Liebe ahoi
sie zurück ins Bad.
»Willst du wirklich nicht mitkommen? Im Bus ist bestimmt noch Platz. Mona hat die Tour gebucht, und wie ich sie kenne, hat sie einen Bus ausgesucht, in dem locker eine ganze Band mit kompletter Tour-Ausrüstung Platz hätte.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Beth bemühte sich, die Schärfe aus ihrer Stimme zu halten, war aber nicht sicher, ob ihr das gelang. »Vielen Dank, aber ich habe für heute andere Pläne.«
»Andere Pläne?«
»Mit einem … Freund. Ich habe ihn an Bord kennengelernt. Wir sind zum Lunch verabredet und wollen anschließend noch ein bisschen Zeit zusammen verbringen.«
»Ah.« David sah sie interessiert an.
Beth wurde vor Verlegenheit ganz rot, was absolut lächerlich war. Schließlich war David ihr langjähriger Exmann. Seit ihrer Trennung hatte er zweimal neu geheiratet. Er hatte in ihrem Leben gar nichts mehr zu sagen. Wieso war es ihr da unangenehm, ihm zu erzählen, dass sie mit einem Mann verabredet war? Sie befahl ihrem Selbstbewusstsein, sich sofort zusammenzureißen. War es nicht heldenhaft mutig von ihr gewesen, beim Abendbuffet auf Nate zuzugehen, sich dafür zu entschuldigen, dass sie ihn versetzt hatte, ihm die ganze Situation zu erklären und ihn dann ganz geradeheraus um ein neues Date zu bitten? Ja, sie hatte einen Mann um ein Date gebeten. Am Ende dieses Tages würden fliegende Schweinchen am Himmel Purzelbäume schlagen.
»Er heißt Nate«, ergänzte sie. »Und er ist ein Cowboy. Oder besser gesagt ein Cowman.« Jetzt fing sie an, Unsinn zu reden. Ihr Gehirn entsandte eine dringende Mahnung an ihren Mund, sich geschlossen zu halten. »Du hast ihn am ersten Tag oben in der Bar kennengelernt, erinnerst du dich? Als … Lavinia mir aufs T-Shirt gespuckt hatte.« Hör auf zu reden. Halt die Klappe. Aber das Gestammel ging einfach weiter. »Tja, na ja. Äh … Nate. Mit dem bin ich … nun ja, heute verabredet.«
Während der ganzen Zeit, in der Beth vor sich hin faselte, schaute David sie mit einem Gesichtsausdruck an, den sie nicht deuten konnte. Sie war froh, als Eliza endlich wieder aus dem Bad kam und sie rettete.
»Fertig, Dad?«
Er stellte seine Kaffeetasse ab und stand auf. »Fertig, Süße. Also dann bis später, Beth. Vielleicht können wir noch was zusammen trinken, wenn wir zurück sind. Ich wollte mich gern über ein paar Dinge mit dir unterhalten.«
»Na klar«, antwortete sie.
Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, grübelte Beth noch lange darüber nach, über was um alles in der Welt David wohl mit ihr sprechen wollte.
*
»Sitzt hier jemand?« Max zeigte auf den freien Platz neben Sarah.
»Nein«, antwortete sie strahlend. »Du kannst dich setzen.«
Freundlich. Positiv. Das war ihr Mantra für heute. Auch wenn das mit ihren wahren Gefühlen absolut nichts zu tun hatte. Sie warf einen Blick auf David, der gerade über eine Äußerung von Eliza lachte. Es war schön zu sehen, dass er Spaß mit seiner Tochter hatte. Aber irgendwie konnte sie sich des Gedankens nicht erwehren, dass er nur deshalb auf Super-Dad machte, um zu überspielen, dass er von ihr total die Nase voll hatte.
Er war am Abend zuvor eine halbe Stunde vor dem Ablegen mit Mona aus Rom zurückgekehrt – und, ja, sie hatte daran gedacht, dass die beiden vielleicht aus Rache absichtlich versuchen könnten, die Abfahrt des Schiffs zu verpassen. Danach hatten sie ein nahezu wortloses Abendessen zu zweit im Steakhaus hinter sich gebracht, ehe er zu seiner allabendlichen Joggingrunde aufgebrochen und sie ins Bett gegangen war. Als er schließlich in die Kabine zurückgekehrt war, hatte sie sich schlafend gestellt. Etwas anderes hätte auch gar keinen Sinn gemacht.
Vorhin war er in den Bus gestiegen und hatte sich neben Eliza gesetzt, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Meine Güte, er behandelte sie wie eine Verbrecherin. Okay. Er war sauer auf sie. Sie hatte das Schiff verpasst. Er hatte eine Menge um die Ohren. Aber er übertrieb es definitiv. Und anstatt ein schlechtes Gewissen zu haben und darüber nachzugrübeln, wie sie ihn besänftigen könnte, war sie eigentlich ganz glücklich, in Ruhe hier sitzen zu können. Er war ein blöder Idiot.
Die innerliche Rebellion amüsierte sie so, dass sie fast laut gelacht hätte.
Als Mona wenig später auftauchte, gab es ziemliche Unruhe. Wie üblich machte sie einigen Wirbel um ihren Auftritt. Sie trug ein schlammfarbenes Kleid im Vierzigerjahrestil, dazu einen riesigen weißen Hut. Sie setzte
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