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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Hochsicherheitslabor wirklich so leicht zugänglich sein? Oder lag es daran, dass dies Alba war und die Friedenstruppen wussten, dass kein Dieb, dem es gelungen war, in die Orbitfestung einzudringen, unbeschadet entkommen konnte? Li zählte die Türen, bis sie die entdeckte, die sie vom Haupttrakt der Laborspeiche trennte. Da sind wir, dachte sie. Sie zog den Dietrich-Satz aus dem Bauchbeutel ihres Anzugs und rollte ihn auf dem Deck auseinander.
    Das Schloss kostete sie viel Zeit; sie war daran gewöhnt, dass Catrall solche Dinge für sie erledigte. Aber Catrall war tot. Und selbst wenn nicht, hätte er ihr bei diesem Job bestimmt nicht geholfen. Nicht, wenn es bedeutete, Alba an die Leute zu verkaufen, die auf Gilead so viele ihrer Kameraden getötet hatten.

     
    03:19:40
     
    Schritte. Li erstarrte. Näherten sie sich oder entfernten sie sich? Sie kamen näher. Li rollte ihre Werkzeuge zusammen, schlich um die Biegung des Korridors und kletterte in die Schatten unter der Decke.
    Zwei Frauen gingen vorbei. Wachen, keine Wissenschaftlerinnen; Li konnte die dicken Profilsohlen ihrer Stiefel hören und den schroffen, kantigen Slang, der die Muttersprache des UN-Pöbels war. »Heute schon die Nachrichten gesehen?«, fragte eine von ihnen. »Der Unionsrat will Truppen auf Compsons Planet schicken, um die Bergwerke zu öffnen.«
    »Was für ein Drecksloch. Na, solang wir’s nicht machen müssen.«
    »Was machen? Nach Compson fliegen oder die Bergwerke öffnen?«
    »Beides. Ich habe mich nicht verpflichtet, um Kohle zu schaufeln. Oder Bergleute zu erschießen. Der ganze Planet ist versaut, schon seit den Aufständen. Wenn du mich fragst, sollten wir den Kontakt abbrechen und das ganze Gesindel ins Vakuum rausschießen.«
    »Würden wir auch machen, wenn die Typen in Labor acht es schaffen würden, die Synthetikkristalle richtig zu formatieren.«
    »Ja, genau. Und wenn Wünsche Pferde wären …«
    »… wären Pferde noch nicht ausgestorben.«
    Die Wachen lachten, und ihre Stimmen verloren sich im Korridor.
    Li zählte bis zwanzig, hielt den Atem an und ließ sich auf den Boden fallen. Als sie wieder an der Labortür war, sah sie etwas, das ihren Herzschlag fast aussetzen ließ: ihr eigener Quanten-Dietrich, der wie ein Nietnagel aus dem Schaltpult ragte.

    Einen panischen Augenblick lang befürchtete sie, dass die Patrouille das Werkzeug gesehen hatte und zurückkommen würde, um nach ihr zu suchen, dass der gelangweilte Tratsch nur eine Täuschung gewesen war. Dann riss sie sich zusammen. Es war kein Trick gewesen. Sie hatte einfach Glück gehabt. Die beiden Frauen waren direkt an dem Dietrich vorbeigegangen und so in ihr Gespräch vertieft gewesen, dass sie ihn nicht gesehen hatten. Ein Vorteil beim Sturm auf eine uneinnehmbare Festung bestand darin, dass niemand damit rechnete, um eine Ecke zu biegen und auf einen Eindringling zu stoßen.
    Im Labor sah Li ihr Ziel auf den ersten Blick: ein Park 35-Zed, der größte Mainframe-Rechner, der von den führenden militärischen Vertragspartnern überhaupt produziert wurde. Sie ging einmal vorsichtig um das System und suchte nach dem Input-Port. Sie fand ihn an einer Längsseite der Anlage, in einer kleinen Nische, die mit einem ausklappbaren Pult und einem Rollhocker für die Techniker ausgestattet war. Sie deaktivierte ihren Druckanzug und streifte die Haube vom Kopf, um die Buchse an ihrer Schläfe freizulegen. Sie setzte sich auf den Hocker und hielt die Füße direkt unter ihrem Körperschwerpunkt, um möglichst schnell wieder aufstehen zu können, wenn es sein musste. Sie zog das Kabel aus der Tasche.
    Sie erinnerte sich, wie oft sie Kolodny befohlen hatte, sich an feindliche Systeme anzuschließen. Dann fiel ihr ein, dass es diesmal gar kein feindliches System war. Sie wollte nur auf das externe Kommunikationsprogramm zugreifen und eine Verbindung mit Cohen herstellen, der auf dem Starling wartete. Und das System würde sich nicht feindselig verhalten, denn wenn alles gut ging, würde es nie merken, dass sie hier gewesen war. Es half nichts. Sie öffnete das Hauptmenü und ging die Einstellungen durch, so schnell wie nur möglich, ohne eine KI oder humane Systemverwalter
auf sich aufmerksam zu machen. Sie versuchte sich zu vergewissern, dass sie nicht einen verborgenen Stolperdraht auslöste. Der Zed war sehr viel leistungsfähiger als die kleineren Computer, die sie zu manipulieren gewohnt war, und der direkte Kontakt verschaffte ihr einen verwirrenden,

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