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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Abwehr. »Es wäre besser gewesen, das alles vorher mit Bodmar abzusprechen.«
    »Dazu haben wir keine Zeit mehr. Ich bin hier … und werde hier bleiben.« Kallberg winkte Heppenrath beruhigend zu. »Keine Sorge, mein Lieber. Überlassen Sie alles mir … es ist Wirklich besser, wenn Sie sich nur darum kümmern, daß Ihre Touristen pünktlich ihr Essen bekommen und ein weiches Bett haben …«
    Heppenrath blieb auf dem Flur stehen, nachdem Kallberg in seinem Zimmer verschwunden war.
    Mein Gott, in was haben wir uns da eingelassen, dachte er. Aus einer harmlosen Reise ist eine hochexplosive politische Bombe geworden. Wie ein angeschlagener Boxer tappte er über den Flur warf sich in seinem Zimmer aufs Bett und legte die Hände flach über die Augen.
    Wenn das schiefgeht, dachte er. Wenn nur ein Hauch von Verdacht entsteht … wer kann es den Sowjets übelnehmen, wenn sie uns alle verhaften und so lange in den Zellen festhalten, bis die Wahrheit eingestanden wird. Und wenn es Monate dauert … für diesen Triumph einer neuen deutschen Niederlage werden die Russen uns verpflegen wie die Fürsten.
    An diesem Freitag gerieten fünfzig unschuldige und ahnungslose Menschen in die Mühle der Geheimdienste.
    An einem sonnigen Maitag, in Wolgograd an der Wolga.
    *
    Am Nachmittag stieg Bodmar aus der Gruft.
    Da man unten keinen Begriff hatte, wann Tag oder Nacht war, wenn nicht Borja den Deckel öffnete und sagte: »Hinauf, ihr Lieben! Ein Tag ist wieder um. Lüftet euch aus!« hatte sich Njuscha auf die Matratze zwischen dem Sarkophag der Großmutter Shukendskija und des Vaters Piotr Shukendskij gelegt und war eingeschlafen. Bodmar wartete bis gegen vier Uhr, dann hob er den Deckel der Gruft einen Spalt breit hoch und spähte hinaus.
    Auf dem Friedhof waren vier Beerdigungen kurz vor der Grablegung. Im neuen Teil zwei, im alten eine und im nördlichen, wo die Soldaten begraben wurden, die vierte. Die Trauernden ballten sich zu dicken Trauben um die Särge, die noch offen auf der Erde standen, und wo die Verwandten letzten Abschied von den Toten nahmen. Das Weinen und Schluchzen der vier Trauergesellschaften vermischten sich zu einer Wolke, die schwer über den Gräbern hing.
    Bodmar kroch aus der Gruft und ließ den Deckel vorsichtig wieder zugleiten. Dann ging er aufrecht, die Hände in den Taschen, den breiten Hauptgang zurück zum Ausgang, ein schmutziger Arbeiter, unrasiert, eine Schande für die Werktätigen, aber es gibt ja überall solche Typen, nicht wahr? Und er stank. Nach Moder roch er, nach Fäulnis und Schimmel.
    Wer ihm begegnete, schielte ihn an und machte, daß er aus seiner Nähe kam. In der Straßenbahn hatte er Mühe, nicht geprügelt zu werden.
    »He, wo ist hier eine Bockausstellung?« schrie einer hinter ihm. »Man sollte es an die Zeitung schreiben: Eine Straßenbahn ist ein normales Verkehrsmittel für einen Menschen. Ich habe gelernt, daß man einen Bock mit der Peitsche vor sich hertreibt …«
    Es gab noch mehr unfreundliche Menschen. Der unangenehmste war der Schaffner selbst. Nach vier Haltestellen drängte er sich zu Bodmar und schubste ihn aus dem Wagen.
    »Die Mehrheit siegt«, erklärte er. »Hier hast du deine zwanzig Kopeken wieder. Lauf zu Fuß! Es ist unmöglich, die ganze Bahn zu desinfizieren. Genosse, wie können Sie nur so herumlaufen?«
    »Ich bin ein freier Mensch!« schrie Bodmar zurück. »Ich kann aussehen und riechen, wie ich will. Sie gefallen mir auch nicht, Großmaul. Ihre Nase ist eine schiefe, zerhackte Knolle, haha!«
    Die Bahn fuhr weiter, zufrieden winkte Bodmar ihr nach. Die große Probe war bestanden: niemand erkannte ihn. Den Deutschen Eberhard Bodmar, wie ihn das Foto der Wolgograd-Prawda gezeigt hatte, gab es nicht mehr.
    Nach einer Stunde erreichte er den Mamajew-Hügel und die himmelstürmende, riesige Statue der Siegesgöttin. Hunderte Menschen besichtigten diesen Blutberg, geführt von ehemaligen Stalingrad-Kämpfern, die anschaulich ihre Erlebnisse mit den deutschen Eroberern schilderten. Auch die Reisegruppe Heppenrath war unter den Besuchern … Bodmar erkannte den Reiseleiter sofort an der weißen Mütze, die er trug. Die deutschen Touristen blickten gerade durch Fernrohre über die nahe Steppe. Sicherlich erklärte ihnen der sowjetische Fremdenführer die Todesstraße nach Pitomnik. Die Straße, die einmal gepflastert war mit 20.000 erfrorenen deutschen Soldaten. Und bei klarem Wetter konnte man bis Gumrak sehen, wo 1942 auf dem zerstörten Bahnhof 30.000

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