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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die er eben verzehrt hatte, in Ruhe und Frieden zu verdauen. Aber gerade als er sein Schnäuzchen durch die Tür steckte, erbebte die Küche von einem gotteslästerlichen Fluch und zerschellte über ihm ein Teller an der Wand. Göttin! Wo bin ich da nur hineingeraten?! dachte er, duckte sich und nahm die Beine in die Hand.
      »Hugh, was, zum Teufel, hast du gemacht?« zeterte Kayli und ging, die Arme über dem schon dicken Bauch verschränkt, langsam auf und ab und starrte dabei ihren Mann fassungslos an. »Kayli, er befahl...«, stammelte der rothaarige Hüne und blickte schamroten Gesichts zu Boden. Nun hob er protestierend die Linke, ließ sie aber, noch tiefer errötend, wieder fallen, so als ob es zu solcher Geste beider Hände bedürfe - und den rechten Arm trug er ja, seit seiner schweren Verwundung im vorigen Frühjahr, lahm und zu nichts mehr nütze, in einer Lederschlinge. »Er befahl dir, ihm zu geben, was dir nicht gehört«, schloß sie an seiner Statt. »Schicke seinen Boten zurück. Troy muß mit mir reden. Ich will wissen, was vor unserer Verlobung hinter meinem Rücken vereinbart wurde.« Sie warf noch einen Teller nach ihm, daß es nur so klirrte.
      Dann machte sie kehrt und stieg so rasch, wie es in ihrem Zustand ging, in ihr eheliches Schlafgemach hinauf und verriegelte sofort die Tür hinter sich. Oh, Göttin, gib mir Kraft! betete sie stumm. Ich brauche Ruhe, oh, ich bin seit kurzem immer so müde. Aber die jähen Stöße des Kindes in ihrem Bauch rissen sie aus ihren trüben Gedanken. Sie ließ sich behutsam auf die Bettkante nieder.
      Warum muß das nun passieren und nicht in einem Monat oder in ein, zwei Wochen ... wenn du erst einmal auf der Welt bist? Wie konnte Hugh ihm Leute für seine Armee versprechen, hat er denn nur Stroh im Kopf?  
       Die trüben Gedanken hatten sich nicht lange verscheuchen lassen. Und ich, so hilflos ... und das Wetter in diesem Frühling genauso schlecht wie im vorigen ... aber wenigstens ist das Dach jetzt dicht... O Göttin!
      »Kay?« fragte Hugh durch die Tür. »Kay, bitte, laß mich rein! Ich habe getan, was du mir gesagt hast.«
      »Ehrenwort?« fragte sie. »Oder lügst du mich mal wieder an?«  
      »Kay, laß mich bitte rein. Ich habe den Boten mit deinem Auftrag auf den Weg geschickt. Aber ich weiß natürlich nicht, wie Troy reagiert.«
      Sie seufzte. Er klang ganz zerknirscht. Daß ich auch nie lang mit ihm böse sein kann! Sie erhob sich, entriegelte die Tür und legte sich dann der Länge lang aufs Bett.
      Rasch trat er zu ihr und setzte sich neben sie. »Kay, er ist mein älterer Bruder. Ich konnte ihm ja noch nie ... « Er streichelte ihr mit der Linken die Wangen und strich ihr ihr langes, weißes Haar glatt.
      »... noch nie die Stirn bieten. Das hattest du schon mal gesagt.« Sie seufzte resigniert und schloß die Augen. »Hugh, diese Männer bekäme ich wahrscheinlich nicht einmal dazu, sich selbst und ihre Frauen und Kinder mit dem Schwert in der Hand zu verteidigen. Irgend so eine Wanderpriesterin hat sie eine seltsame Religion gelehrt. Und jetzt halten sie es für eine Sünde, absichtlich eines anderen Menschen Blut zu vergießen.«
      »Aber bei dem Fremden, letztes Jahr, als Sylva entführt wurde, der ...«
      »Er hat sich offensichtlich auf sie gestürzt, wie rasend vor Wut, und sie haben sich verteidigt. Sein Tod dürfte ein Unfall gewesen sein. Aber sie fühlen sich trotzdem schuldig.« »Und was ist mit deinem Zauber?«
      »Denk an Großmutters Warnung!« sagte Kayli. »Ich will, daß unser Kind groß und gesund und schön wird, wie sein Vater. Und wenn ich nun zaubere, riskiere ich, daß es nicht einmal lebendig zur Welt kommt!«
      »Kay, was hieltest du von einem Magier gleich dir?« fragte Hugh zärtlich. »Die Chancen stehen doch nicht schlecht, bei dem Talent meiner Mutter und überhaupt.«
      »O ja, ich denke schon«, erwiderte sie und zuckte zusammen, weil das Kind sie wieder trat. »Es scheint ja recht gesund!« Sie nahm seine Linke und legte sie auf ihren Bauch. »Es tritt mich schon den ganzen Tag.« Das Kleine bekräftigte ihre Worte, sehr zu ihrem Leidwesen.
      »Ein äußerst lebhaftes Kind«, sagte er grinsend. »Und was, wenn es ein Mädchen ist?«
      »Ich nehme, was kommt. Aber ich will ihm nicht etwa mit meinem Zauberfeuer schaden.« Sie ließ sich zurückfallen und spürte nun erst so richtig, wie erschöpft sie doch war.
      »Hm, hm!« piepste jemand an der Tür.

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