Liebe 2.0
gerade ereignislos
verlaufen. Kurz: Es kommt Einiges zusammen, und eh man sich versieht,
entspinnen sich daraus mit einem Mal neue, ganz eigene Geschichten. Ich würde
fast sagen, dass es zuletzt Eigentherapie ist, um dem Chaos in meinem Kopf
nicht irgendwann selbst anheim zu fallen… (lacht) Und außerdem hat man
als Autor den besseren Schlag bei Frauen!
ICH (lache
ebenfalls): In der Tat, es ist schon auffällig, dass ein Großteil ihrer Fans
weiblich ist. Irgendeine Ahnung, woran das liegen kann?
EGGER: Ich
weiß es nicht. Verraten Sie es mir? (zwinkert) – o nein, entschuldigen
Sie, das war wirklich plump! Ich hätte zur Signierstunde kein Bier trinken
dürfen… (legt angestrengt die Stirn in Falten und fährt sich durch die
strubbeligen Haare) Nun, ehrlich gesagt ist es schwierig, für mehrere
tausend Leser ein allgemeingültiges psychologisches Profil zu erstellen. Aber
ich denke, dass sich die Frauen in meinen Büchern ernst genommen fühlen. Die
Beziehungen, die ich schildere, sind gleichberechtigt – was nichts anderes
heißt, als dass Männlein und Weiblein gleichermaßen neurotisch sind. (lacht)
ICH: Inwieweit
stimmt der Mensch Martin Egger mit dem Bild überein, dass seine Fans von ihm
haben? Der Mann mit dem Durchblick. Der Frauenversteher.
EGGER: Uh,
das ist eine gemeine Frage! Ehrlich, was haben Sie vor? Wollen Sie meine
Karriere ruinieren?… Sehen Sie, auf dem Papier klingt das alles gut und
logisch, und in meinen Büchern – egal ob wissenschaftlich oder belletristisch –
geht die Rechnung immer auf. Aber im echten Leben? Da fehlt einem zumeist die
nötige Distanz, um zu erkennen, wann welche Entscheidung die richtige ist.
Welche Begegnungen dein Leben bereichern und welche eher nicht. Im Nachhinein
lässt sich leicht sagen: Als ich sie das erste Mal sah, mit ihren zahllosen
Notizen und dem Aufnahmegerät in der Hand, wie sie mich aus ihrem blassen Gesicht
mit den großen braunen Augen anlächelte und dabei keine Ahnung hatte, wer ich
war – da wusste ich, ich hatte jemand ganz Besonderen getroffen… Aber so
einfach ist das nicht. Leben birgt Risiken… Doch gerade die machen es irgendwie
auch erst spannend, denke ich. Was meinen Sie?
ICH: ???!
EGGER (lächelt): Haben Sie heute Abend schon was vor?
ICH: Was? Äh,
nein, tut mir leid – äh, ich meine ja. Ja! Ich habe was vor. Genau. Und das tut
mir leid. Glaube ich.
EGGER (lächelt
unbeirrt weiter): Na, dann halt ein anderes Mal!
ICH: Äh,
ja... Zur letzten Frage. Unser Standard-Abschluss quasi. Was wünschen Sie sich
für die Zukunft?
EGGER: Natürlich
hoffe ich, dass mein Herbststurm von den Lesern ähnlich gut angenommen
wird wie seine beiden Vorgänger – und vielleicht sogar noch besser. Ich wünsche
mir viele neue Ideen, aber nicht zu viele, denn sonst platzt mir der Kopf. Und
ich fände es echt toll, wenn Sie sich demnächst mal bei mir melden. Hier ist
meine Nummer! (nimmt eine Ausgabe von Herbststurm und kritzelt etwas
hinein)
ICH: Äh…
Danke… Das Buch muss ich jetzt wohl kaufen?
EGGER: Ich
schenke es Ihnen. Dann fühlen Sie sich hoffentlich umso stärker verpflichtet,
mir in naher Zukunft ein Bier auszugeben. Und grüßen Sie Ihren kranken Kollegen
von mir! Er hat mir den Abend versüßt.
ICH: Nun, ich
werde sehen, was sich machen lässt. Haben Sie zunächst vielen Dank für Ihre
Zeit!
EGGER (lächelt): Gerne wieder.
+++ Interview uncut
+++ TOP SECRET +++ Interview uncut +++
Mittlerweile bin ich mit der Küche
und der Welt fertig, sitze auf meinem verwaisten Stuhl und starre durch den
Laptop hindurch ins Nichts. Unsere Worte sind längst verhallt, allein das
Klacken meiner Küchenuhr ist noch zu hören – eine kleine schwarze Katze, die
hektisch von rechts nach links guckt und parallel dazu mit dem Schwanz wackelt.
Ich liebe diese Uhr. Seit ich klein war und eine ähnliche Uhr bei den Muppet
Babies gesehen habe, wollte ich sie haben. Und Jonas, professioneller
Julia-Glücklichmacher a.D., hat sie eines Tages im Internet aufgespürt und mir
geschenkt. Klick-klack-klick-klack-klick-klack… Laut Hersteller hat die
grinsende Katze den Menschen bereits in den 30er Jahren während der großen
Depression ein Lächeln auf die Gesichter gezaubert. Klick-klack-klick-klack… Nun,
gegen die erste Weltwirtschaftskrise sollte mein eigenes Stimmungstief doch ein
Klick-Klacks sein!
Zwölf
3 Uhr 23. Während mein Körper vor
Müdigkeit fast schreit, brüllen meine Gedanken von der anderen Seite her
dagegen an. Und bei
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