Liebe ahoi
Beth’ schwarzes Maxikleid war genauso trist wie Sarahs schwarzes Hängerchen, das sie zu einer schwarzen Hose trug. In diesem Aufzug hätten die zwei statt zum Dinner auch zu einer Beerdigung gehen können.
»Mona hat es für mich gekauft«, antwortete Eliza strahlend. »Ich finde es auch superschön.« Am anderen Ende des Tischs verschluckte Beth sich fast an ihrem Gin Tonic. Mona beschloss, das zu ignorieren und sich stattdessen auf David zu konzentrieren.
»Es ist eins der Stücke, die wir letzten Monat mit beim Shooting auf Antigua hatten. Eliza kommt häufig bei mir im Büro vorbei, wenn sie auf dich wartet, und wir haben schon eine Menge tolle Klamotten für sie gefunden, stimmt’s, Eliza?«
Die Ironie dieser Äußerung war ihr durchaus bewusst. Als sie und David noch verheiratet waren, war Eliza oft Gegenstand hitziger Diskussionen gewesen. Warum sollte Mona auf ein Wochenende in Paris verzichten, nur um eine Sechsjährige zu einer Barbie-Geburtstagsparty zu bringen? War ihre Anwesenheit bei der Tanzvorstellung am Ende des Schuljahrs wirklich nötig? Und wieso musste ein Großteil ihres hart verdienten Geldes – okay, ihres gemeinsamen hart verdienten Geldes – für ein Kind ausgegeben werden, das doch alles hatte? Wie viele verdammte Reitstunden musste das Mädchen denn noch haben?
Ihre heutige Beziehung war da ganz anders. Eliza himmelte Mona an, weil sie schick und stylish war, sie mit hübschen Models bekannt machte und ihr kostenlos tolle Klamotten besorgte. Mona liebte Eliza (okay, eigentlich war lieben nicht ganz das richtige Wort), weil sie für sie ein direktes Bindeglied zu David war und ihr die Gelegenheit gab, die großzügige, liebende Exstiefmutter zu geben. Also eine perfekte Win-win-Situation.
Aus den Augenwinkeln sah Mona, dass Beth vor Wut kochte. Noch ein Pluspunkt. Offenbar ärgerte ihre Beziehung zu Eliza Davids erste Ex. Win-win-win!
Eliza nickte zustimmend, dann wandte sie sich ihrem iPhone zu und war ziemlich bald in der Welt ihrer Facebook-Freunde verschwunden. Mona war fasziniert, dass sie selbst hier, mitten auf dem Ozean, noch WLAN hatten. Wenn sie Zeit fand, würde sie sich im Internet ein paar richtig gute Shoppingadressen raussuchen, ehe sie in Neapel anlegten. Zielgerichteter Konsum war doch viel besser als wahlloses Bummeln.
»Vermisst du die Arbeit nicht?«, fragte sie David lächelnd. »Ich finde, du hast lange nicht mehr telefoniert.«
»Doch, habe ich. Aber erzähl Sarah nichts davon. Sie hat mir angedroht, mein BlackBerry über Bord zu werfen.«
Es fiel Mona schwer, nicht laut zu lachen. Als ob Sarah so etwas fertigbringen würde! Wie sie da saß und sich mit Max unterhielt! Sicher redeten sie über irgendwelche billigen Fernsehserien oder sonst einen Schrott.
Aber das brachte sie auf eine Idee. Sie beugte sich näher zu David. »Na, wir wollen schließlich keine schlecht gelaunte Ehefrau, oder? Wie wär’s, wenn ich mich für dich auf dem Laufenden halte? Ich könnte alle unwichtigen Informationen für dich herausfiltern und dir die wichtigsten kurz zusammenfassen, was meinst du?«
Seine Schultern entspannten sich bei diesem Vorschlag. Mona lächelte im Stillen. Sie wusste ganz genau, wie pflichtbewusst David war und wie wenig er es ertragen konnte, von wichtigen Informationen abgeschnitten zu sein. Es war eine der Eigenschaften, die sie an ihm geliebt hatte – und immer noch liebte.
Sie war sogar davon überzeugt, dass dies der wahre Grund für das Familientreffen war. Auf diese Weise konnte er seine Pflichten als Vater, Ehemann und Großvater auf einmal erfüllen. Entweder das, oder er langweilte sich mit seiner kleinen Miss Hängerchen und wollte einfach nicht zehn Tage mit ihr allein an Bord eines Schiffs eingesperrt sein.
David machte auf jeden Fall einen ziemlich unglücklichen Eindruck. Er war unerfüllt, aber das war kein Wunder. Was konnte Sarah einem Mann wie ihm schon bieten? Am Anfang hatte er es sicher genossen, dass eine Dreiundzwanzigjährige ihn anhimmelte und ununterbrochen an seinen Lippen hing, aber das hatte sich offenbar abgenutzt. Die arme Kleine. Sie tat Mona fast ein bisschen leid.
Aber nur fast.
Sie versuchte, sich ihren Unmut nicht anmerken zu lassen, als John wenig später erklärte, es sei Zeit, Lawrence ins Bett zu bringen, und sofort viel Zustimmung fand. Floskeln wie »langer Tag«, »früh aufgestanden« oder »dringend schlafen« waren zu hören. Die letzte stammte von Piers und klang so anzüglich, dass alle
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