Liebe ahoi
bloß so, dass … na ja, du hast nach Dick geschworen, dass du nie wieder einen Mann willst. Ich kann mich sogar daran erinnern, dass du überlegt hast, einen Teil deiner Anatomie versiegeln zu lassen.«
»Na ja, vielleicht war das ein bisschen voreilig.«
Es war totenstill, während Beth die Neuigkeit verarbeitete. Das war ja großartig. Unfassbar. Patsy hatte Jahre gebraucht, um darüber hinwegzukommen, dass Dick sie wegen einer Internetbekanntschaft aus Wales verlassen hatte. Wie viele Abende hatten sie bei einer Flasche Wein zusammengesessen. Patsy hatte sich ausgeheult, sie hatten gemeinsam auf die gesamte männliche Spezies geschimpft und sich ausgemalt, was sie mit ihnen am Marterpfahl alles anstellen würden. Beth hatte das natürlich nie ernst gemeint, aber aus Loyalität und echter Freundschaft hatte sie mitgespielt und sich geduldig sämtliche Erklärungen von Patsy angehört, warum sie sich erst dann besser fühlen würde, wenn sie einen Auftragsmörder angeheuert hätte. Am Ende war es ihr dann doch noch irgendwie gelungen, Patsy davon abzubringen, sich ihre Lebensversicherung auszahlen zu lassen und »Berufskiller« zu googeln.
»Pats, ich freue mich so für dich. Erzähl! Wer ist es denn? Wo hast du ihn getroffen? Und brauchen wir dazu noch einen Kaffee?«
Patsy lachte und nickte. Beth rannte zur Theke und kam fünf Minuten mit zwei neuen Macchiatos zurück.
»Er ist Polizist. Und zwar der, der damals bei mir war, als man mir mein Auto aus der Einfahrt gestohlen hatte. Ich habe ihn eine Woche später im Drogeriemarkt wiedergetroffen.«
»Darf ich Witze über ›nähere Ermittlungen‹ und ›DNA-Spuren‹ machen?«
»Nein.«
»Okay.«
»Er heißt Alan. Es läuft seit drei Wochen, wir waren ein Dutzend Mal zusammen aus und telefonieren jeden Tag. Er ist supersüß, Beth, wirklich. So glücklich war ich lange nicht mehr.«
Beth spürte, wie sich ihr Herz vor Freude zusammenzog. Patsy hatte es so verdient, glücklich zu sein. Spontan beugte sie sich vor und drückte ihre Freundin an sich. Dann fiel ihr etwas ein.
»Weißt du was, Patsy, dein Timing hätte gar nicht besser sein können.«
»Wieso?«
Sie zeigte auf die vielen Einkaufstüten neben sich. »Weil du dieses ganze Zeug kriegst, wenn ich wieder hier bin. Damit hast du die beste Dating-Garderobe in der ganzen Stadt.«
Es war bereits nach Mitternacht, als David nach Hause kam. Sarah saß im Bett und wartete auf ihn.
In den letzten Stunden hatte sie mehrfach zum Telefon gegriffen, um Callum anzurufen, war aber nie weitergekommen als bis zur siebten Ziffer seiner Telefonnummer. Ihre Lippen waren wundgekaut, und ihr Magen drehte sich.
David hängte sein Jackett an die Kleiderschranktür. »Tut mir leid, dass ich so spät komme, Baby. Mann, war das ein anstrengender Abend!«
»Ist schon okay.« Aber das war es nicht. Das war es ganz und gar nicht.
»Der Hinweis, den wir bekommen haben, war tatsächlich richtig. Er hat es nicht nur mit der Frau seines Mannschaftskollegen getrieben, sondern auch noch mit der Zwillingsschwester seiner Frau. Manche Typen sind einfach unglaublich.«
Normalerweise hätte sie ihm jetzt zugestimmt, und sie hätten ein bisschen geredet, aber an diesem Abend wollten die Worte einfach nicht aus ihr heraus. Nichts erschien ihr unglaublicher als die Erkenntnis, dass sie Eheprobleme hatten, und der Schock, dass ihr bester Freund ihr erklärt hatte, seine Gefühle für sie seien mehr als nur platonisch.
David zog seine Hose aus und hängte sie auf einen Kleiderbügel. Ordentlich. Diszipliniert. So wie er war. Als er vor ihr stand und ihr seine ganze Pracht präsentierte, versuchte sie zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit, ihn objektiv anzuschauen. Er sah immer noch fantastisch aus. Er hatte es zwar nicht geschafft, mit ihr essen zu gehen oder seinen Koffer zu packen, aber für seine täglichen Fitnessübungen fand er immer Zeit. Normalerweise ging er dazu in den Fitnessraum des Verlagshauses, und manchmal, wenn es das Glasgower Wetter zuließ, fuhr er eine Stunde mit dem Fahrrad. Auch wenn er in wenigen Tagen fünfzig wurde, sein Body war auf dem Stand eines Dreißigjährigen geblieben.
Wenn sie ein wenig nachdachte, musste Sarah allerdings zugeben, dass sich andere Dinge verändert hatten. Anfangs hatte er sie beim Sprechen immer angeschaut, sich interessiert, ihr genau zugehört. Jetzt verkündete er lediglich Nachrichten. Es war eine sehr einseitige Kommunikation. Eigentlich konnte sie auf achtzig Prozent
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