Liebe ahoi
und den vielen Eindrücken schlief Lawrence schließlich mit dem Kopf auf Sarahs Schoß ein. Lavinia sah fasziniert zu, wie sie eine Kette aus Gänseblümchen wand.
»Die ist aber schön!«
Sarah schaute lächelnd auf. »Danke, Lavinia.«
In diesem Augenblick kam David von der Besichtigungstour zurück und setzte sich zu ihnen. »Es ist sehr nett von dir, dass du John und Marcy die Kinder abnimmst. Ich habe die beiden vorhin glücklich und zufrieden vor der Kathedrale gesehen.«
Eine Weile saßen sie schweigend da. Seltsam, dachte Sarah, dass sie so viel zu besprechen und sich trotzdem nichts zu sagen hatten.
»Bist du böse auf mich?«, fragte er schließlich.
Sie nickte. »Ich habe das Gefühl, dass zwischen uns einiges schiefläuft. Wir benehmen uns schon die ganze Woche wie Fremde. Aber ich weiß nicht, warum.«
»Du kaust schon wieder auf deiner Lippe.«
Sie hatte nicht mal bemerkt, dass sie das tat. »Und wenn schon. Wenn meine Lippen ständig ein bisschen geschwollen sind, kann ich mir Collagen-Spritzen sparen.«
Ihr Versuch, die Stimmung mit diesem Scherz etwas aufzulockern war nicht besonders erfolgreich. Sie schwiegen wieder eine Zeit lang, bis Lavinia schließlich um eine neue Geschichte bettelte. Jetzt war einfach nicht der richtige Moment für ein ernstes Gespräch.
Sarah erzählte das Märchen von Aschenputtel und seiner bösen Stiefmutter. Und natürlich war es reiner Zufall, dass sie bei der Beschreibung der Stiefmutter das Bild einer Frau im Kopf hatte, die aussah wie ein Knollenblätterpilz …
*
Mona sah, hinter ihrer riesigen Yves-Saint-Laurent-Sonnenbrille versteckt, aus der Ferne Sarah zu, die mit den Zwillingen beschäftigt war. David lag neben ihnen im Gras und starrte in den Himmel. Wie lächerlich sie aussahen! Wie ein Großvater mit seiner Tochter und seinen Enkelkindern, nicht wie ein Ehemann mit seiner Frau und den Enkeln. Sosehr sie versucht war, zu ihnen zu gehen, sie beschloss, es nicht zu tun. Die beiden sahen nicht sehr glücklich aus – da wollte sie nicht stören.
Zu ihrer Rechten sah sie Max auf den Turmeingang zugehen. Bestimmt hatte er vor, bis ganz nach oben hinaufzusteigen. Das würde Piers niemals einfallen, es waren nämlich fast dreihundert Stufen, und er hatte viel zu viel Angst, auf halbem Weg eine Herzattacke zu bekommen. Also musste er irgendwo in der Nähe sein.
Mona schaute sich suchend um. Da war er ja, drüben bei der Kathedrale. Er saß halb verdeckt von einer Säule allein auf den Stufen, hatte ihr den Rücken zugewandt und sprach in sein Handy. Natürlich konnte er theoretisch mit jedem telefonieren, aber sie wusste instinktiv, dass es die Tippsenschlampe, war. Typisch! Er war mit seiner Familie unterwegs und telefonierte mit einer Frau mit stockkonservativen Schuhen, die Tausende Meilen entfernt war. Die Vorstellung machte sie wütend. Wie konnte er es wagen! Das war eine Unverschämtheit, es wurde höchste Zeit, dass sie ihm das sagte.
Genau genommen wurde es höchste Zeit, dass sie ihm so einiges sagte, und zwar genau jetzt! Sie musste ohnehin noch eine ganze Stunde Zeit totschlagen, bis sie sich alle wieder am Bus trafen, außerdem würde er in der Öffentlichkeit keine Szene machen.
Langsam ging Mona auf Piers zu, wobei sie darauf achtete, dass ihre Absätze auf den Pflastersteinen nicht zu sehr klackerten. Sie hatte die Säule noch nicht ganz erreicht, als sie Piers schon sprechen hörte.
»Es tut mir leid, ehrlich. Es fällt mir wirklich sehr schwer, dir das zu sagen.«
Pause.
»Du hast ja recht. Ich verstehe gut, dass du sauer bist. Ich bin ein Idiot. Aber ich wollte es dir unbedingt so schnell wie möglich sagen, weil ich ja weiß, dass du dieses tolle Jobangebot hast. Du solltest es unbedingt annehmen.«
Pause.
»Emily, jetzt komm schon. Ich war von Anfang an ehrlich zu dir. Du wusstest immer, dass das mit uns auf Dauer nirgends hinführen würde.«
Mona hätte fast laut aufgeschrien. Er machte Schluss! Er gab diesem Flittchen tatsächlich den Laufpass. Beinahe hätte sie vor Freude einen Luftsprung gemacht. Was für ein Triumph!
»Nein, nein, das ist es nicht. Es ist nur so, dass … Hör zu, du weißt ja, dass ich normalerweise nicht allzu viel von tiefschürfender Seelenerforschung halte, aber mir sind in den letzten Tagen ein paar Dinge klar geworden. Und dazu gehört auch die Erkenntnis, dass ich kein Typ für Frauengeschichten bin. Es wird höchste Zeit, dass ich endlich erwachsen werde.«
Mona riss die Augen auf.
»Okay,
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