Liebe ahoi
rief er.
Sie hoffte, dass man ihr das Entsetzen nicht ansah. Und die Enttäuschung. Kapierte er denn nicht, dass sie einen exakt ausgearbeiteten Plan hatte? Nein, offenbar nicht. Stattdessen stand er hier im Pool und spielte Großvater des Jahres. Verdammt!
»Willst du dich ein bisschen zu uns setzen?«, fragte Marcy. »Wir haben vor, den ganzen Nachmittag hierzubleiben.«
»Danke, Marcy, aber ich hab schon was anderes vor. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen.«
Sie winkte ihnen noch einmal zu und fragte sich nicht mal, ob die anderen es nicht merkwürdig fanden, dass sie in die Richtung zurücklief, aus der sie gekommen war.
Er lag immer noch da, auf der Liege, und an seinem Lächeln sah sie, dass er sie erwartet hatte. Sie redete nicht lange um den heißen Brei herum.
»Kabine 8210 haben Sie gesagt? Ich würde gerne heute noch ein paar meiner übersinnlichen Fähigkeiten ausprobieren.«
*
Seit Jahren las Beth Romane mit wunderbaren Szenen voller Liebe und Leidenschaft, die sich vor der romantischen Kulisse Sorrents abspielten. Jetzt war sie selbst hier, und alles war genau so, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Autos und Motorroller knatterten hupend durch die engen Straßen, Orangenbaumzweige hingen über Mauern herab; die Häuser, zu denen sie gehörten, sahen aus, als seien sie Hunderte von Jahren alt. In den Einkaufsstraßen reihten sich kleine Boutiquen an Straßencafés, vor denen alte, in Schwarz gekleidete Frauen saßen. Herrlich! Sie genoss das. Genau wie sie ihre Begleitung genoss. Piers war eine echte Entdeckung und einer der Gründe, weshalb sie sich auf dieser Reise so wohlfühlte. Er war ihr richtig ans Herz gewachsen, und als sie jetzt so von Geschäft zu Geschäft schlenderten, benahmen sie sich fast wie ein vertrautes Ehepaar. Sie fanden hübsche T-Shirts für Lawrence und Lavinia und blieben schließlich vor den Auslagen eines Schmuckgeschäfts stehen.
Im Schaufenster lag eine silberne Kette mit einem schlichten, tropfenförmigen Smaragdanhänger. Ehe Beth sich versah, hatte sie die Tür aufgestoßen. Ansehen kostete ja nichts. Sagte Patsy nicht immer, ein Schaufensterbummel sei Balsam für die Seele?
»Nicht noch ein Geschäft!« Piers stöhnte gutmütig.
»Ach, sei still! Du könntest Mona was Schönes kaufen. Das würde sicher ein Lächeln in ihr Gesicht zaubern.«
In dem kühlen, klimatisierten Geschäftsraum begrüßte sie eine grazile Italienerin von Mitte vierzig. Sie nickte, als Beth sie fragte, ob sie sich das Schmuckstück aus dem Fenster einmal anschauen dürfe. Wenige Sekunden später betrachtete sie sich in einem ovalen Handspiegel und bewunderte die schlichte, elegante Schönheit der Halskette. Sie war wirklich atemberaubend. Beth traute sich nicht so recht, nach dem Preis zu fragen, denn sie war sicher, dass sie sich das Schmuckstück nicht leisten konnte und ihr Traum wie eine Seifenblase zerplatzen würde.
»Können Sie mir bitte sagen, wie teuer sie ist?«
»Eintausenddreihundert Euro. Die Kette ist aus Weißgold, der Stein ein Smaragd.«
Eintausenddreihundert Euro, hämmerte es in ihrem Kopf. Das waren verdammt viele Tittentorten.
Vorsichtig nahm sie die Kette wieder ab und gab sie zurück. »Vielen Dank, ich werde darüber nachdenken.«
»Bitte, Beth, darf ich sie dir kaufen?«, fragte Piers.
»Wie bitte?«
»Ich würde sie dir gern kaufen«, wiederholte er.
»Auf keinen Fall. Du hast mir schon diesen Ring in Alghero geschenkt.«
»Beth, er hat fünf Euro gekostet. Er ist aus Blech.«
»Egal, ich mag ihn sehr«, antwortete sie. »Du darfst mir diese Kette auf keinen Fall kaufen, das ist unmöglich. Warum solltest du das auch tun?«
Die Verkäuferin hatte sich diskret zurückgezogen, damit sie ungestört reden konnten.
»Weil ich es gern möchte … und weil du es verdient hast«, sagte er mit Nachdruck.
»Aber warum denn?«
»Darum.«
»Na, das ist ja eine sehr reife Antwort.«
»Also gut, ich sage dir, warum. Weil diese Kreuzfahrt für mich eine Katastrophe wäre, wenn du und Max nicht dabei wärt. Ich mag dich sehr. Du bist eine tolle Frau. Ich empfinde sehr viel für dich, ich vermisse dich, wenn du nicht in meiner Nähe bist, und ich möchte dir diese Kette schenken. Basta.«
Beth war so erstaunt, dass sie einige Zeit brauchte, ehe sie die Sprache wiederfand.
»Willst du damit sagen, du möchtest, dass wir mehr als Freunde sind, Piers?«
»Ja«, antwortete er geradeheraus.
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen.
»Nein«,
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