Liebe ahoi
ihre Muskeln in einem Mittelding zwischen Erregung und Schmerz. Genau so wie sie es mochte.
Noch ein Stündchen, dann würde sie an Davids Tür klopfen, aber was sollte sie bis dahin tun? Allein in ihrer Kabine langweilte sie sich, aber sie hatte auch keine Lust, sich unter die Millionen Passagiere am Pool zu mischen. Auf keinen Fall durfte sie jetzt schwimmen und den Look zerstören, für den sie Stunden gebraucht hatte.
Sie blätterte die Bordzeitung durch. Seltsam, dass sie nun schon seit sechs Tagen an Bord waren und sie bisher kaum etwas vom Schiff gesehen hatte. Ihr Blick blieb an einer Anzeige hängen. Auf Deck 14 gab es einen abgetrennten Ruhebereich nur für Erwachsene. Das klang himmlisch!
Mona klemmte sich die neusten Ausgaben von Vogue, Marie Claire, Harper’s Bazaar und Vanity Fair unter den Arm und marschierte los. Bald fand sie den Hafen der Glückseligkeit. Er lag etwas versteckt am Ende des Schiffs (okay, sie hatte inzwischen begriffen, dass es Heck hieß, aber Ende machte mindestens genauso viel Sinn) und war tatsächlich himmlisch. Auf dem Holzboden standen riesige Bambuspflanzen, die so echt aussahen, dass Mona sich fragte, ob sie das vielleicht sogar waren. Dazwischen waren schwere Holzliegen mit dicken cremefarbenen Polstern aufgereiht und kuschelige Lounge-Liegen für zwei. Es war einfach nur fantastisch, und Mona ärgerte sich ein bisschen, dass sie dieses Paradies nicht schon eher entdeckt hatte.
Sie trat ihre Flip-Flops aus und ließ sich auf eine der Doppelliegen fallen, schob sich ein paar dicke Kissen in den Rücken und breitete die Zeitschriften neben sich aus. Wie immer war auch hier sofort ein Kellner zur Stelle. Sie bestellte bei Anders, Norwegen, ein Mineralwasser mit Eis und Zitrone. Für Alkohol war es noch zu früh, sie brauchte später einen klaren Kopf.
Am Morgen bei der Massage hatte sie ihr Vorgehen akribisch geplant. Sie würde um die Mittagszeit zu David in die Kabine gehen, beim Zimmerservice etwas ganz Besonderes zum Lunch bestellen und danach weiter in Davids Eheprobleme vordringen. Wenn sie es geschickt anstellte, würde er schnell zugeben, dass er einen Riesenfehler gemacht hatte. Und sie würde für ihn da sein. Sein Fels in der Brandung sein. Ihm zuhören. Ihm schmeicheln. Ihn aufmuntern. Und wenn er dabei zufällig in ihre Arme sinken würde, umso besser. Wichtig war nur, dass sie ihn nicht bedrängte oder den ersten Schritt machte, sondern einfach nur da war, damit er den Weg zu ihr zurückfinden konnte. Nähe aufbauen. Gelegenheit schaffen. Ziel erreichen. Das waren die Eckdaten ihrer Strategie.
»Entschuldigung. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber diese Liege ist leider schon belegt.«
Sie hielt sich die Hand vor Augen, damit die Sonne sie nicht so blendete, und erblickte einen dunkelhaarigen Typen in tropfnassen Dolce-&-Gabbana-Shorts. Sie erkannte sofort, dass sie aus der aktuellen Kollektion stammten.
»Das sehe ich nicht so«, antwortete sie kühl. Ihr unfreundlicher Ton erstaunte sie selbst.
»So ist es aber. Unter diesem Kissen liegen meine Brieftasche, meine Uhr und mein Kabinenschlüssel, und da drüben ist mein Handtuch.«
Er sagte das so selbstsicher, vielleicht hatte er ja doch recht. Vorsichtig schob sie die Hand unter das Kissen und zog eine Lederbrieftasche und eine Tag-Heuer-Uhr hervor. Sie reckte den Kopf … tatsächlich, da lag auch ein weißes Handtuch.
Mist!
»Es tut mir leid, das habe ich wirklich nicht gesehen. Ich suche mir sofort eine andere Liege«, sagte sie.
»Nein, bitte. Ich bestehe darauf, dass Sie liegen bleiben. Ich sehe mich nach einem anderen Platz um.«
Er beugte sich vor, um seine Sachen an sich zu nehmen, und Mona genoss die Nahansicht auf sein perfektes Sixpack.
»Das brauchen Sie wirklich nicht. Ich mache die Liege sofort frei«, sagte sie noch einmal.
In Wahrheit gurrte sie die Worte geradezu, was dem Fremden Gelegenheit zum Nachdenken gab.
»Wissen Sie was …«, begann er.
Genau, wie sie es erhofft hatte. Die Stimme war alles. Gut, sie hatte heute Wichtigeres, worauf sie sich konzentrieren musste, aber alte Gewohnheiten ließen sich nur schwer ablegen, und gegen einen harmlosen Spaß war doch nun wirklich nichts einzuwenden, oder? Ihr Ego konnte einen ordentlichen Schub gut gebrauchen.
»… wie wär’s, wenn Sie die eine Seite nehmen und ich die andere, und ich uns erst mal einen Drink besorge?«
»Ich habe schon was zu trinken«, antwortete sie und hielt ihr Glas hoch.
Er schien enttäuscht,
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