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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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seine Basisfunktionen auszuführen. Dieses Implantat ist allerdings eine Komponente einer größeren Einheit. Es ist dafür gedacht, seinen Träger mit einem größeren, externen System interagieren zu lassen.«
    »Welche Art von System?«
    »Nun«, sagte Sharpe, »ich würde auf eine emergente KI tippen.«
    Li starrte ihn an, und als sie merkte, dass ihr Mund offen stand, biss sie die Zähne aufeinander. Jeder, der mit uneingeschränkten Zweiweg-Interfaces zwischen einer empfindungsfähigen KI und einem menschlichen Subjekt experimentierte, verstieß gegen so viele Gesetze, dass man sie gar nicht aufzählen konnte. »Ich dachte, solche Experimente seien vor Jahren abgebrochen worden«, sagte sie.
    »Interfaces zwischen Menschen und Emergenten sind politisch ein rotes Tuch, so viel steht fest. Aber trotzdem hört man immer wieder etwas davon. Auf Alba lief ein entsprechendes Programm, bis die Polykonfessionellen die Nachfrage dämpften. Und ich bin mir sicher, dass es in Freetown immer noch ein paar Gruppen gibt, die daran arbeiten.«
    »Sie wollen damit also sagen, dass Sharifi Schwarzmarkttechnik mit sich herumgetragen hat.«
    »Nicht unbedingt. Vielleicht war die KI am anderen Ende der Leitung keine Emergente.« Sharpe zuckte die
Achseln. »Dennoch wäre es mein heißester Tip. Ich vermute immer noch, dass sie für irgendeine Art geteilter Operationen mit einer Emergenten ausgerüstet wurde.«
    »Davon gibt’s nicht allzu viele, Sharpe.«
    »Ja, richtig.«
    »Denken Sie dasselbe wie ich?«
    »Die Feld-KI der Relaisstation?«
    Li spürte, wie ihr die Kälte des Autopsiesaals in die Knochen sickerte. Was zum Teufel hatte Sharifi angestellt? Und wer würde sie solche riskanten Spielchen mit einer Feld-KI spielen lassen, wenn von jeder Quantentransport-Operation Leben abhingen? »Ich würde wirklich gern die Psychoware sehen, die auf diesem Implantat gelaufen ist«, sagte sie.
    »Ist nicht dort aufgespielt. Dafür steht nicht annähernd genug Speicher zur Verfügung. Sie ist sicher auch extern eingebunden worden.«
    »Und die Feld-KI ist günstigerweise offline, nicht?«
    »Sieht so aus.«
    Sie starrten beide für einen Moment auf den Bildschirm, ohne etwas zu sagen.
    »Nun«, fragte Sharpe. »Was soll ich damit machen?«
    »Nehmen Sie’s raus«, sagte Li.
     
    Mit quantenkorrigierter Replikation hatte Li meist dann zu tun, wenn sie bis zu einem nahezu komatösen Zustand sediert war. Die Kryotechnik machte überlichtschnelle Transporte – sonst eine potenziell tödliche Tortur – zu einer Belastung, die man überleben konnte. Und gewöhnlich behielt Li nicht mehr davon zurück als eine verstopfte Nase und wandernde Gelenkschmerzen.
    Das Entfernen von Biotechnik war aber eine andere Sache. Es lief kontrolliert ab, unter Beobachtung, in einem beruhigend vertrauten Umfeld. Eine der leichtesten Übungen
für Chirurgen. Diese allerdings brauchte Zeit. Sharpe hatte nicht die nötigen Informationen vorliegen, um seine Geräte vorzujustieren; er musste herumprobieren, um die Quantensignatur des Implantats einzugrenzen. Aber nach einer langen Reihe von kniffligen Anpassungen stellte er eine verifizierte Verschränkung her, lud den primären Spinstrom hoch, reintegrierte die verschränkten Daten und wartete, während der Rechner seine verschachtelten Korrekturprotokolle abarbeitete. Als sein Terminal ihm mitteilte, dass es die Sharifi-Transformation komplettierte , lachten Li und Sharpe nervös.
    Fünf Minuten später hielt Li ein kleines Paket in der Hand: eine sauber zusammengerollte Spule aus weißen Keramstahlfasern und einige gelumschlossene Mikrorelais, alle schockbestrahlt und von einem sterilen chirurgischen Film umhüllt.
    »Es ist so klein«, sagte sie.
    »Zwei Kilometer«, erklärte Sharpe. »In einem durchschnittlichen Ganzkörpernetz ist das die Länge einer Faser von einem Ende zum anderen.«
    Li wog die schmale Rolle in der Hand. Welchen Grund hatte Sharifi gehabt, sich illegale Wetware installieren zu lassen? Und, noch beunruhigender, woher hatte sie sie? »Werden Sie das brauchen?«, fragte sie Sharpe.
    »Kann schon sein.«
    »Gut.« Sie gab es ihm. »Sorgen Sie nur dafür, dass es hier ist, wenn ich’s mir noch mal anschauen muss.«
    »Kann ich Sie etwas fragen?«, sagte Sharpe, als sie an der Tür war. Seine Stimme klang seltsam angespannt. »Inoffiziell. «
    Li drehte sich um. »Natürlich.«
    »Haben Sie sie gekannt?«
    »Wen? Sharifi?«
    Sharpe nickte.

    »Nicht richtig. Ich habe sie ein paarmal

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