Liebe ahoi
flüsterte sie.
Meine Güte, das passierte nicht wirklich, oder? Es konnte nicht sein.
»Danke«, sagte sie zu der Verkäuferin, ehe sie das Geschäft langsam und so ruhig und würdevoll wie nur möglich verließ.
Piers folgte ihr. »Beth, es tut mir leid. Ich hätte nichts sagen dürfen.«
»Nein, das hättest du wirklich nicht«, fauchte sie zurück. »Was um alles in der Welt war das gerade? Du bist mit Mona verheiratet. Und dann erzählst du mir, dass du mich vermisst, wenn ich nicht in deiner Nähe bin? Was ist das denn für ein Unsinn?«
»Hör zu.« Er sah sie zerknirscht an. »Ich habe mich entschuldigt. Ehrlich gesagt ist das nicht die Reaktion, die ich sonst von einer Frau bekomme, wenn ich ihr etwas Nettes sage. Liegt es vielleicht an meinem Aftershave?«
Das sollte ein Scherz sein, um die Situation etwas zu entkrampfen, aber er erreichte genau das Gegenteil.
»BIST DU VÖLLIG VERRÜCKT GEWORDEN?«, brüllte Beth, ohne sich um die beiden alten Damen zu kümmern, die vor einem Café saßen und sie mit offenen Mündern anstarrten. »Du bist mit der Frau verheiratet, die eine Affäre mit meinem damaligen Ehemann hatte und ihn ohne mit der Wimper zu zucken mir und meinen beiden Kindern weggenommen hat. Die ganze Welt wusste, dass sie eine Affäre hatten, alle, nur ich nicht. DIE GANZE VERDAMMTE WELT! Glaubst du nicht, dass mich diese Erfahrung gelehrt hat, dass ein Seitensprung nicht nur ein netter Zeitvertreib ist?«
Mit diesen Worten stürmte sie davon, an den beiden alten Damen vorbei. Eine klatschte ihr Beifall, die andere rief etwas auf Italienisch, das wie eine weibliche Solidaritätsbekundung klang.
Irgendwann später, sie wusste selbst nicht, wie viel Zeit vergangen war, fand Piers sie auf einem Platz sitzend wieder.
»Beth, ich entschuldige mich noch einmal in aller Form, ehrlich. Ich bin ein Idiot. Ich schätze, ich bin einfach so daran gewöhnt, im Leben das zu bekommen, was ich will, dass ich manchmal die Grenze überschreite«, sagte er. »Aber ich habe jedes Wort ernst gemeint«, fügte er leise hinzu.
Sie stand auf, ohne ihn anzusehen. Sie wusste selbst nicht, was sie mehr nervte. Die Tatsache, dass Piers ihre wunderbare neue Freundschaft verraten hatte oder dass er ihr Sorrent verdorben hatte. Ohne sich auch nur nach ihm umzudrehen, machte sie sich auf den Rückweg zum Schlauchboot. Es war ihr egal, ob er mitkam oder nicht; zur Not würde sie das verdammte Ding allein zurückrudern.
»Ich mach das schon«, ertönte seine Stimme hinter ihr, als sie das Boot erreichte.
Piers nahm ihr die Ruder ab. Sie musste noch diese Schlauchbootfahrt mit ihm allein durchstehen, dann war es das. Warum hatte er das getan? Sie hatte seine Anwesenheit so genossen, und nun hatte er alles ruiniert. Sie wollte einfach nur zurück zum Schiff und nachdenken.
Sie ruderten schweigend. Ungefähr hundert Meter vor der Jacht sah sie Max und Sarah wild gestikulieren.
»Wir hatten euch schon aufgegeben«, rief Max. »Beeil dich, Dad. Wir haben nur noch eine halbe Stunde Zeit, dann müssen wir an Bord sein.«
Beth’ Herz begann zu hämmern, und ihr Magen krampfte sich zusammen. O nein! Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren. Rasch schaute sie auf die Uhr. Noch fünfunddreißig Minuten. Das müsste reichen. Leo würde das Gaspedal durchdrücken und sie rechtzeitig an Bord bringen.
Sobald sie die Jacht erreicht hatten, sprang Beth auf und griff nach Max’ ausgestreckter Hand, um sich die Leiter hochhelfen zu lassen.
Anschließend hievten sie mit Max’ Hilfe das Schlauchboot an Bord und befestigten es wieder an seinem Platz.
»Okay, let’s rock and roll!«, rief Leo in die Runde. Offenbar war er sehr stolz auf seine Englischkenntnisse.
Feierlich drückte er auf den Anlasser neben dem Steuerrad. Und dann noch einmal. Und noch einmal. Beim fünften Mal sahen Piers, Beth, Sarah und Max ihm gebannt zu. Der Ausdruck in ihren Gesichtern wechselte zwischen Ungläubigkeit und Entsetzen hin und her.
Nichts regte sich. Der Motor blieb stumm. Er versuchte es noch einmal. Alle hielten den Atem an und beteten, dass die Maschine endlich ansprang.
Das tat sie nicht.
»Signor Piers«, sagte Leo schließlich und schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich fürchte, wir werden das Schiff nicht rechtzeitig erreichen.«
13. Kapitel
VERSCHOLLEN AUF HOHER SEE
Mona ignorierte das Klingeln des Telefons einfach. Stattdessen rekelte sie sich genüsslich in ihrem mit Kokosnussölen angereicherten Schaumbad und grübelte darüber nach,
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