Liebe auf Arabisch
der Moschee sind?«
Farah: »Sie drehen eine Runde im Wagen, sie spazieren durch die Einkaufszentren, um auf unsere Knöchel zu schielen, sie lungern am Flughafen herum, um die Ausländerinnen zu beobachten, die mit unbedecktem Kopf das Flugzeug verlassen.«
Ich: »Ich meine, wenn sie Lust auf ein erotisches Abenteuer haben.«
Farah: »Sie besorgen sich die Nummer einer asiatischen Prostituierten oder treiben es untereinander.«
Salma: »Was? Unmöglich! Das gibt es bei uns nicht, spart euch eure Blasphemie.«
Soha: »Und ob, Schätzchen. Für einige unserer Männer ist die Homosexualität wie ein Appetitzügler, eine Möglichkeit, Sex zu haben, bis sie die Richtige finden.«
Farah: »Ich kann euch gerne ein Café im Norden der Stadt zeigen, in dem sich die süßen Jungs treffen. Viele von ihnen sind nach dem 11. September aus den Staaten zurückgekehrt.«
Salma: »Und wenn sie erwischt werden?«
Farah: »Häufig werden beide Augen zugedrückt, vor allem, wenn es sich um Jungen aus gutem Hause handelt.«
Joumana: »Und die Frauen, was machen die?«
Farah: »Die tun gut daran, brav auf ihre Hochzeit zu warten.«
Iqbal kam zu uns, mit Büchern beladen und mit abwesendem Blick.
Beschämt sahen wir uns an und fürchteten, das junge Mädchen hätte Farahs Offenbarungen mitangehört und sie für interessant befunden. Doch sie schien dem keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken, zog ihre Abaja über den Kopf und ging mit ihren Büchern unterm Arm die Treppe hoch.
Wir kamen zum Thema Freundschaft.
Soha: »Kann es eine Freundschaft zwischen Mann und Frau geben?«
Salma: »Nein, denn immer, wenn ein Mann die Anwesenheit einer Frau spürt, ist der Teufel der Dritte im Bund. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann gucken kann, ohne Begehren zu empfinden. Und weil ein Mann nicht im gleichen Raum mit einer Frau sein kann, ohne mit ihr schlafen zu wollen, ist eine Freundschaft zwischen den Geschlechtern unmöglich. «
Soha: »Das glaube ich auch. Sobald eine Frau nicht zur Familie gehört, wird ein Mann sie begehren. Weil die Männer immer genau das haben wollen, was ihnen verwehrt wird.«
Farah: »Tja, Gott hat die Frau dazu erschaffen, geliebt zu werden.«
Joumana: »Er hat sie aber nicht nur mit Geschlechtsteilen ausgestattet!«
Salma: »Nein, aber Er hat betont, dass alles an ihr das Verlangen weckt, inklusive ihrer Stimme.«
Joumana: »Ja klar, es ist die Stimme, die dem Kerl einen Ständer verschafft …«
Soha: »Und ob! Ein Cousin von mir hat erzählt, jedes Mal, wenn er eine Frauenstimme hört, muss er sich reinigen. «
Joumana: »Und warum behaupten dann zum Beispiel
die Engländerinnen nicht, dass die Engländer einen Steifen bekommen, wenn sie sprechen?«
»Die Engländer sind nicht so frustriert wie die Araber«, sagte Iqbal, als sie die Treppe runterkam, um uns Gesellschaft zu leisten.
Wir wechselten das Thema. Salma erzählte die Geschichte ihrer Tante, deren Ehemann gerade eine Zweitfrau genommen hatte, und die seither an Depressionen litt. Farah bemerkte, das sei auch kein Wunder bei einer Frau, die zwar hübsch und aufrichtig war, jedoch keinen Funken Humor hatte und sich unaufhörlich beklagte, die ihren Ehemann pausenlos mit Vorwürfen überhäufte, du bist zu viel unterwegs, du kaufst mir dies nicht, du kaufst mir das nicht. Das ist doch normal, dass so mürrische Frauen ihrem Mann irgendwann auf den Keks gehen.
»Aber das ist doch nicht ihre Schuld«, rief Salma, als fühlte sie sich angesprochen. »Die Frauen sind doch bloß mürrisch, weil sie zu Hause eingesperrt werden, wo sie herumtigern und nichts zu tun haben. Die Ärmsten langweilen sich ganz einfach! Da können sie ihren Mann ruhig einmal anfauchen, oder?«
»Deine Tante muss ganz einfach ihre Taktik ändern«, riet Farah. »Ein wenig mehr Witz gegen einen Abend in der Stadt, ein bisschen mehr Zärtlichkeit gegen ein Schmuckgeschenk. Und eine Reise nach Beirut, um sich den Charakter zurechtschnippeln zu lassen!«
Die Träume der Araberinnen
Iqbal schien zunehmend geistesabwesend zu sein, weit weg von uns, manchmal sogar bei Gesprächen, die sie selbst betrafen.
Joumana: »Du solltest dich lieber deinem Studium widmen, als herumzuträumen, Iqbal.«
Farah: »Lass sie in Ruhe. Wozu soll sie studieren? Ein Diplom macht sie weder besser im Bett noch am Herd, und diplomierte Frauen machen den Männern Angst. Es heißt, sie bekämen am Ende ihrer universitären Laufbahn einen Schnurrbart. Da sollten sie lieber
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