Liebe ahoi
wenn sie in der Lage war, die Antworten zu verkraften.
Duschen. Zähne putzen. Sauberes Shirt und Slip. Danach zurück ins Bett – mit Harlan. Das ultimative Rezept gegen einen Kater.
Sie räusperte sich. »Okay, so gern ich das Schaukeln des Schiffs und Seekrankheit für meinen gegenwärtigen Zustand verantwortlich machen würde, ich gebe zu, dass ich in Wahrheit einen anständigen Kater habe. Ich werde mich jetzt waschen und wieder ins Bett gehen. Ruf mich, wenn du was brauchst …« In ihrem Kopf widersprach eine kleine Stimme. Bitte ruf bloß nicht. Bitte, bitte nicht. »… und natürlich kannst du jederzeit nachkommen, wenn dir nach einer Kuscheleinheit ist.«
Mach dabei nur keinen Lärm oder hastige Bewegungen, denn dann kann ich für nichts mehr garantieren, fügte sie im Stillen hinzu.
»Hast du die Nachricht nicht gesehen, die für dich auf dem Tisch liegt?«
Ihre Beine verwandelten sich unmittelbar in Gelee, und sie musste sich an der Stuhllehne festklammern. Nachricht? O Mist. Mist. Mist. Sollte Colita nicht dafür sorgen, dass sie keine Nachrichten mehr bekam? Gott, David wusste alles. Deshalb benahm er sich so abweisend. Er wusste von Callum und war stinksauer. David bekam keine Wutanfälle oder wurde laut, er verfiel in eiskalte, tödliche Verachtung. Genau wie jetzt. Gut, sie würde nun Farbe bekennen müssen. Sie hatte ja nichts falsch gemacht. Sie würde ihm einfach die ganze Wahrheit erzählen. Reinen Tisch machen. Sofort. Vielleicht war es das Beste so. Hoffentlich wurde ihr nur nicht schlecht. Jetzt war nicht der geeignete Augenblick, sich mit irgendwelchen Körperflüssigkeiten zu beschäftigen.
»Dann weißt du also Bescheid?«
Er sah sie verständnislos an. »Natürlich weiß ich Bescheid. Sie hat es gestern erwähnt.«
Was erwähnt? Hatte Colita ihm erzählt, dass sie sie darum gebeten hatte, ihre Nachrichten zurückzuhalten? Jetzt würde es endgültig so aussehen, als hätte sie etwas zu verbergen. Sie seufzte tief. Das war alles zu viel. Wo war Harlan Coben, wenn man ihn mal brauchte?
»Was hat sie denn gesagt?«, fragte sie und fügte sich in ihr Schicksal.
»Dass sie glaubt, ihr könntet alle eine Auszeit vertragen. Sie hat einen Termin für zehn Uhr arrangiert.«
Waaaaas? Sie verstand überhaupt nichts.
»Moment mal.«
Ganz langsam und vorsichtig ging Sarah hinein. Da lag der weiße Umschlag auf dem Tisch. Mit rasendem Puls zog sie das Schreiben heraus.
»Heute ist Wellnesstag! Wir treffen uns um zehn an der Rezeption des Spa. Es wird himmlisch! Bis dann. Mona.«
Ihre erste Reaktion war »Jaaaaaa!«. Eine ernste Ehekrise war soeben abgewendet. Darauf folgte eine zweite Reaktion. »Neeeiiiiiiin!« Ein ganzer Tag an einem öffentlich zugänglichen Ort. Mit Mona. Und einem Kater. Das war ja schlimmer als Folter.
Sie atmete tief ein und wieder aus. Sie schaffte das. Sie konnte das. Schließlich waren sie alle Freundinnen, oder etwa nicht?
*
Auf der Rangliste der Menschen, mit denen Mona gern den Tag verbringen wollte, befanden sich Sarah und Beth noch hinter Cherie Blair und diesem Typen, der kürzlich lebenslang bekommen hatte, weil er seine Eltern verspeist hatte.
Aber es musste sein. Es handelte sich um ein taktisches Manöver; sie wollte so viele Infos sammeln wie nur möglich. Außerdem würde sie mit dieser großzügigen Geste David beeindrucken, und das schadete in keinem Fall.
Am liebsten würde sie die nächsten acht Stunden mit ihm verbringen und weiter an der Cindy-Trenchant-Story arbeiten. Aber im Moment konnte sie nicht allzu viel dazu beitragen, und es wäre zu auffällig, wenn sie nur um ihn herumscharwenzelte.
Nein, ihre Zeit war mit Beth und Sarah eindeutig besser verbracht. Da konnte sie in aller Ruhe ausspionieren, wie die Dinge standen, und sich gleichzeitig schönmachen lassen.
Nicht, dass dazu großer Aufwand erforderlich wäre. Sie hatte sich kurz vor der Abreise noch einmal mit Botox rundumversorgen lassen – nicht allzu offensichtlich natürlich. Sie war beim Friseur gewesen, hatte die Haare schneiden und färben lassen. Und jedes andere Haar an ihrem Körper war sorgsam weggelasert. Sie hatte den Brazilian Look spät entdeckt, umso mehr liebte sie ihn jetzt. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie überlegte, wie David ihn wohl finden würde. Nein, Schluss damit. Noch nicht. Es gab noch genug Gelegenheit, sich das auszumalen, wenn ihr Plan aufging.
Aber je eher, desto besser.
Im Morgengrauen hatte sie ihre Schlafversuche aufgegeben
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