Lichtspruch nach Tau
Klasse, denen wir Unterstützung und Hilfe bringen werden. Jetzt können sie auch mich sehen, mich, den Vertreter der freien irdischen Rasse. Mein Anblick wird sie stärken, ihnen Mut einflößen, sie stützen.
Plötzlich blähte sich in ihm ungekannter, mächtiger Stolz auf, auf sich und seine Mission, und schon wollte er zu pathetischen Sätzen von der kosmischen Unterstützung der Brüder greifen, als die Denkmaschine sprach: »Verworfene! Aus dem unendlichen Raum kamen Wesen, sich der unendlichen und ewigen Güte und Macht der Herren zu unterwerfen. Dieser hier ist eines davon. Folgt seinem Beispiel.«
Erstaunt, entrüstet und ungläubig zugleich hatte er diesen Worten gelauscht; entsetzt, als er wieder vernahm: »Gib das Zeichen deiner Gefügigkeit!«
Gehorsam legte er sich auf den Rücken.
Frank Petermann
Bordtagebuch
Der Bildschirm zeigte das Bild eines träge im All taumelnden Wracks, das gleißend das Scheinwerferlicht der LX-15 reflektierte.
Ludwig Bukas beendete mit einer Handbewegung die Diskussion. »Ich werde trotzdem aussteigen. Jan bleibt an Bord!« Ove Johannsen, Tim Tanner und Gert Holub standen wortlos auf und zogen ihre Raumanzüge über.
Jan versuchte es ein letztes Mal: »Du bist der Kommandant, Ludwig. Du hast die Pflicht, an Bord zu bleiben!«
Aber Bukas stand schon im Skaphander an der Tür, sagte zu Tim und Gert, die noch zögerten: »Kommt!« Und er schloß den Helm.
Jan schüttelte den Kopf und drehte den Sessel zum Steuerpult.
Mit traumhafter Sicherheit fand Ludwig Bukas den Einstieg ins Innere des Wracks.
»Ich möchte wissen, was wir hier suchen«, sagte Tim.
Ludwig schwieg. Er öffnete die innere Schleusentür und schwebte voran. Im Licht ihrer Helmscheinwerfer erblickten sie inmitten des Raumes ein Wirrwarr von Streben und Stangen, an das in chaotischer Unordnung elektronische Bauteile geheftet waren, scheinbar wahllos mit bunten Drähten und Kabeln untereinander verbunden.
Ove und Gert brachen in Gelächter aus.
»Hier hat sich einer die Zeit mit abstrakter Kunst vertrieben«, rief Gert atemlos.
Inzwischen versuchte Tim vergeblich, eine Tür zu öffnen, sie bewegte sich nicht. Ludwig schob ihn beiseite, bückte sich und löste eine verborgene Verriegelung. Er stieß die Tür auf und stand im Observatorium des Wracks. Auf einer Liege, das Gesicht der großen Klarsichtscheibe zugewandt, lag der Körper eines Kosmonauten.
Erstaunt sahen die drei, wie Ludwig kurz verharrte, dann schnell und sicher, als wäre er hier zu Hause, das Fach eines Wandschrankes öffnete und ein schmales Buch entnahm.
1
Raumfahrer müssen mit der Gefahr leben, und für viele ist gerade das der Grund, weshalb sie in ein Raumschiff steigen. Ich war anders. Als man die Wahrscheinlichkeit meiner Rückkehr mit 0,998 errechnet hatte, war ich geradezu schockiert darüber, daß meine friedfertigen Forschungen mich derart gefährden sollten. Schließlich wollte ich lediglich einen Teleportationskanal der großen Zivilisationen suchen und nicht ins Zentrum des Aldebaran vordringen. Schon seit der Erfindung der drahtlosen Masseteleportation vermutete man, daß sich hochentwickelte Außerirdische ein Kommunikationssystem auf dieser Basis geschaffen und diese bei uns in den Anfängen steckende Technologie so weit entwickelt hatten, daß sie es als bequemes intergalaktisches Verkehrsmittel benutzen konnten.
Ich war ein – zugegeben fanatischer – Anhänger dieser Hypothese und entschlossen, der Gefahr von zwei Tausendsteln Wahrscheinlichkeit ins Auge zu blicken und den experimentellen Nachweis zu erbringen. Wenn auch kein Held, ein Feigling war ich gewiß nicht.
Und als es dann wirklich geschah, im zweiten Jahr meiner Reise, schlief ich. Kein Ton der Alarmanlage hatte mich wekken, kein rhythmisch blinkendes Licht meinen Schlaf stören können. Frag mich keiner, wie das Unglück passierte. Ich weiß es nicht. Kein Stoß hatte das Raumschiff erzittern lassen. Ohne Ankündigung war etwas gekommen, hatte einen Teil der »Galaktik« glatt abgeschnitten und war damit im All verschwunden.
An jenem Morgen hatte ich die Augen geöffnet und wie immer lange nicht zu mir finden können. Mich zwangen keine unaufschiebbaren Pflichten. Den Tag teilte ich mir so ein, wie ich es für richtig hielt. Die Vorhaltungen des Bordcomputers ließen mich kalt, solange er nicht energisch wurde und mir einfach das Licht ausdrehte oder mich aus dem Bett kippte.
Ich stellte die Füße auf die Erde und verlangte Morgenmusik. Als sie
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