Lichtschwester - 8
und nicht in der Armee des Hexers … ist mehr Loyalität zu deiner Familie als Treue zum König.«
»Weißt du, wo meine Frau ist?« Ich hatte vergessen, daß der Helm so schwer ist, dachte Hugh, aber ich hatte ja auch nicht vor, ihn noch einmal zu tragen.
»Leider nein, Mylord. Aber das Lager ist riesig.« »Hm, hm«, räusperte sich da jemand hinter ihnen. Als Hugh sich umdrehte, sah er Troy gewappnet vor sich stehen. Sein schwarzhaariger, stämmiger Bruder trug nun einen Helm mit Rabenschwingen als Zier und hatte sein großes Schwert gegürtet. Hinter ihm stand nur sein Knappe.
Hugh warf einen Blick in die Runde und sah, daß das ganze Heer um den Exerzierplatz geschart war. »Nun, Bruder, du trittst also zum Zweikampf gegen mich an«, sagte er, zog dann sein Schwert und hob es zum Gruß.
»Ja, Hugh, dabei wollte ich, daß deine Männer für mich kämpfen … Ich hätte nie geglaubt, daß wir uns einmal so gegenübertreten würden!«
»Du bist eidbrüchig geworden, Troy«, erwiderte Hugh. »Du hattest gelobt, uns in Ruhe zu lassen. Nun weiß ich allerdings, warum du die Männer angefordert hast. Warum hast du nicht gesagt, daß du die Stadt verloren hast?« Er fühlte helle Wut auf seinen Bruder in sich aufsteigen.
Jetzt zog auch Troy seine Klinge und salutierte. »Das verbot mir meine Ehre, die Angst vor der Schmach … Mit eingezogenem Schwanz zu meinem kleinen Bruder zu laufen … da hätte ich mich zu Tode geschämt. So kämpfen wir also.« Das machte Hugh nur noch ärgerlicher.
Troy führte den ersten Schlag - aber der Hieb ging fehl und riß ihn mit seinem Schwung an Hugh vorbei.
Der drehte sich schnell um und trat, durch seinen Schild gedeckt, auf ihn zu und schlug auf ihn ein. Troy warf seinen Schild noch rechtzeitig herum, um den Hieb abzufangen, taumelte unter dessen Wucht aber einen Schritt zurück - sehr zu Hughs Freude. Troy schöpfte Atem, wich noch einen Schritt zurück und führte den zweiten Schlag, der aber an Hughs Schild abprallte. Da griff Hugh erneut an und führte den Hieb von hoch oben herab. Troy taumelte rückwärts und wäre beinahe über einen Sandhaufen gestolpert. Hugh setzte gleich nach, aber sein Schlag verfehlte das. Ziel, und sein Schwung trug ihn gar einige Schritte an Troy vorbei.
Zur gleichen Zeit schlüpfte Fyl so vorsichtig wie möglich aus dem hohen Gras ins Lager. Aber ein paar Kinder entdeckten ihn. »Eine Schlange!« riefen etliche und und nahmen schreiend Reißaus. Nur ein flachsblonder Junge faßte sich ein Herz, hielt inne und lief hinter Fyl her. Der Zwergdrache huschte aber so schnell zwischen den Zelten hindurch, daß der Junge die Verfolgung bald aufgab. Jetzt trippelte Fyl spähend und witternd kreuz und quer durch das große Lager. Er spürte Kayli regelrecht. Das könnte ich Hugh nie erklären, dachte er, als er sich umsah, sie und ich sind von sehr ähnlicher Natur … Es wird schon wärmer, aber es sind ja so viele Zelte und so viele Menschen hier! Und mehr als eine Frau lief bei Fyls Anblick einen Stock holen, um »die Schlange« zu erschlagen.
Aber Fyl huschte weiter und immer weiter. Nach einer Weile dachte er: Hier sollte es besser sein, ich bin nämlich schon ganz schön fertig, und kroch unter einer Zeltbahn durch: gerade rechtzeitig, um noch zu sehen, wie eine Frau seiner Kayli ein kleines Bündel reichte - ein in Decken gehülltes, jämmerlich schreiendes Etwas.
»Mütterchen!« piepste er und lief schnurstracks zu Kayli hin. Da schrie die Frau entsetzt auf. »Eine Schlange!« rief sie und rannte aus dem Zelt.
»Ich bin keine Schlange!« schrie Fyl ihr gekränkt hinterher und stieß aus seinen Nüstern Rauchwölkchen aus. »Fyl!« strahlte Kayli.
Sie drückte das Bündel fest an sich und warf dem Drachen einen freudigen Blick zu. »Gleich, mein Kleiner. Erst muß ich die da noch beruhigen.« Sie girrte ihrem Baby zu und wiegte es sanft, so daß es bald zu schreien aufhörte. »Siehst du, nun wird sie ein Weilchen schlafen. Aber was machst du denn hier, Kleiner? Ich dachte schon, sie hätten dich getötet… Komm her!« Er huschte zu ihr, setzte sich ihr auf die Schulter und schmiegte sich an ihr Gesicht. »Hugh ist da, um gegen diesen Mann … Troy zu kämpfen. Ich wußte ja, daß ich dich finde, und ließ ihn darum allein.«
»Du … was? Er kommt zum Kampf, und du läßt ihn allein?« entfuhr es ihr so laut, daß ihr Kindchen aufwachte und wieder zu greinen begann. »Was ist nur in dich gefahren?!« Nun hörte sie mit einemmal den
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