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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus.«
    »Der berühmte Schwarze Peter. Braun, ich gebe ihn an Sie weiter. Sie müssen sich den Hintern schwärzen, wenn die Sache in die Hosen geht.«
    »Es wird alles nach Plan ablaufen, Herr General.« Oberst von Braun deutete stramme Haltung an, als Bollweiß zur Tür ging. »Kallberg steht schon mit gepackten Koffern abfahrbereit. Die nächste Reisegruppe fliegt am Mittwoch und ist kommende Woche ab Freitag in Wolgograd. Am Montag fliegt sie auf direktem Wege zurück in die Bundesrepublik. Bodmar bleiben also vier Tage Zeit, sich alles zu überlegen.«
    »Und wenn er konstant nein sagt?«
    »Das gibt es nicht.« Der feine Künstlerkopf von Brauns wurde etwas rötlich. »Auf keinen Fall kommt Kallberg wieder zurück nach Deutschland. Folglich wird Bodmar müssen!«
    »Prost Mahlzeit!« sagte Bollweiß sarkastisch. »Braun, ersticken Sie nicht an diesem Bissen.«
    »Keine Sorge, Herr General.« Braun lächelte dünn wie immer. »Ich habe einen bedeutend größeren Schlund, als man allgemein annimmt –«
    Die Entscheidung war gefallen. Es flog ein Mann nach Wolgograd, der sich Fjodor Alexejewitsch Prikow nannte und hoffte, sich gegen Bodmar austauschen zu können.
    *
    Oberst Rossoskij war zwar ein völlig anderer Mensch als Major Tumow, aber eins hatte er mit ihm gemeinsam: er ließ sich nicht besiegen. Waren es bei Tumow Stolz und Karrieresucht, die ihn zu einem wahren Satan gemacht hatten, so lagen die Motive bei Rossoskij anders. Für ihn war es einfach undenkbar, daß der Chef einer KGB-Abteilung einen Fall aus der Hand legte und ehrlich sagte: »Genossen, ich bin am Ende. Es geht nicht mehr weiter.« Unmöglich war das, und Rossoskij konnte sich auch nicht besinnen, jemals in eine solch verflixte Lage gekommen zu sein. Er gab andererseits aber zu, niemals einen so komplizierten Fall wie Jelena Antonownas Verschwinden und alle sich daraus ergebenden Folgen gehabt zu haben. In Rossoskij, dem sonst so kühlen, nüchternen, knapp sprechenden Offizier mit der unpersönlichsten Lebensart, die man bisher im KGB kannte, rührte sich so etwas wie englischer Sportgeist.
    »Irgendwo ist das Fadenende, das ich nur aufzunehmen und dann aufzuwickeln brauche«, sagte er zu sich selbst, wenn er Jelena Antonownas Akten studierte und nach eben diesem Faden suchte. »Er liegt herum, verdammt, ich spüre es, ich stolpere darüber … aber noch sehe ich ihn nicht.«
    Die Aktion ›Nacktes Mädchenbild‹ war – wie gesagt – ein Reinfall gewesen. Daß sie sogar Großväterchen Volkow das Leben gekostet hatte, erfuhr Rossoskij nie. Aber dieses Aktfoto, das ahnte Rossoskij, war das große Schloß, hinter dem, wenn man es öffnen konnte, das ganze Problem offenlag wie ein aufgeschlagenes Buch. Durch dieses Foto war Major Tumow zu einem Geist geworden.
    »Fangen wir wieder von vorn an«, sagte Rossoskij zu seinen Mitarbeitern vom Wolgograder KGB-Büro. »Kümmern wir uns noch einmal um die Fotografen.«
    Man muß den guten Timor Antonowitsch Brutjew, diesen Künstler unter den Fotografen, verstehen, daß er blaß wurde und seinen Mund zu einem Zittern verzog, als er statt eines Hochzeitspaares aus dem nahen Heiratspalast einen Oberstleutnant mit zwei anderen Offizieren im Wartezimmer stehen sah, so als stelle er sich an, ganz hinten in der Schlange, um ein gutes Foto von sich machen zu lassen. Allerdings war der Vorraum jetzt leer … die Offiziere hatten die Hochzeitspaare auf den Flur gedrängt, wo sie herumstanden, schimpften und sich beklagten, daß ihre Ehe ja gleich schön beginne.
    »Genosse Brutjew –«, sagte Rossoskij, nachdem er in aller Ruhe die Musterfotos an den Wänden betrachtet hatte. Es waren schöne Aufnahmen … Hochzeitspaare, Landschaften von Wolga und Don, Industriewerke, Häuser in verrückten Perspektiven, Gärten Mädchen beim Ringelreihenspiel, eine Hundertjährige, die noch Ball spielte, ein Reiter, der sich an den Schwanz seines Pferdes klammerte und ihm nachrannte. Fotos, die das Herz erfrischen. Genossen, man muß den fleißigen Brutjew loben!
    »Sie sind ein Meister Ihres Fachs«, sagte Rossoskij. »Diese Technik, diese Beleuchtung … Sie waren in Urlaub, Genosse?«
    »Ja. Am Asowschen Meer.« Brutjew spürte, wie ihm der Schweiß über die Nase tropfte. Jetzt kommt es, dachte er. Jetzt rettet mich nichts mehr. Wie konnte ich auch so dumm sein und glauben, die Genossen vom KGB ließen sich betrügen? Wenn das Auge Moskaus auf einen fällt, dann ist es, als wenn das Schicksal einen selbst beim

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