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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwamm sie so lange, bis sie wieder Grund unter den Füßen spürte, trug dann Jelena ans Ufer und legte sie in den Sand. Sie beugte sich über sie, lauschte auf einen Herzschlag, öffnete den zusammengekniffenen Mund der Rivalin und legte ihre Lippen auf die kalten von Jelena.
    Kein Hauch mehr. Stille in dem weißen, schlanken Körper. Ein Stück Holz konnte nicht stummer sein.
    Mit gekreuzten Beinen saß Njuscha lange vor der toten Jelena und sah sie an. Es war, als spräche sie mit ihr, und sie tat es auch, innerlich, und ihre Augen gaben die Worte wieder, die sie dachte.
    Du hast es erreicht, sagte sie zu ihr. Was du lebend nie geschafft hättest … im Tod hast du gesiegt. Du wirst das Leben von Sascha und mir vernichten. Du und ich, wir werden jetzt ein gemeinsames Schicksal haben, Schwester. Du bist nur vorangegangen –
    Nach langen Minuten dieser stummen Zwiesprache bückte sie sich, streifte das Kleid über ihren nassen Körper und nahm Jelena wieder auf die Arme wie ein Kind. Sie wunderte sich, wie leicht sie war, nicht schwerer fast als ein ausgewachsenes Lamm.
    Langsam schritt sie die Uferböschung hoch, machte keinen Umweg, sondern ging geradenwegs auf ihr Haus zu, stieß die Türen mit dem Fuß auf und trat ins Zimmer, wo Kolzow, Evtimia und Bodmar in der ›schönen Ecke‹ saßen und Karten spielten.
    Schweigend legte sie die nasse, tote Jelena auf den Tisch, wie einen großen glatten, weißen Fisch, den sie gerade aus dem Wasser gezogen hatte. Dann nickte sie in die Gesichter hinein, die hohl waren vor Entsetzen.
    »Ja«, sagte sie. »Es ist geschehen. Ich habe sie ertränkt …«
    Danach fiel sie über Evtimia, krallte sich an ihrer Mutter fest und begann laut zu weinen.

F ÜNFZEHNTES K APITEL
    Ein Zeichen starker Männlichkeit ist es, in ausweglosen Situationen nicht den Kopf zu verlieren. Da gibt es Kerle, die rollen mit den Muskeln und halten ellenlange Vorträge über Mut und heroische Leistungen, aber läuft ihnen eine schwarze Katze über den Weg, bekreuzigen sie sich und rennen herum wie die Todgeweihten, immer darauf wartend, daß das Schicksal ihnen auf die Wangen schlägt. Und es gibt Kerle, die machen den Eindruck eines harmlosen, normalen Menschen, denen man nur zutraut, daß sie in der Badewanne heldische Lieder grölen … und diese wachsen über sich selbst hinaus, wenn der Teufel ihnen in den Hintern tritt.
    Dimitri Grigorjewitsch Kolzow schien ein solch seltener Mensch zu sein. Als die tote, wie eine Katze ersäufte Jelena Antonowna auf seinem Tisch lag und sein Töchterchen Njuscha weinend zusammenbrach, behielt er die Ruhe. Als einziger übrigens, denn Evtimia begann sofort mit lauten Klagen, und Eberhard Bodmar stürzte sich über die Leiche und versuchte sie zu beatmen. Er drückte Jelena den Brustkorb nieder und ließ ihn zurückschnellen, massierte ihre Herzgegend, pumpte das Wasser aus den Lungen und versuchte es dann mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung, bis er selbst keine Luft mehr bekam und keuchend auf die Holzbank zurücksank.
    Es hatte alles keinen Sinn mehr … Jelena Antonowna Dobronina war tot. Kolzow hatte es nicht anders erwartet und saß nun mit nachdenklicher Miene vor dem nassen, ausgestreckten Körper. Das Wasser lief von der Leiche über den Tisch und auf den Boden und bildete einen kleinen Bach um das rechte Hosenbein Kolzows.
    »Ruhe!« schrie er plötzlich, als Evtimia laut zu beten begann. »Zum Teufel, Ruhe! Einen klaren Kopf müssen wir behalten. Es ist nun mal geschehen. Njuscha hat sie getötet. Aber nur wir wissen das. Es muß wie ein Unfall aussehen. Laßt uns ganz nüchtern denken. Wir tragen sie zum Fluß zurück und legen sie ins Schilf. Dort wird man sie morgen früh finden, und wir sind alle Sorgen los.«
    »Sie wollte mich töten. Unters Wasser wollte sie mich drücken!« schluchzte Njuscha. Sie lehnte jetzt an der Wand, den Kopf weit zurückgeworfen, das tropfnasse Haar klebte an ihrem Körper. »Aber ich war schneller und stärker als sie.«
    »Oho!« Kolzow starrte auf die Leiche. Seine Miene verfinsterte sich. »Dann war es Notwehr! Aber kann das jemand beweisen?«
    »Nein«, sagte Bodmar. Er rang noch nach Atem von den verzweifelten Wiederbelebungsversuchen an Jelena. »Niemand wird es ihr glauben. Vor allem nicht Jelenas Zentrale in Moskau.«
    »Aber sie ist tot – das ist nicht mehr zu ändern.« Kolzow stand auf und wanderte in der Stube umher. Er ging zum Herd, schöpfte kaltes Wasser aus dem Kessel und schüttete es sich mit der

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