Lichtschwester
nicht auf den Gedanken, um Hilfe zu rufen, und also war der Knebel, den er ihr in den Mund schob, völlig überflüssig, nur lästig. Sie begann hastig einen Zauber, einen, der Donner und Blitz erzeugt, aber keiner Geste bedarf. Aber sie fühlte, wie das Kind in ihr sich dabei wand und sie heftig trat. Da erstarrte sie und brach den Zauber ab.
Sie hörte Fyl vor Angst piepsen und einen hohen, schrillen Schrei ausstoßen, der dann gleich darauf jäh erstarb. Aber in dem Gewühl ringsum konnte sie nichts erkennen - ihr wurde schlecht bei dem Gedanken ...
»Ich bin sicher, das wird Hugh den Ruck geben, den er anscheinend braucht«, spottete Troy und führte sie zu einer bereitstehenden Pferdesänfte. »Du hast deinem Mann ein Rückgrat gegeben, Mädchen, aber warten wir ab, wie er sich jetzt verhält.« Er half ihr in die Sänfte.
»Versuche nicht, zu fliehen«, warnte er. »Meine Männer haben Befehl, dich in diesem Fall zu töten«, fuhr er mit häßlichem Lächeln fort. »Du bist jetzt nicht mehr so schnell, und Hugh hätte mir längst das Verlangte gegeben, ehe er von deinem Schicksal erführe.« Nun löste er ihr die Handfesseln. Kayli starrte ihn an. Sie war ganz krank vor Kummer. Soviel also zu dem Versuch, den Krieg aus dem Westen fernzuhalten, dachte sie.
Trotz des Gerüttels und Geschwankes ihrer Sänfte fiel sie bald in tiefen Schlaf, was vor allem eine Reaktion auf den Schock und die Anspannung war.
»Hilfe!« schrie Fyl so panisch, als er nun in die Scheune gerannt kam, daß Hugh einen großen Nagel, den Wilse vorgesetzt hatte, vor Schreck ganz krumm schlug.
»Verdammt! Fyl, was hast du?« fluchte Hugh und holte erst einmal tief Luft, legte dann seinen Hammer beiseite und half dem Drachen auf eine Boxenwand. Und als der Kleine jetzt auf Kopfhöhe vor ihm saß, sah er auch gleich die frische Schwellung an seiner Flanke.
»Es ist ... es ...«, stammelte Fyl, fuhr seinen langen, schlanken Hals ein, um den Kopf hinter den Vorderpfoten zu verbergen, und begann, jämmerlich zu wimmern.
»Was hat der denn?« fragte Wilse, Hughs jüngerer Halbbruder, und kam kopfschüttelnd herbeigelaufen. »Der ist ja ganz außer sich!«
Wilse war bei Hughs Rückkehr auch nach Riverwer gekommen, um beim Wiederaufbau der Burg zu helfen. Er war dann geblieben und hatte Sylva, die Tochter des Dorfvorstehers, geheiratet. »Also, Kleiner, was ist passiert?« fragte Hugh, der Fyl noch nie so verängstigt gesehen hatte. Der vorwitzige Wicht gab sich sonst selbst bei Lebensgefahr immer unerschrocken, ja, wie ein rechter Draufgänger. Die Sache mußte also wirklich ernst sein! Er setzte den Winzling sacht in seine Armschlinge und streichelte ihn sanft, um ihn zu beruhigen. »Fyl, kleiner Kerl, was ist nur los mit dir? Komm, erzähle, du bist doch hier unter Freunden.« Endlich, endlich hob Fyl den Kopf und sah mit aufgerissenen Augen und am ganzen Leibe schlotternd zu ihm auf. »Kay ... Mütterchen. Sie ist verschwunden, Hugh, verschleppt!« piepste er.
Da ließ Wilse vor Schreck seinen Hammer fallen. »Verschleppt... Du meinst, entführt?«
»Das Wort kenne ich nicht«, erwiderte Fyl, nachdem er einmal tief Luft geholt hatte. »Einige Männer kamen, aber ich glaube, der sie packte, war dein Bruder, der König ... glaube ich. Schwarzhaarig, stämmig und mit einem Akzent wie du. Hugh!« klagte er und verbarg erneut sein Gesicht.
»Verflucht, verflucht, verflucht noch mal!« stöhnte Hugh und trat wütend gegen die Box, streichelte aber Fyl weiter. »Ich hatte ja befürchtet, daß er irgendeine Gemeinheit begehen würde. O Göttin! Wilse, was soll ich nur tun? Ich will nichts Unbesonnenes tun ... was Troy gemacht hat, war unbesonnen ...« Damit drehte er sich um, ging zur Burg hinüber und stieg hinauf ins eheliche Schlafgemach.
Dort hob er Fyl behutsam aus seiner Armschlinge, bettete ihn auf einen Haufen Wolldecken und sah sich flüchtig um. Dann setzte er sich rücklings auf einen Stuhl, legte seine Linke auf die Lehne, stützte das Kinn darauf und starrte, ganz in Gedanken verloren, vor sich hin.
Das ist alles so unwirklich, dachte er, mir ist, als ob sie noch hier, noch ganz nah wäre. »O Kay, was soll ich nur tun?« stöhnte er auf. »Ich werde ihm die Männer aus dem Dorf nicht schicken ... Das habe ich dir und ihnen versprochen. Und Thyr wäre in größter Gefahr, wenn sie sich aufmachte ... denn Troys Bogenschützen sind fürchterlich!«
Er fuhr hoch, von dem
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