Liebe 2.0
Fläddermaus!
Zwa-i Fläddermäuse! “ fängt Astrid an zu singen, während ich vor Lachen fast
den Tapeziertisch umschmeiße. Doch dann ist auch schon wieder Schluss mit
lustig, denn Muppet Manuel steuert geradewegs auf uns zu.
„Da seid ihr ja
endlich!“, begrüßt er uns hektisch. „Also, ihr wisst, wie es abläuft?“
„Ja, ja“,
entgegnet Astrid lässig. „Geh du mal auf deinen Posten, wir übernehmen das
hier.“
Während Manuel
fortflitzt, ziehen Astrid und ich in aller Ruhe unsere Mäntel aus und legen
stapelweise die T-Shirts zurecht. Plötzlich hält Astrid inne, zeigt auf mich
und fängt wieder an zu gackern. „ Das ist ja cool! Wo treibst du nur
immer deine T-Shirts auf?!“
Ich gucke an mir
herunter und muss grinsen. Ich gebe zu, ich bin selbst ein bisschen stolz auf
mein Outfit. Dem Anlass entsprechend gehe ich ganz in schwarz und trage sogar
ein „Team Edward“-T-Shirt – mit dem Unterschied, dass nicht Edward Cullen,
sondern Edward mit den Scherenhänden melancholisch von meiner Brust
herabblickt.
Astrid ist hin
und weg. „Lass das bloß nicht Manuel sehen. Der könnte dir das noch als
mangelnde Arbeitsmoral auslegen!“
„Na, da würde er
ja ausnahmsweise mal was richtig verstehen!“, rufe ich, denn mit einem Mal
steigt der Geräuschpegel rapide an: Die Meute stürzt ins Foyer, und die
nächsten vierzig Minuten sind das reine Chaos – T-Shirts verteilen, Fotos von
Fans neben Pappaufstellern machen, O-Töne einfangen… Und dann, fünf Minuten vor
Vorstellungsbeginn, ist auf einen Schlag wieder alles wie leergefegt. Gruselig.
Astrid und ich packen zusammen.
„Und, gehen wir
auch rein?“, fragt mich Astrid.
Ich zucke
unschlüssig mit den Schultern. „Man muss ja am Ball bleiben, was den Rest der
Welt so in Atem hält.“ Also schleichen wir uns leise auf den abgesperrten
Balkon, auf dem bereits ein paar andere Gesichter vom Radio Platz genommen
haben. Unten sehen wir Manuel, wie er gerade das Publikum im Namen von Totallokal begrüßt und ein bisschen Show macht. Dann verteilt er noch fünf weitere
T-Shirts, die er vorher von uns abgegriffen hat, und es wird dunkel.
Während die
Werbefilme laufen, geht die Tür auf, und Manuel schiebt sich an uns vorbei zu
Sven. Sonst passiert nichts. Und auch, als der Film anfängt, passiert nichts.
Ich scharre unruhig mit den Füßen und unterdrücke ein Gähnen. Sicher, sie haben
Robert Pattinson gut hinbekommen: Diese melancholische Art hat was – wenn man
darauf steht. Und ich bin durchaus empfänglich für solche Typen. Als Jonas und
ich uns kennen gelernt haben, sprühte er auch nicht gerade vor Fröhlichkeit.
Mit seinen dunklen Locken, der Lederkluft und den T-Shirts mit unlesbaren
skandinavischen Bandnamen darauf, wirkte er nach außen hin ebenfalls sehr
düster und verschlossen. Aber dafür strahlte er von Innen her eine umso
intensivere Wärme aus, und genau diese Mischung machte es. Jonas sah nicht so
aus, als würde er sich jede Sekunde die Pulsadern aufschneiden oder Amok
laufen. Ich meine, mal ehrlich: Edwards waidwunder Blick ist doch irgendwann
nicht mehr zu ertragen. Da wird man ja vom bloßen Zusehen depressiv!
Anscheinend bin
ich nicht die Einzige, die so denkt, denn nach einiger Zeit stupst mich Astrid
von der Seite an. „Wollen wir rausgehen?“
„Gute Idee!“
Als hätten wir den Vampir schon
ganz und gar verinnerlicht, ächzen wir leise auf, als wir aus dem dunklen Saal
in das helle Foyer treten.
„Ich schlage
vor, wir besorgen uns erst mal was Anständiges zu essen und zu trinken!“ Ehe
ich mich versehe, geht Astrid auch schon zur Snackbar, um gleich darauf mit
einem großen Eimer Popcorn und zwei Piccolo zurückzukommen. Das nenne ich Stil!
„Was ist nur aus
dem guten alten Vampirfilm geworden?“, fragt Astrid seufzend, als sie sich mir
gegenüber auf einen Lederhocker setzt.
„Genau das habe
ich auch gerade gedacht!“, rufe ich aus. „Ich meine: Klaus Kinski, Christopher
Lee – Gary Oldman! Das waren Vampire!“
Astrid nickt und
greift energisch in den Eimer zwischen uns. „Weißt du noch, wie Brad Pitt in Interview
mit einem Vampir ein Männerherz nach dem nächsten gebrochen hat?“ Laut
knirschend schiebt sie sich eine Handvoll Popcorn in den Mund und spült zum
besseren Reden direkt mit Prosecco nach. „Er hat sogar Antonio Banderas
rumgekriegt. Und das will was heißen!“
„Vielleicht sind
wir einfach zu alt für diesen Scheiß…“, zitiere ich aus Lethal Weapon und lange ebenfalls in
Weitere Kostenlose Bücher