Liebe ahoi
lachten.
Mona stimmte mit in das Gelächter ein, doch dabei verkrampfte sich ihr Kiefer so sehr, dass ihr fast die Veneers heraussprangen. Sie musste cool bleiben. Ihre Gelegenheit würde schon noch kommen. Hatte sich nicht schon oft genug gezeigt, dass Geduld ihre große Stärke war?
*
Es kostete Beth eine Menge Selbstbeherrschung, nicht ein Brötchen aus dem Brotkorb zu nehmen und es als Wurfgeschoss zu missbrauchen. Die aufgedonnerte, hinterhältige, selbstgefällige Kuh neben David hatte nicht Besseres verdient. Wie konnte sie es wagen?
O Gott, jetzt hatte sie zum ersten Mal seit Jahren das F-Wort gedacht. Daran war nur diese verfluchte Zicke schuld.
Es war alles so bizarr. Während der vergangenen Jahre hatte ihre Beziehung zu Mona verschiedene Stadien durchlaufen. Begonnen hatte es mit einer puren Hassphase, als sie von Davids Affäre erfuhr. Mona hatte ihr Leben allein der Tatsache zu verdanken, dass Arsen nicht so leicht zu bekommen war. Danach, als Mona von der Geliebten zur Ehefrau geworden war und Beth begriffen hatte, dass sie zum Wohle der Kinder ihre Gefühle verbergen musste, kam die Akzeptanzphase. Als die Ehe zwischen Mona und David später ebenfalls zerbrach, war zugegebenermaßen eine kurze Phase der Schadenfreude gefolgt. Seither versuchte Beth bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie zusammentrafen, einigermaßen mit ihr auszukommen. Sie hatte begriffen, dass Mona, auch wenn sie und David getrennt waren, weiterhin zu seinen engsten Freunden gehörte und daher bei allen wichtigen Gelegenheiten dabei war.
Aber jetzt spielte sich die dämliche Zimtzicke dermaßen auf, nur weil sie Eliza dieses Kleid geschenkt hatte! Und zwar genau das Kleid, das Beth völlig unangemessen fand für ein Abendessen in einem Saal, der aussah, als sei er besser mit der Titanic untergegangen. Es war zu kurz, zu tief ausgeschnitten und viel zu unanständig eng, um es irgendwo zu tragen – und genau deshalb hatte Beth ihrer Tochter geraten, es zu Hause zu lassen. Und Eliza hatte das nicht nur wie üblich ignoriert, jetzt stellte sich auch noch heraus, dass Mona für das ganze Debakel verantwortlich war.
In einem Anfall frustbedingter Fresslaune beschloss Beth, das Brötchen nicht als Wurfgeschoss zu benutzen, sondern sich in den Mund zu schieben. Danach fühlte sie sich jedoch kein bisschen besser – ganz im Gegenteil, jetzt spannte auch noch ihr Kleid in der Bauchgegend.
Das Einzige, was sie während des Essens einigermaßen bei Laune hielt, waren Piers und sein scheinbar endloser Vorrat an lustigen Anekdoten und Witzen. Vielleicht bildete sie sich das nur ein, aber Mona schien ihren Mann mit keinem Blick zu beachten. Es überraschte sie nicht wirklich. Mona und David waren schon immer nur schwer abzulenken gewesen, wenn sie sich über ihre Arbeit unterhielten.
Irgendwie schaffte Beth es, ohne größere Streitereien bis zum absolut großartigen Erdbeerkäsekuchenfinale zu gelangen, und sie war überaus erleichtert, als John verkündete, dass er Lawrence ins Bett bringen würde. Sie sprang sofort mit auf den Zug.
»Ich glaube, ich gehe auch schlafen«, rief sie, und alle anderen folgten zu ihrer Verwunderung. Hatten sie etwa alle das Bedürfnis, Mona den Hals umzudrehen?
In ihrer Kabine schälte Beth sich aus dem schwarzen Kleid und versuchte eine Unterhaltung mit Eliza.
»Wie gefällt es dir auf dem Schiff, Schatz?« Eliza schaute nicht einmal von ihrem iPad – ein weiteres Geschenk von David – auf.
»Super.«
»Und wie war dein Essen?«
»Gut.«
»Glaubst du, du kriegst zehn Tage hier rum?«
»Keine Ahnung.«
Die ganzen Jahre Schulbildung im Fach Englisch hatten sich echt gelohnt. Wie wortgewandt ihre Tochter war! Beth hätte das Kleiderthema gern noch einmal angesprochen, aber das ließ sie besser. Heute war der erste Urlaubstag, und sie hatte keine Lust, zehn Tage lang einen schlecht gelaunten Teenager um sich zu haben. Wie kam Mona nur dazu, einem jungen Mädchen so ein Kleid zu schenken?
Seufzend zog Beth sich eine schwarze Jerseyhose und ein schlichtes schwarzes Sweatshirt über (Patsys Pyjamakompromiss; sie hatte Beth nach langem Hin und Her schließlich erlaubt, auf Spitzen-Babydolls und Tiefausgeschnittenes zu verzichten, wenn sie dafür auf keinen Fall etwas mit Punkten, Streifen oder niedlichen Tieren mitnahm).
»Bist du noch lange beschäftigt?«
»Ich bin auf Facebook, Mum«, antwortete Eliza mit genervtem Unterton.
»Okay, dann gehe ich noch ein bisschen spazieren. Das ist
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