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Liebe ahoi

Liebe ahoi

Titel: Liebe ahoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shari Low
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versuchte noch einmal, sich in die Senkrechte zu bewegen, öffnete erneut ein Auge und drehte sich ganz vorsichtig in Richtung Balkon. Tageslicht. Anscheinend war Morgen. Wie war es so weit gekommen? Wenn sie blinzelte – verflucht, das tat auch weh –, konnte sie eine Person erkennen. David. Ja. David saß draußen auf dem Balkon über seinem Notebook.
    Hatte sie sich alles bloß eingebildet? Waren sie vielleicht noch in Palma, und sie hatte nur einen wirren Traum gehabt? Von einer seltsam zusammengewürfelten Truppe, die erst zu einem Golfplatz und von da aus zum Strand gefahren war? Das war alles so schräg.
    Sie nahm ihre gesamte Kraft zusammen, kroch aus dem Bett, ging schwankend die paar Stufen der Empore hinab, durchquerte den Raum, schob die Balkontür auf und stöhnte, als eine Mischung aus Hitze und Sonne sie traf.
    »Hey.« David lächelte. »Was macht dein Kopf?«
    »Er brummt ziemlich. Es ist mir ein bisschen peinlich, dass ich diese Frage stelle, aber was war gestern Abend los? Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, wie ich in die Kabine gekommen bin. Ich fühle mich, als hätte mich ein Bus überfahren.«
    »Tja, wenn das so war, dann hat Piers am Steuer gesessen.«
    Sie wusste, dass das ein Scherz sein sollte, aber es klang vorwurfsvoll. O Mist, sicher war David sauer auf sie. Zweiter Urlaubstag, und sie hatte es geschafft, ihren Ehemann zu verärgern. Na toll!
    Eine Pause entstand, die endlos dauerte. Das war ja noch schlimmer als früher, wenn sie als Teenager Probleme mit den Eltern gehabt hatte. Halt! Das stimmte ja gar nicht. Ihre Eltern hätten sich so nie verhalten. Das einzige Mal, als sie wirklich böse auf sie waren, war an dem Abend, als sie behauptet hatte, sie würde bei einer Freundin übernachten, in Wahrheit aber in dem neuen Nachtclub in der Stadt gewesen war. Ihre Mutter hatte das irgendwie rausbekommen und sich die schlimmstmögliche Strafe ausgedacht: Sie war einfach im Club aufgetaucht, im Minikleid und mit schwarzer Perücke, und hatte sie zum Tanzen aufgefordert. Ihre Freunde aus der Schule hatten noch Monate davon gesprochen. Am besten, sie ging jetzt einfach zu ihm, küsste ihn und entschuldigte sich. Aber der Gedanke an eine weitere Bewegung war ihr unerträglich.
    »Wir fahren ja.«
    Er sah von seinem Notebook auf. »Merkst du das jetzt erst?«
    »Es tut mir leid. Ich bin heute Morgen etwas langsam.« Wieso war ihr Mund nur so trocken, als hätte sie einen Löffel Sägespäne geschluckt?
    »Heute haben wir einen Seetag. Morgen erreichen wir Sardinien.«
    Das schlechte Gewissen wurde immer drängender. Sie musste es irgendwie wiedergutmachen. Schließlich war das hier Davids Geburtstagskreuzfahrt. Schlimm genug, dass der Ärmste arbeiten musste – jetzt führte seine Frau sich auch noch auf wie ein Zombie.
    Sie ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. »Wie ist eure Story geworden? Bist du zufrieden?«
    Jetzt lächelte er zum ersten Mal. »Sensationell! Es war heute in allen großen Zeitungen, aber nur wir hatten die Fotos dazu. Die Auflage war gigantisch, die zweithöchste in diesem Jahr. Nur die Hochzeit von Will und Kate war noch besser.«
    »Fantastisch!« Dreisilbiges Wort. Das schmerzte in den Schläfen. »Weißt du was? Ich putze mir schnell die Zähne, dusche und dann legen wir uns ganz gemütlich auf unseren Balkon und machen einen schönen Chillout-Tag. Was hältst du davon?«
    Sag großartig. Nein, sag fantastisch. Sie selbst konnte sich jedenfalls nichts Besseres vorstellen als einen Tag mit viel Ruhe und mindestens vier Aspirin.
    »Also, ehrlich gesagt muss ich heute noch mal arbeiten. Ich hab für den ganzen Nachmittag Telefonkonferenzen angesetzt. Das ist eine Riesensache, Sarah, und wir müssen da unbedingt dranbleiben. Ich kann mir das jetzt nicht von jemand anderem wegnehmen lassen, das verstehst du doch sicher, oder?«
    »Telefonkonferenzen. Den ganzen Nachmittag«, wiederholte sie mit monotoner Stimme.
    Na gut. Geschenkter Gaul. Maul.
    Wenn er den ganzen Tag beschäftigt war, konnte sie sich wieder ins Bett verkriechen, mit einem schönen heißen Tee und dem neuen Harlan-Coben-Roman. Sie freute sich schon seit Wochen darauf, ihn endlich zu lesen.
    Sie stand auf und wurde sofort mit einem Schwindelanfall bestraft. Sie hatte Fragen, viele Fragen (Wie war sie gestern Abend aufs Schiff gekommen? Wer hatte sie ins Bett gebracht? Was mochten die anderen von ihr denken?), aber sie hatte zugleich das Gefühl, dass sie sie besser erst dann laut stellte,

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