also unsere Kay befreien?« »Ich habe mir da etwas überlegt, muß es aber erst noch mit Wilse besprechen.« Hugh erhob sich. Plötzlich stieg ihm ein wunderbarer Essensduft aus der Küche unter ihnen in die Nase. Oh, es ist wohl später, als ich dachte. Von hier aus ist die Sonne nicht zu sehen … aber ich wette, es ist schon spät am Nachmittag. Mit Fyl auf der Schulter stieg er eilig die Treppe hinab. Als er in die blitzblanke Küche trat, sah er Sylva emsig dabei, das Abendessen - Brathähnchen mit Karotten und Kartoffeln - zu richten. Sie blickte kurz zu ihm auf und starrte dann wieder in ihren Gemüsetopf. Ihr hübsches Gesicht war tränenverschmiert.
    Wilse saß stumm am Tisch und starrte düster in seinen Bierkrug. Als Hugh ihm gegenüber Platz nahm, blickte er auf. »Was hast du beschlossen, Bruder?« fragte er ruhig. Er sah recht erschöpft aus, so als ob er unterdessen schwer geschuftet hätte … um seine Wut auszulassen.
    »Troy hat sein Wort gebrochen, das er mir gab. Ich werde ihn zum Zweikampf fordern«, erwiderte Hugh. Daß er es jetzt ausgesprochen hatte, erleichterte ihn, so als ob damit schon alles erledigt und vorbei gewesen wäre.
    Sylva keuchte erschrocken, fuhr aber in ihrer Arbeit fort. »Du bist verrückt«, schimpfte Wilse, schon halb auf den Beinen.
    »Setz dich wieder!« sagte Hugh bestimmt. »Niemand wird mich von diesem Entschluß abbringen.«
    »Aber du bist doch ein

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