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Liebe 2.0

Liebe 2.0

Titel: Liebe 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mareike Giesen
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intellektuell und verwegen… Herr
Ströwel lässt grüßen!
    „Nun, da haben
Sie sich ja was Edles ausgesucht, um meine Schuldigkeit einzufordern.“ Meine
Worte wirken souveräner, als ich bin, aber Angriff ist die beste Verteidigung,
gerade bei einem Jäger wie Martin Egger. In der Tat wirkt er für einen kurzen
Moment überrascht, dann verzieht sich der Spott in seinen Mundwinkeln jedoch zu
einem kurzen Lachen. Galant steht er auf, um mir aus dem Mantel zu helfen und
mir den Stuhl zurechtzurücken.
    „Seien Sie
unbesorgt. Das Restaurant ist eher dazu gedacht, Sie zu beeindrucken, nicht um
Sie auszunehmen.“ O, das ist in der Tat sehr beruhigend…! „Es bleibt bei dem
vereinbarten Bier, der Rest geht auf mich.“
    „Okay.“
    Amüsiert nimmt
Martin Egger mein gnädiges Nicken zur Kenntnis und setzt sich wieder auf seinen
Platz. „Also? Was verschafft mir die Ehre? Ich hatte die Hoffnung schon fast
aufgegeben, dich wieder zu sehen.“
    Mit dieser
plötzlichen Vertraulichkeit, die durch meinen Gehörgang direkt hinunter in
meinen Magen plumpst, hat mein Gegenüber auf einen Schlag wieder sämtliche
Fäden in der Hand. Neue Verunsicherung macht sich breit, aber ich denke gar
nicht daran, ihr mehr Raum zu geben als unbedingt nötig.
    „Ehrlich gesagt:
Ich weiß es selbst nicht so genau… Ich habe am Wochenende Ihr Interview
gesehen…“
    „Sag ruhig du“,
insistiert Egger – nein: Martin , und guckt noch durchdringender. Voll
Panik, meinen einzig verbliebenen roten Faden zu verlieren, rede ich hastig
weiter.
    „Äh, ja, nun
gut, also: Ich habe am Wochenende dein Interview gesehen. Und irgendwie
hat es mich beschäftigt.“
    „Ach wirklich?“
Martin hebt süffisant eine Augenbraue. „Wie das?“
    Verlegen wickele
ich mir eine Haarsträhne um den Finger und schaue dabei konzentriert auf den Brotkorb
zwischen uns, als könnte er mir den richtigen Text soufflieren. Was, verdammt
noch mal, mache ich hier?
    Der Kellner
kommt und nimmt unsere Bestellung auf. Während er die überschüssigen Gläser
abräumt, fällt mir plötzlich ein, dass sämtliche Männermagazine behaupten,
Frauen, die mit ihren Haaren spielen, seien auf Sex aus. Ich schiele zu Martin,
der mir prompt zuzwinkert. O nein! Bloß keine falschen Signale setzten. Abrupt
lasse ich meine Haare los, und meine Hand knallt ungebremst auf die Tischkante.
„Autsch!“
    Martin lacht.
Sein Gesicht, so es überhaupt geht, sieht mit einem Mal noch faltiger und
verlebter aus. Unfairerweise ist das bei Männern jedoch kein Negativeffekt, im
Gegenteil. Als er über den Tisch nach meiner schmerzenden Hand greifen will,
ziehe ich sie panisch zurück. Soviel zur Anti-Flirt-Strategie. Das Wasserglas
neben mir gerät gefährlich ins Wanken, und ich kann es nur so gerade noch
festhalten. Ich könnte im Erdboden versinken!
    Auch Martin geht
jetzt misstrauisch auf Abstand und wirkt zunehmend nervös. Hat er es hier mit
einer Irren zu tun? Was will die Frau da von ihm? Sollte er demnächst einen
Bodyguard anheuern? Oder aber schlichtweg nicht jeder zweiten Tussi seine
Telefonnummer geben? Verfluchter Jagdinstinkt!
    Ich atme tief
durch. Okay. Ehe Martin die Polizei verständigt, sollte ich vielleicht schnell
noch sagen, worum es mir wirklich geht. – Ja, worum geht es mir eigentlich?
    „Ich glaube, ich
habe mich vor allem davon angesprochen gefühlt, was du über das Leben gesagt
hast“, gebe ich mir schließlich einen Ruck. „Dass man seine Furcht davor in den
Griff kriegen soll.“
    „Das habe ich
gesagt? Das klingt gut!“ Schlagartig entspannen sich Martins Gesichtszüge
wieder, während ich versuche, mich weiter zu sortieren.
    „Ich bin halt an
einem Punkt in meinem Leben, wo ich mich am liebsten total ausklinken würde“,
überlege ich laut. „Alles zusammenknüllen, wegwerfen und noch mal von vorne
anfangen. Eben ein ganz neues Blatt Papier nehmen und… – wobei…“ Ich
unterbreche mich selber. Unter Martins aufmerksamem Blick streiche ich nachdenklich
über den langen Stiel des Wasserglases und folge meinen eigenen Gedanken, die
sich in Gegenwart dieses Unbekannten wie von Zauberhand entspinnen. Ich denke
an meine Familie, meinen kleinen aber feinen Freundeskreis, die Stadt, in der
ich lebe und die mir ans Herz gewachsen ist…
    „Alles wegwerfen
wäre falsch“, korrigiere ich mich schließlich. „Es gibt durchaus Einiges, was
gut ist und drin bleiben kann. Das Grundgerüst stimmt, wenn man so will. Aber
ansonsten ist es das reinste Chaos. Zig

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