Liebe ahoi
noch immer im Schockzustand, aber ich glaube, das ist es wert.«
Sie hatten in ihren Badeklamotten im Hotel eingecheckt und waren danach alle zusammen in die erstbeste Boutique gegangen, um sich einzukleiden. Irgendwie hatte Sarah dieses Kleid sofort in den Bann gezogen, und sie hatte nicht widerstehen können. Es war aus fließendem weißen Georgette, das eng anliegende Oberteil mit den Spaghettiträgern ging über in einen schmalen Rock, der knapp oberhalb des Knies endete. Silberne Armreife und weiße Flip-Flops vervollständigten den Look. Max trug eine schwarze Leinenhose und ein T-Shirt. Sonnengebräunt wie sie waren, sahen sie jedenfalls aus wie die anderen Paare, die die himmlische Atmosphäre des Restaurants genossen.
»Ich hoffe nur, du willst nicht auch schon schlafen gehen?« Max grinste. »Wenn ja, mache ich mir ernsthaft Sorgen um mein Deodorant.«
»Auf keinen Fall. Ich bin sicher, in irgendeiner Kühltruhe wartet noch ein Eis auf mich.«
»Gut. Also. Wir können uns entweder weiter über so triviale Dinge wie den Urlaub unterhalten oder über meine vielen Erfolge, zum Beispiel den ersten Preis für die beste Biskuittorte im vierten Schuljahr, oder du erzählst mir endlich, was dich in den letzten Tagen so beschäftigt.«
Ihr Lächeln wurde um ein paar Grad schwächer.
»Natürlich nur, wenn du möchtest«, fügte er rasch hinzu. »Ich weiß ja, es geht mich eigentlich nichts an. Notfalls kann ich stundenlang über meinen ersten Preis im Biskuittortenbacken reden.«
Alle Anspannung wich auf einmal von ihr. In Max’ Nähe konnte man sich einfach nur wohlfühlen. Er hatte so eine lockere, unkomplizierte Art, die er sicher von seinem Vater geerbt hatte. Ein Gitarrenspieler, der in der Nähe der Terrassentür stand, fing leise an zu spielen, eine Art Flamenco.
»Du erinnerst mich sehr an meinen Freund Callum«, sagte Sarah. »Mit ihm kann man genauso gut reden wie mit dir. Und er bringt mich immer zum Lachen. Wenn ich mit ihm zusammen bin, erscheint mir alles irgendwie heller und freundlicher, verstehst du? Er bezeichnet sich selbst gern als Double meines Mannes, weil er ständig für ihn einspringen muss.«
Wie kam es, dass sie das, was sie früher immer witzig gefunden hatte, auf einmal schrecklich traurig machte? Lag es vielleicht daran, dass ihr in diesem Moment klar wurde, wie sehr sie sich nach Callum sehnte? Sie schob ihre Kaffeetasse von sich und trank den letzten Schluck Rotwein, der noch in ihrem Glas war.
»Bitte, erzähl niemandem etwas, vor allem nicht deinem Dad oder Mona«, bat sie. »Ich fürchte … na ja, ich habe das Gefühl, David und ich haben uns ein bisschen auseinandergelebt. Alles scheint in letzter Zeit so …«, sie suchte nach den richtigen Worten, »… so schwierig geworden zu sein. Ich war mir immer hundertprozentig sicher, und jetzt kommt es mir auf einmal vor, als wüsste ich gar nichts mehr. Weißt du, was ich meine?«
»Klar. Eine Beziehung ist schwierig«, antwortete Max leise. »Ich wünschte, es gäbe dazu ein Handbuch und eine Anleitung auf CD. Dann wäre manches vielleicht einfacher.«
»Ja, und einen Notfalldienst, wenn mal was nicht funktioniert«, fügte sie nachdenklich hinzu. »Das wäre gut. Aber jetzt habe ich genug gejammert. Ich habe der armen Beth in den letzten Tagen schon ständig in den Ohren gelegen, und jetzt auch noch dir. Wahrscheinlich geht ihr mir demnächst alle aus dem Weg. Verübeln könnte ich euch das nicht.«
Max füllte ihre Gläser noch einmal aus der Weinkaraffe, die auf dem Tisch stand. Sarah nickte dankend. Es war einfach unmöglich, sich hier unglücklich zu fühlen. Was machte das auch für einen Sinn? Schluss mit den trüben Gedanken. Alles würde irgendwie gut werden. Sie schnitt ein unverfänglicheres Thema an.
»Eins der schönsten Erlebnisse auf dieser Reise ist für mich, dass ich Beth näher kennengelernt habe. Wir sind uns in den letzten Jahren bei vielen Gelegenheiten begegnet, haben aber noch nie Zeit allein zusammen verbracht. Ich wusste gar nicht, wie nett und witzig sie ist.«
»Mein Dad und ich haben erst gestern Abend darüber gesprochen, dass ihr zwei euch ziemlich ähnlich seid.«
Das überraschte sie. »Tatsächlich?«
»Ja.« Max lächelte. »Euch trennen zwar altersmäßig einige Jahre, aber ihr habt Vieles gemeinsam. Vor allem seid ihr beide … Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll.« Er dachte einen Moment nach, ehe er den Satz beendete. »Ihr seid beide so wunderbar
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