Liebe auf Arabisch
heiraten.«
Soha: »Und möglichst schnell! Mit fünfundzwanzig ist eine Frau schon alt und muss sich sputen, um einen Mann zu finden, der nicht schon zwei Ehefrauen und eine ganze Horde Kinder hat.«
Salma: »Außerdem musst du Kinder bekommen. Das ist das Wichtigste im Leben, sonst giltst du als sterile Topfpflanze. Und es gibt keinen schöneren Beruf als Mutter zu sein.«
Joumana (erbost): »Und in der Zwischenzeit lasst eure Männer ruhig frei rumlaufen! Lasst sie seelenruhig reisen, arbeiten, flirten. Ihr seid allesamt Idiotinnen!«
Soha: »Willst du sie vielleicht ihrer Freiheit berauben? «
Joumana: »Ich mache wenigstens den Mund auf!«
Soha: »O ja, wissen wir. Ganz Dschidda weiß, dass du den lieben langen Tag damit verbringst, Beschwerden an
den König zu verfassen … Und dein armer Ehemann erklärt sich auch noch bereit, sie zu übermitteln.«
Joumana: »Wenn es Abdallah nicht in den Kram passt, kann er sich eine andere Ehefrau suchen!«
Farah (umarmt ihre Cousine und drückt ihr einen dicken Kuss auf die Wange): »Wozu der Aufwand? Er kann sich einfach eine Zweitfrau nehmen.«
Joumana (die nun ihrerseits die Cousine küsst): »Soll er doch, und dann werden wir sehen …«
Salma: »Du würdest ihn wahrscheinlich vor Gericht zerren und ins Gefängnis werfen lassen.«
Und plötzlich fing Salma an, von ihrem Ehemann zu erzählen.
Er sei so prüde, dass er sie nur selten ansah. Selbst auf der Straße hoffte er, nur ja keiner Frau über den Weg zu laufen. Er gab vor, der Blick einer Horma, einer Frau, würde ihn beschmutzen. So wurde er erzogen. Sein Vater war so gläubig und streng, dass seine Frau jedes Mal, wenn sie mit einem Fremden sprach, ein Geldstück in den Mund nehmen musste, um ihre Stimme zu verändern.
»Von so einem Mann träume ich ganz bestimmt nicht«, sagte Iqbal.
Als das junge Mädchen uns wieder verlassen hatte, nutzte ich die Gelegenheit, um genau danach zu fragen: Wovon träumten meine saudischen Freundinnen? Mit der darauffolgenden Flut von Antworten hatte ich nicht gerechnet.
Joumana: »Ich träume von einem Mann, der mir in die Augen sieht. Der nicht an mir vorbeiläuft als wäre ich ein Gegenstand. Ich träume davon, Seite an Seite mit meinem Ehemann zu gehen, nicht hinter ihm.«
Salma: »Ich wünsche mir einen flüchtigen Kuss in einem
dunklen Raum, ein erotisches Abenteuer auf einer Parkbank. Ich träume davon, Arm in Arm durch die Menge zu gehen und zu zweit im Ozean zu baden.«
Farah: »Ich will einen Mann streifen, ohne dass es gleich ein Verbrechen ist, ihn ansehen, ohne dass es heißt, ich würde es mit Blicken treiben, ich will das Wort an ihn richten, ohne als Nutte zu gelten.«
Soha: »Mein Traum ist es, einmal ins Kino zu gehen oder mit den Männern Amrou Dhiab zu hören. Oder mit dem Wind im Haar spazieren zu gehen.«
Farah (mit glänzenden Augen, als würden ihre Träume Wirklichkeit, wenn sie nur davon sprach): »Ich träume davon, einen Mann, den ich liebe, vor den Augen aller anderen auf den Mund zu küssen, mir in High Heels und Minirock meinen Weg durch die Menge zu bahnen und ein Glas Champagner auf das Wohl der gesamten Menschheit zu trinken.«
Soha: »Ich träume von einem Ehemann, der zu Hause bleibt und seinen Tag damit verbringt, für mich zu kochen, der mir die Nägel und die Haare macht, und Liebe natürlich auch.«
Ich bemerkte, dass Soha ihren früheren Traum, Zoologin zu werden, nun nicht mehr erwähnte. Offenbar war er einem anderen Traum gewichen: ihren Ehemann für sich allein zu behalten.
Soha (die mit einem Finger die Mulde zwischen ihren perfekten Rundungen streichelte): »Ich bin keine Feministin, aber ich träume von einer umgekehrten Welt: von polyandrischen Frauen, von gesteinigten Männern, von Männern mit Schleier, es gäbe so viel zu lachen …«
Salma (wie von einem spontanen Geistesblitz gepackt): »Wenn ihr so weiter träumt, endet ihr noch wie die Ungläubigen. Was beklagt ihr euch? Ihr werdet wie Königinnen
behandelt, es fehlt euch an nichts, für euch und eure Kinder wird gesorgt, was wollt ihr denn noch?«
Joumana: »Was wir wollen? Leben! Einfach leben.«
Salma: »Das Leben liegt in Gottes Hand.«
Joumana: »Aber Er hat auch dafür gesorgt, dass wir es selbst in der Hand haben. Leben, das heißt frei sein.«
Salma: »Was nützt dir die Freiheit, wenn sie in die Misere und die Einsamkeit führt?«
Joumana: »Ich könnte meine eigenen Entscheidungen treffen und selbst mein Schicksal lenken.«
Salma: »Du
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