Liebe ahoi
vorgekommen, aber jetzt fühlte sie sich irgendwie underdressed. Und oversized. Wieso hatte sie die Diät nicht durchgehalten und die zehn Pfund abgenommen, die sie am Hintern zu viel hatte? Außerdem war sie so gut wie ungeschminkt. Das Einzige, was sie am Morgen geschafft hatte, waren etwas Maskara und ein Hauch Lipgloss, den sie allerdings längst abgekaut hatte.
Jedenfalls sah Mona mit ihrem ärmellosen engen weißen Kleid, das ihr nur bis knapp übers Knie reichte, den marineblauen High Heels und der Kette aus marineblauen und weißen Steinen wesentlich cooler aus. Dazu kamen ihre pechschwarze Dita-von-Teese-Frisur und die rubinroten Lippen, die aus ihr eine exotische Diva aus einem alten Kinofilm machten. Sarah sah dagegen aus wie eine Statistin aus Friends .
»Und du siehst großartig aus, wie immer, Mona. Ich wette, du bist die attraktivste Frau an Bord.«
Mona nahm das Kompliment huldvoll lächelnd entgegen, und Sarah richtete ihre Aufmerksamkeit auf Piers. Er bestellte gerade ein paar Cocktails und bot Chad, USA, damit die Gelegenheit, sein artistisches Barkeeper-Talent erneut zum Besten zu geben.
»Piers, hat David nicht erwähnt, dass dein Sohn auch dabei ist?«
Noch während Sarah das sagte, sah sie aus den Augenwinkeln einen großen dunkelhaarigen jungen Mann die Bar betreten und auf sie zukommen.
»Ja, und da ist er auch schon«, rief Piers. »Das ist mein Sohn Max.«
Der Neuankömmling schüttelte allen die Hände, ehe er bei Chad, USA, ein Bier bestellte.
»Ich freue mich, dass du mitgekommen bist«, sagte David lächelnd. »Mona meinte, du träumst schon lange davon, mal eine Mittelmeerkreuzfahrt zu machen.«
Sarah bemerkte, dass Max Mona überrascht ansah. Bevor er sich dazu äußern konnte, hakte diese sich allerdings rasch bei ihm unter und schaltete ihr Lächeln auf Megawattstärke.
»Ist es nicht schön, dass auch jemand in Sarahs Alter dabei ist?«, fragte sie in die Runde.
Blöde Gans! Das war das Erste, was Mona in den Sinn gekommen war, als sie die Bar betreten und Sarah gesehen hatte, unbeschwert, hübsch und vor allem BLUTJUNG. Ihren Informationen nach musste ihre Nachfolgerin Ende zwanzig sein, aber sie ging auch noch für fünfundzwanzig durch. Sie war kein bisschen geschminkt, und trotzdem sah sie unwiderstehlich frisch aus. Und mit diesen schlichten Jeans und dem weißen Shirt wirkte ihr perfekter Body besonders süß. Superblöde Gans! Mona hatte seit schätzungsweise 1998 kein Kohlehydrat mehr zu sich genommen, und jetzt stand dieses Mädchen vor ihr, das, obwohl ihm ganz offensichtlich kein Schinkenbrötchen fremd war, atemberaubend aussah.
Mona krümmte sich innerlich vor Neid und Frust. Aber sie war klug und wusste ganz genau, dass es nicht förderlich war, das nach außen dringen zu lassen. David hatte ihren Sarkasmus nie gemocht, und Piers würde sauer, wenn sie unhöflich wäre. Heute war gerade mal Tag eins ihrer Reise – kein guter Zeitpunkt also für Auseinandersetzungen. Nicht, wo so viel auf dem Spiel stand.
Sie sah, dass David, Max und Piers sich angeregt unterhielten. Es schien um Fußball zu gehen – das Lieblingsthema aller schottischen Männer.
Mona wandte sich Sarah zu. Bei näherem Hinsehen erkannte man, dass die junge Frau einen angespannten Eindruck machte. Vor allem um die Augen herum wirkte sie müde. Es war nie zu früh, mit Botox zu beginnen. Als reine Vorsorgemaßnahme, verstand sich.
Sie beschloss, über ihren Schatten zu springen. »Wie sieht es aus in der Welt des Marketings?«, fragte sie Sarah und lächelte zuckersüß.
»Bestens. Viel Arbeit.«
Wenn Mona nicht so gut erzogen gewesen wäre, hätte sie jetzt abfällig geschnaubt. Viel Arbeit? Sie arbeitete zwölf Stunden am Tag, sechs Tage in der Woche, und das seit fast zwanzig Jahren. Das war viel Arbeit. Sarah war sicher schon gestresst, wenn sie es nicht mindestens zweimal am Tag zu Starbucks schaffte.
»Ah«, antwortete sie stattdessen. »Woran arbeitest du denn im Moment?«
»Äh … an einem neuen Hundeprodukt. Genauer gesagt handelt es sich um … Ach, weißt du, ich will dich nicht langweilen. Es ist wirklich nicht sonderlich aufregend.«
Du liebe Güte! David Gold war mit einer Frau verheiratet, die Werbung für Hundeprodukte machte! Wie hatte es so weit kommen können?
Es dauerte einen Moment, ehe Mona registrierte, dass Sarah ihr eine Gegenfrage stellte. »Und wie läuft es bei dir, Mona? Ich habe letzte Woche deinen Artikel über das Revival des Military Looks gelesen.
Weitere Kostenlose Bücher