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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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alles ist hin. Hinterher fließt er wieder breit und träge, scheinheilig, als habe er gar nichts zerstört, und man kann ihn anspucken und ihn verfluchen und in den Bauch treten … er fließt weiter und murmelt wie ein Urmütterchen im Schlaf. Genauso und nicht anders ist's bei den Menschen am Don. Das Blut hat's dem Strom abgeguckt.
    Granja saß noch immer im Bett, das Beil in beiden Händen, und sah Jelena Antonowna aus verquollenen Augen giftig an. In der Sowchose wußte niemand von seinem nächtlichen Unglück, und die ihn gesehen hatten, denen erzählte er, ein Bienenschwarm beim Königinnenflug habe ihn überrascht, seinen Kopf mit wer weiß der Teufel verwechselt, und plötzlich habe er nichts mehr gesehen. Eine summende Pelzmütze, die über die Ohren gerutscht war, so fühlte es sich an, vom Pferd sei er sogar gefallen vor Schreck, und das wiederum habe die Bienen toll gemacht, die Königin müsse einen Befehl gegeben haben, und dann stachen sie, die Hurenbiester, und ssst-ssst waren sie wieder weg, er aber lag unter dem Pferd, mißhandelt wie selten ein Mensch auf dieser Erde.
    Einen Arzt wies Granja aber von sich. Auch als man ihm sagte, er könne von soviel Bienengift elend sterben, blieb er unbelehrbar. Den Sanitäter der Sowchose warf er hinaus aus dem Zimmer und drohte, aus Leibeskräften brüllend, jedem den Stuhl auf das Hirn zu dreschen, der sich noch weiter um ihn kümmern würde.
    »Das Gift steigt ihm in den Kopf«, sagten die Kollegen der 1. Brigade mitleidig. »Warten wir es ab … entweder überlebt er es, oder er wird irr. Im letzteren Falle müssen wir ihn überwältigen, komme, was wolle.«
    »Ich habe Ihnen gar nichts zu sagen«, meinte Granja jetzt, als sich Jelena den Stuhl ans Bett angelte und sich, heftig atmend, setzte. Ihre Kleidung war dreckbespritzt, hinauf bis zu den Hüften, so hatte das Gäulchen die Beine geworfen und die Steppe mit seinen Hufen aufgerissen.
    »Wie sehen Sie denn aus, Granja?« fragte sie, denn erst jetzt erkannte sie im Halbdunkel die Salbenmaske des armen Warwarink. Granja hatte die Vorhänge zugezogen; seitdem die Lampe vor seinen Augen explodiert war, war er lichtempfindlich.
    »Nicht der Rede wert, Genossin«, knirschte Granja. »Ein Unfall. Mit Karbid. Das Teufelsding stinkt nicht nur, es ist auch höllisch gefährlich. Sagen Sie mir lieber, warum Sie zu mir gekommen sind.«
    Jelena Antonowna schloß die Augen. Die nackten, glänzenden Körper, die sich in der Sonne auf dem weichen Waldboden wälzten, verfolgten sie, hatten sich in ihr Hirn gebrannt und würden immer dort bleiben wie die Herdenzeichen der Kühe und Pferde. Für mein ganzes Leben bin ich gezeichnet, dachte sie und wurde ganz weiß im Gesicht. Sie haben mich zu einem Krüppel gemacht … nein, nicht er, nicht er, nur sie allein, diese Kulakenhure. Man sollte sie auseinanderreißen wie einen warmen Kuchen …
    »Es geht um Njuscha«, sagte sie. Es war unendlich schwer, diesen Namen auszusprechen, ohne nicht gleichzeitig zu spucken, und noch schwerer war's, ruhig zu bleiben und nicht bei jedem Buchstaben dieses Wortes gegen die Wand zu treten.
    N – bum – j – bum – u – bum – s – bum – c – bumm – h – bumm – a – bumm.
    Zerstampfen, zertreten, zermalmen, mit ihr die Steppe düngen, zerbreien, zerwalzen.
    Granja verzog das beschmierte Gesicht und zuckte zusammen. Jede Bewegung seiner Gesichtshaut stach von den Zehen bis zu den Haarspitzen. Da half auch die kühlende Salbe wenig. Solange die Brandblasen dick wie Ballons waren und nicht aufgestochen wurden, bohrte der Schmerz wie ein Preßlufthammer in seinen Eingeweiden.
    »Was ist mit Njuscha?« fragte er vorsichtig.
    »Du willst sie heiraten.«
    »Bei Gott, ja. Wir waren uns einig, bis der blonde Tagedieb aufkreuzte. Sie haben ihn mitgebracht, Genossin. Einen Deutschen! Von der Zeitung! Das sind mir die liebsten. Stecken ihre Nase in alle Dinge und schreiben dann einen fürchterlichen Quatsch. Seit er hier ist, trägt Njuscha die Augen auf Stielen. Soll man sich das als Bräutigam gefallen lassen?« Er legte das Beil aus den Händen und beugte sich zu Jelena vor. »Haben Sie etwas beobachtet, Genossin? Seien Sie ehrlich, sagen Sie es mir, unterstützen Sie einen Werktätigen, der um sein Glück kämpft. Ich bin seit drei Jahren in der Partei, das ist eine Auszeichnung in meinem Alter. Im nächsten Jahr werde ich Brigadeführer. In meinen Akten beim Bezirk in Wolgograd steht's schon drin. Der Sekretär hat es mir

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