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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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würdest ein böses Ende nehmen, du würdest mit Körper und Seele auf die schiefe Bahn geraten.«
    Ich muss gestehen, dass ich mich bei solch hitzigen Debatten zwischen meinen Freundinnen häufig unwohl fühlte. Ich war hin- und hergerissen zwischen meinem Mitgefühl für ihre Lebenssituation und einer Art Überdruss gegenüber ihrem Selbstmitleid, das sie dennoch nicht dazu bewegte, auch nur den kleinen Finger zu rühren, Joumana einmal ausgenommen.
    Manchmal flüsterte ein kleiner Djinn mir ins Ohr, man müsse sie zur Revolte anstacheln, sie mit dem Wunsch zum Aufstand infizieren, sie ihrer Geziertheit berauben und sie darauf stoßen, was für ein schlechtes Bild ihr Land nach außen hin abgab. Ich sah jedoch davon ab, diese Dinge auszuführen, die Regeln der Gastfreundschaft geboten mir, kein Urteil zu fällen und wie eine Suffragette zu reden.
    Wenn sie über die angebliche Freiheit aller anderen Frauen sprachen, brachten sie mich mit schöner Regelmäßigkeit an den Rand der Verzweiflung. Oder aber sie mokierten sich über die Lebensumstände westlicher Frauen, hielten sie für gesetzlose und gottlose Geschöpfe, denen jeder Familiensinn abging, denen die Karriere völlig den Kopf vernebelte und die überhaupt nur dazu
gut waren, die Fantasien saudischer Männer anzuregen, noch dazu völlig umsonst, da diese einer Hochzeit niemals zustimmen würden.
    Ich war so kühn, zu erklären, dass im Westen jeder seine eigenen Entscheidungen treffen konnte, dass die Frauen das Recht hatten, zu lieben und zu betrügen, ohne dass ihnen dafür eine Steinigung drohte und dass die Untreue ein geringes Übel im Vergleich mit der Polygamie darstellte, die manche sogar als legale Prostitution betrachteten. Salma fuchtelte wild mit ihren beringten Fingern herum und entgegnete, dass die Polygamie den Mann dazu verpflichtete, für die Frau zu sorgen, den Kindern seinen Namen zu geben und seine Frauen gleich zu behandeln, eine solche Garantie gebe es im Ausland nicht, das sei der totale Dschungel! Salma trumpfte auf, dass eine Frau nicht mehrere Männer gleichzeitig haben konnte, aus dem einfachen Grund, dass später niemand wusste, wer der Vater ihrer Kinder sei.
    »Du vergisst die technischen Fortschritte, meine Liebe! Heutzutage kennen wir die DNS. Sie erlaubt uns, die Vaterschaft festzustellen«, erwiderte ich.
    Außer Joumana schienen meine Argumente keine von ihnen zu überzeugen. Was diese Dinge betraf, weigerten sie sich, wissenschaftliche Entwicklungen anzuerkennen, wie man sich weigert, eine exotische Frucht zu kosten.
    Nach und nach wurde mir bewusst, dass diese Frauen nicht an der westlichen Emanzipation interessiert waren. Das war ein zu klares, zu einschneidendes Modell und daher langweilig. Mal ganz abgesehen von ihrem starken Glauben, gab es bei den Araberinnen etwas, das sich nach komplexen Beziehungen und stürmischen Liebschaften sehnte. Vergeblich versuchte ich, mir diese Haremsmädchen in den Kleidern einer Frauenrechtlerin vorzustellen,
ohne dass etwas anderes dabei herauskam als ein trauriger Clown.
    Ihr Interesse regte sich eher, wenn ich von den marokkanischen Frauen sprach, statt von den Mädchen aus London oder Paris. Die kulturelle Nähe und die geteilte religiöse Identität machten die Realität meines Landes für sie attraktiver. In Marokko gibt es von allem etwas, Scheidung und Verstoßung, Polygamie, Monogamie, die ganze Palette amouröser Beziehungen, es ist ein Cocktail aus Scharia, einem Schuss Simone de Beauvoir und ein paar Nächten à la Scheherezade. Einzig Joumana zog unserer Moudawana den rechtlichen Personenstatus in Tunesien vor, ein Meilenstein in dieser Richtung, während Farah sich über unseren Präsidenten Bourguiba lustig machte: »Er hat im Fernsehen erzählt, dass er nur ein Ei hat!«
    Sobald das Gespräch über die Rechte der Frau ernsthafte Züge annahm, gähnten die Saudierinnen plötzlich gelangweilt und zogen es vor, über Sex zu reden.

Im siebten Himmel
    Um mich für die saudischen Weisheiten in Sachen Lebenskunst zu revanchieren, war es meine Pflicht, meine Freundinnen in die Geheimnisse der Kunst des Fliegens einzuweihen, die ich als Stewardess angeblich beherrschte. Unglücklicherweise stimmten meine Erzählungen nicht mit ihren Vorstellungen überein.
    Alle Welt fantasiert über das Leben von Stewardessen, doch nur die wenigsten sind mit ihnen bekannt. Von den Eingeweihten glaubt niemand mehr, dass sie dauernd in den Genuss aufregender Affären kommen, der Job ihnen

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