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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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geplante Partnerschaften mit einem
halben Dutzend multiplanetarer Unternehmen ein, die sie nutzen konnten.
    Das war noch in den dunkelsten Jahren der Migration geschehen, als man auf der Erde experimentierte und der Ring nur aus einigen tausend Quadratkilometern behelfsmäßig konstruierter Raumplattformen bestand. Seitdem hatte die UN mithilfe der Bose-Einstein-Technologie die erste stabile und effektive interstellare Regierung aufgebaut. Als in der Peripherie die genetischen Unruhen ausbrachen, konnte nur die UN, die die orbitalen Relaisstationen unter Kontrolle hatte, sie wieder eindämmen. Und als die ersten Überfälle der Syndikate stattfanden, benutzten die UN-Truppen eben diese Relais, um jede Offensive der Syndikate abzuwehren, um abgelegene Brutstationen und Geburtslabors zu stürmen und um die Revolten niederzuschlagen, die immer aufflackerten, wenn Syndikatstruppen landeten.
    Aber der Preis für diesen Schutz war das strenge Monopol der UN auf interstellare Transportmittel. Und jeder, der mit TechComm aneinandergeriet, machte sich besser auf eine lange, einsame, frostige Wartezeit gefasst.
    Haas stach mit einem dicken Finger in Richtung der Planetenoberfläche. »Wir können hier oben nicht mehr als die Produktionskapazität eines Monats lagern, und TechComm hat das Hauptrelais für Privatverkehr gesperrt, als die Feld-KI ausgefallen ist. Ich habe letzte Woche zweitausend Bergleute an die Luft gesetzt. Noch einen Monat, und in Shantytown werden die Kinder verhungern. «
    Wahrscheinlich verhungern sie jetzt schon, dachte Li. Die Grenze zwischen Leben und Tod war in Shantytown kaum auszumachen. Manchmal genügte ein ausgebliebener Gehaltsscheck, um eine ganze Familie über diese Grenze zu stoßen.

    »Ich schwöre, ich würde lieber mit den Syndikaten Geschäfte machen«, fuhr Haas fort. »Wenn bei denen etwas ausfällt, reparieren sie’s wenigstens wieder. Oder reißen es ab. Das ist immerhin eine Grundlage für bilaterale Beziehungen. «
    Dann sah er Li in die Augen und wurde blass, als ihm einfiel, mit wem er hier redete.
    Sie beobachtete ihn nur. Haas war also für eine Abspaltung – oder hielt die Idee zumindest für diskutabel. Li bezweifelte, dass derartiges Gerede heutzutage noch jemandem auf Compsons Planet eine vorläufige Inhaftierung einbringen würde, aber Haas’ Vorgesetzte im Konzern würden ihm mit Sicherheit die Hölle heiß machen. Schön, dachte sie. Dann soll der Kerl versuchen, sich rauszuwinden.
    Aber am Ende konnte sie es doch nicht durchziehen.
    »Sparen wir uns das«, sagte sie. »Ich habe das oft genug durchgekaut, um zu wissen, dass Worte noch keine Taten sind. Und ich bin hier, um Sharifis Tod aufzuklären, nicht um über Ihre politischen Ansichten zu streiten.«
    Aber sie strich trotzdem mit der Hand über die Armlehne, als sie aufstand, über die toten Hautzellen, die den gebürsteten Stahl mit einer dünnen Schicht überzogen. Es war illegal, aktive Pigmente für Überwachungszwecke umzuprogrammieren. Aber sie hatte noch nie erlebt, dass jemand deswegen in Schwierigkeiten geraten war. Und wenn sie es richtig anstellte, konnte es sie ein ganzes Stück weiterbringen, ob mit oder ohne Vollmacht.
    Als sie sich zur Tür wandte, glaubte sie im Schatten hinter dem großen Schreibtisch etwas rascheln zu hören. Sie hielt inne, lauschte und hätte schwören können, dass sie Parfüm roch. Sie sah zu Haas hinüber, aber er hatte sich wieder an seinen Papierkram gemacht und schien es nicht zu bemerken.

    Beobachtete sie jemand? Gab es jemanden, der ihr Gespräch heimlich belauscht hatte?
    Nein, dachte sie. Hier steckte keine Frau in den Wänden. Es war nur eins dieser kleinen Geräusche, die überall in der Station vorkamen. Nur die Heizung, die auf- oder abgedreht wurde, oder Luft, die durch die Ventilatoren strömte.
    Einfach nichts.

ABG-Station: 13.10.48.
    A ls Li an Bord kam, warteten Haas und seine Mannschaft bereits in der engen Passagierkabine des Shuttles. Sie zog sich im Gang aus und streifte die geborgte Bergarbeiterausrüstung über. Die meisten anderen Passagiere schauten weg. Haas nicht.
    Das Equipment umfasste einen Mikrofaser-Kletterharnisch, einen Beatmer und einen Sauerstofftank, ein Erste-Hilfe-Set mit Endorphin-Boostern, synthetische Haut-Patches und eine altmodische Viral-Aderpresse. Li zog den Harnisch über und zuckte zusammen, als die vertraute Bewegung ihren verletzten Arm belastete. Das gesamte Equipment wog weniger als die Infanteristenausrüstung, die Li

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