Liebe 2.0
als
verdient.
Einunddreißig
Endlich sind wir im Wellnessbereich
und lassen unsere Muskeln weichblubbern. Ich bin so entspannt, dass ich Angst
habe, gleich einzuschlafen und abzutauchen, und ein Blick auf Astrid verrät
mir, dass es ihr ähnlich geht und sie keine große Hilfe wäre, wenn es darum
ginge, mich wiederzubeleben. Also versuche ich, uns bestmöglich wach zu halten,
und starte ein Gespräch.
„Und, was meinst
du? Ist doch gar nicht so schlecht hier!“
„Hmmm, hmmmm…“,
höre ich es gedehnt neben mir.
„Man bekommt was
für den Körper, man bekommt was für’s Auge…“
„Mmmmmhhhhh!“,
brummt es zustimmend.
„Und, war was für
dich dabei?“, hake ich nach. Ich weiß, das ist ganz schön schulhofmäßig. Aber
für etwas Geistreicheres bin ich wirklich zu müde. Und so ein bisschen Klatsch
unter Frauen ist doch schließlich immer ganz amüsant.
„Du hast doch
wohl nicht die ganze Zeit nur Denver Clan geguckt?“, bleibe ich
hartnäckig. „Was war mit…“
„Und du?“,
unterbricht mich Astrid. Plötzlich kommt Leben in sie, sie richtet sich auf und
reißt die Fragerunde an sich. „Was ist denn mit dir, Sporty Spice ? Wen
hast du dir rausgepickt?“
Ich muss lachen.
„Ich hab zuerst gefragt!“
Astrid lässt
sich zurück ins Wasser gleiten, bis nur noch Mund und Nasenspitze hervorlugen,
und scheint zu überlegen. Na, wenn es beim Denken hilft!
„Na ja…“,
blubbert sie, verschluckt sich an einer zerplatzenden Luftblase, muss husten
und kommt wieder ein Stück weiter hervor. „Da waren schon ein, zwei Typen, die
wären was gewesen. So rein optisch zumindest. – Hast du den Blonden mit dem
Kurzhaarschnitt, dem dunkelgrünen T-Shirt und den khakifarbenen Shorts
gesehen?“
„Ähhh, ja, ich
glaube, ich erinnere mich….“
„Nun, der gefiel
mir ganz gut.“
„Na, und
weiter?“, frage ich.
„Wie – weiter?!“
„Na, wieso hast
du ihn nicht angesprochen?“
Astrid schüttelt
unwillig den Kopf. „Ach, komm schon, Julia… so was Blödes… Ich… Ach, weiß ich
doch auch nicht. Ich meine… er sah ganz hübsch aus, aber… Ein Mann, der seine
Sonntage im Fitnessstudio vor dem Spiegel verbringt…?“
„Nun, von nichts
kommt halt nichts“, verteidige ich die Muskelmänner, gebe Astrid aber insgeheim
Recht. Ich finde so ein Verhalten ebenfalls verdächtig.
„Und was, wenn
ich ihn angesprochen hätte, und er hätte einen Sprachfehler gehabt?“, fährt
Astrid fort. „Oder aber es stellt sich heraus, dass er dumm ist. Oder – noch
schlimmer! – dass er sich die Beine rasiert! Oder gar Comic-Socken trägt! Was
weiß ich!!!“ Jetzt schüttelt es Astrid am ganzen Körper, trotz der Hitze. „Da begucke
ich ihn mir lieber aus der Ferne, als dass er sich von Nahem betrachtet als
Flop entpuppt.“
Fasziniert
starre ich Astrid an. Das habe ich so nicht von ihr erwartet. „Du kannst doch
nicht ewig derartige Fernbeziehungen führen!“, platzt es aus mir heraus – und
dann wird mir klar, dass Astrid mir eine Falle gestellt hat. Verdammt, Julia!
Erst denken, dann reden!
Astrid blickt
mich triumphierend von der Seite an und tippt sich mit dem Finger an die Nase. „Das
sagt die Richtige!“
„Wieso?“ Ich
gebe mich naiv.
„Na komm schon,
du willst doch nicht etwa allen Ernstes behaupten, dass du seit über einem
halben Jahr freiwillig im Zölibat lebst? Ich meine, das ist doch die reinste
Spielwiese hier!“
Das stimmt. Aber
es kommt halt schon sehr darauf an, wer dein Spielkamerad ist… Schon wieder
tauchen Bilder vom Fit&Flirt- Training vor meinem geistigen Auge auf,
und für den Bruchteil einer Sekunde wird mein Blick traurig – zu lange, wenn
man einer Sensationsreporterin wie Astrid gegenüber sitzt. Ihr entgeht so
leicht nichts. „Gibt es da jemanden, von dem ich nichts weiß?“
„Wie? Was?
Ähhh…. Astrid!“ Ich stottere erst ein bisschen herum, bis ich mich zu einem
wenig überzeugenden „ Natürlich nicht! “ durchringe. Es überrascht mich
kaum, dass Astrid sich nicht so leicht abwimmeln lässt.
„Seit Jonas ist
nichts gewesen? Mit niemandem?“
Ich winde mich
unbehaglich. Langsam wird mir richtig heiß. Zu langes Whirlpoolsitzen soll ja
auch ungesund für den Kreislauf sein. Und die Knochen werden weich. Das haben
wir uns zumindest als Grundschulkinder immer gegenseitig erzählt. Fieberhaft
überlege ich mir eine
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