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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über das Magazin und den Halunken Rebikow, verlangten Saatgut und wollten einen Brief an den Bezirkssekretär aufgesetzt haben, und Kolzow sagte: »Sehen Sie, Genossin, die Pflicht zerreißt mich schier. Gehen Sie allein nach Hause. Es tut mir leid.«
    Bei den Kolzows war nur Evtimia zugegen, und Jelena ahnte sofort, was geschehen war. »Ein Pferd!« schrie sie die erschrockene Evtimia an. »Zum Teufel, gib mir ein Pferd!« Sie wartete die Antwort gar nicht ab, rannte in den Stall, holte das einzige Pferd heraus, das noch herumstand und unlustig Stroh kaute, warf ihm Sattel und Zaumzeug über und galoppierte an Evtimia vorbei, die laut klagend herumrannte und sich dann heulend an den Knüppelzaun lehnte.
    »Mutter Gottes!« schrie sie. »Mutter Gottes! Verhindere ein Unglück. Der Satan ist losgelassen!«
    Mit der Zielsicherheit eines Wolfes, der ein Schaf wittert, fand Jelena den Weg zu den Birken. Und dann stand sie hinter den Holunderbüschen, bog die Zweige zurück und starrte auf die verschlungenen Körper.
    Ich töte sie, dachte Jelena Antonowna sofort. Ich nehme einen dicken Knüppel und zertrümmere ihre Schädel, jetzt im Augenblick ihrer höchsten Lust. Ich zerbreche ihnen das Kreuz, ich stampfe sie in die Erde.
    Als Bodmar und Njuscha sich entspannten, kam auch über Jelena eine schreckliche Klarheit. Er soll weiterleben, dachte sie und ging langsam zurück zu ihrem Pferd. Ihm verzeihe ich … er ist ein Mann, er unterliegt der Versuchung wie alle Männer. Aber sie ist eine Hexe, und wie eine Hexe soll sie zugrunde gehen mit Hilfe aller Teufel, die die Hölle ausspuckt.
    Außerhalb des Waldes, in der freien Steppe, gab sie dem Pferdchen die Hacken, trat ihm in die Seiten und spornte es an zu einem rasenden Lauf. Über den Hals beugte sie sich wie ein Rennreiter, starrte auf die Steppe unter sich, die vorbeiflog wie ein grüner Nebel, und schrie dem Gaul ins Ohr wie die Kosaken bei einer Attacke.
    »Heij! Heij! Heij!« Sie hieb mit der Faust in den Hals des Pferdes, daß es aufschrie und sich streckte und dahinflog über die Steppe, als gäbe es auch wahnsinnige Gäule.
    So kam sie in der Sowchose ›2. Februar‹ an, donnerte zwischen den Hallen und Schuppen, Scheunen und Steinbaracken hindurch und schrie den ersten Menschen, den sie traf – es war der Maschinist Draginski – an:
    »Wo ist Granja? Wo finde ich ihn! Los, mach den Mund auf, du Idiot!«
    »Im Haus 3«, stotterte Draginski. »Aber er ist –«
    Jelena ritt weiter, fand das Haus, denn die Nummer stand mit weißer Farbe über der Tür, sprang vom Pferd und stürmte in den Flur.
    Im vierten Zimmer, das sie aufriß, war sie am Ziel und lehnte sich keuchend an die blaugestrichene Wand.
    Granja Nikolajewitsch Warwarink lag auf seinem Bett und hatte sein Gesicht dick mit Brandsalbe beschmiert. Wie der berühmte Clown Popow sah er aus, nur hatte er verständlicherweise nicht dessen gute Laune. Seit Stunden grübelte er über einen Racheplan und zählte eine Reihe von Todesarten auf, die Bodmar sterben sollte.
    Das Erscheinen Jelenas riß ihn empor. Er setzte sich, griff nach einem Beil, das neben ihm im Bett gelegen hatte, und hielt es mit beiden Händen fest.
    »Was wollen Sie?« stieß er hervor. »Sparen Sie sich alle Worte, Genossin. Ich bringe den Deutschen um. Zum Teufel auch, er ist in meinen Augen bereits begraben …«
    Jelena Antonowna nickte schweratmend. »Um darüber mit Ihnen zu sprechen, bin ich hier«, sagte sie und ging zu Granja Nikolajewitsch ans Bett.
    *
    Der arme Warwarink sah furchterweckend aus. Das brennende Petroleum hatte auf seinem Gesicht große Brandblasen hinterlassen, aber dem Körper war nichts geschehen, denn durch die Kleider war das Feuer nicht gedrungen, weil Granja sich geistesgegenwärtig im Schlamm gewälzt hatte. Wenn er trotzdem geheult hatte, als sei er eine lebende Fackel gewesen, so war das vor allem aus wehrloser Wut und vor Enttäuschung, daß gerade Njuscha, sein geliebtes Bräutchen, ihn so mißhandelt hatte. Im allgemeinen ist es ja nicht üblich, daß man sich brennende Stallampen an den Kopf wirft, man kann auch anders argumentieren, selbst wenn die Gegensätze so groß sind, wie sie an diesem Abend waren.
    Daran, daß er dem Deutschen den Schädel mit einer Eisenstange zertrümmern wollte, dachte Granja ungern. Aber so ist es, wenn man das wilde Blut der Kosaken geerbt hat, man kann ja nichts dafür, Gott sei da Zeuge, es rauscht in einem wie der Fluß, und dann donnert er über die Ufer, und

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