Liebe ahoi
zuweilen mit Schachfiguren."
„Lügen, nichts als gemeine Lügen." George nahm Maxines Hand und tätschelte sie.
„Lassen Sie sich von diesen Halunken nicht beirren, meine Liebe. Ich bin lediglich ein begeisterter Spieler, der darauf hofft, dass sich ein anderer Schachnarr für eine beiderseits vergnügliche Partie nach dem Essen findet." Er funkelte Marc an. „Und du hör auf, ihr zuzusetzen. Du hast ihr genug angetan." Erneut tätschelte er ihr die Hand. „Sie armes Kind mit Ihrer genähten Wunde."
Marc schüttelte den Kopf über das Verhalten seines Vaters. „Sie betreten die Spielhölle meines Vaters auf eigene Verantwortung, Miss Baptiste."
„Und nehmen Sie einen Schutzhelm mit", riet Susan, was ihr einen strengen Blick ihres Schwiegervaters eintrug. „Schon gut, George." Kapitulierend hob sie die Hände. „Ich sage nichts weiter."
„Wozu?" fragte Jake, der mit Kyle auf die überdachte Terrasse zurückkehrte.
„Zu dem berühmt-berüchtigten Verhalten deines Vaters beim Schach."
Jake setzte den Kleinen in den Lauf stall, der ganz in der Nähe einer gemütlichen
Sitzgruppe stand, und sah dann kritisch in die Runde. „Du liebe Güte! King George hat doch nicht etwa versucht, Maxine zu einem Spiel zu überreden?" Er betrachtete Maxine.
„Sie haben ihm die Partie hoffentlich nicht selbst angeboten?"
Frech lächelte sie einen nach dem anderen an, und Marc wurde ganz anders. Im nächsten Moment stand sie auf und fasste die Hand des alten Herrn. „Kommen Sie, George. Wir lassen die Miesmacher unter sich, dann können sie allein schlechte Laune verbreiten, während wir unseren Spaß haben."
Galant bot er ihr den Arm. „Wenn ihr Bauern uns bitte entschuldigt. Mademoiselle
Baptiste und ich empfehlen uns." Er führte sie ins Haus und erzählte ihr offenbar etwas Amüsantes, denn Marc hörte sie lachen, was ihm noch immer in den Ohren klang, selbst nachdem George die Terrassentür längst hinter ihnen geschlossen hatte.
„Marc!"
Susans Stimme riss ihn aus seiner Selbstvergessenheit, und Marc ermahnte sich stumm, sich endlich wie ein erwachsener Mann zu benehmen anstatt wie ein Schuljunge, der seine erste Schwärmerei erlebte. Seine Schwägerin stand neben seinem Stuhl und blickte ihn besorgt an, während Jake es sich auf einem gepolsterten Rattansofa bequem gemacht hatte.
„Was ist heute Abend nur mit dir los, kleiner Bruder? Deine ständige Geistesabwesenheit hat doch nicht etwa mit Miss Baptiste zu tun?"
„Nein, ganz und gar nicht", erwiderte Marc und verfluchte insgeheim Jakes
Einfühlungsvermögen.
„Komm, setzen wir uns auch hinüber." Auffordernd streckte Susan ihm die Hand
entgegen, und als er sie nicht sofort nahm, umfasste sie seine. „Du bist so selten länger bei uns. Und wenn du schon einmal da bist, muss man die Gelegenheit nutzen."
Eigentlich hat sie Recht, überlegte Marc und schob den Stuhl zurück. Er war wirklich nicht häufig hier zu Besuch und sollte die wenige Zeit mit seiner Familie genießen, anstatt trübsinnigen Gedanken nachzuhängen.
Als er am Laufstall vorbeiging, blieb er stehen und betrachtete zärtlich seinen Neffen. Kyle lag auf dem Rücken und erforschte gerade eingehend seinen Fuß, als wäre dieser das achte Weltwunder. Er war ein bezauberndes, fröhliches Kind, das man den ganzen Tag knuddeln konnte. Ja, dachte Marc, nicht zuletzt deshalb habe ich meine Praxis in Boston aufgegeben und bin nach Merit Island zurückgekommen. Er hatte gehofft, hier eine Frau aus der Umgebung zu finden, mit der er das Leben teilen und eine Familie gründen könnte. Eine Frau, die wie er ein beschauliches Dasein führen mochte, die gebraucht werden und zu jemandem gehören wollte. Leider war er ihr bis jetzt noch nicht begegnet, doch was nicht war, konnte ja noch werden.
Kyle schob sich einen Zeh in den Mund, und Marc musste unwillkürlich lächeln.
„Niedliches Kerlchen", sagte er leise und spürte plötzlich eine Hand auf der Schulter. Er hatte überhaupt nicht gemerkt, dass Susan ebenfalls beim Laufstall stehen geblieben war.
„Ja, mit ihm ist ein Traum in Erfüllung gegangen." Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Aber komm jetzt, und lass uns die Zeit nutzen, solange Kyle noch zufrieden spielt.
In etwa einer Viertelstunde dürfte unser kleiner Zehenlutscher festgestellt haben, dass sein Fuß nicht sonderlich sättigend ist, und nach etwas Besserem verlangen."
Marc wandte sich ab und machte es sich Jake gegenüber in einem Korbstuhl bequem,
während
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