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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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hatte, stellte mir Soha die immer gleiche Frage, diesmal mit noch mehr Nachdruck:
    »Aber was ist mit dir? Sag es uns, bitte!«
    Ich wusste nur zu gut, dass Soha verzweifelt tausendundeinen Zauber suchte, um ihren Ehemann für immer an sich zu fesseln und sich den Ruf der besten Liebhaberin aller Zeiten einzubringen. Der Gedanke, er könne sie betrügen, raubte ihr den Schlaf. Die Idee, er könne sie für eine andere sitzenlassen, machte sie verrückt. Das war ebenso der Grund für ihre exzessiven Shoppingtouren wie für ihren unstillbaren Wissensdurst in Sachen Sex. Da sie nie die Gelegenheit hatte, die Meinung eines Mannes einzuholen, informierte sie sich pausenlos bei ihren Freundinnen. Außer von Farah, die sie ohne jede Hemmung über alles auf dem Laufenden hielt und erklärte, jeder Mann habe seine ganz eigenen Ansprüche, bekam sie jedoch nicht viele Antworten, ganz besonders nicht von Joumana, die sich, was ihre Sexualität betraf, in Schweigen hüllte. In der Zwischenzeit ließ sich Soha von Schönheitschirurgen kaputtmachen. Sie gab es nicht immer zu, doch wir vermuteten, dass sie sich auf jeder Reise, auf die sie ihren Ehemann begleitete, irgendwo in Ägypten oder im Libanon, die Nasenspitze richten oder eine zusammengesunkene Lippe wieder aufspritzen ließ.
    Tatsächlich waren ihre Eltern gegen ihre Heirat gewesen, da Omar einer weniger gut gestellten Familie entstammte, auch wenn aus ihm inzwischen ein erfolgreicher
Geschäftsmann geworden war. Diese unerwünschte Verbindung hatte dem Paar die Missgunst von Sohas Familie eingebracht, deren männliche Angehörige sie jederzeit, auch gegen ihren Willen, scheiden lassen konnten, einfach mit der Begründung, die Familien passten nicht zusammen. »Stellt euch das mal vor! Obwohl ich Omar über alles liebe!«, klagte sie mit einer Hand auf dem Herzen.
    Sohas Liebessehnsucht hatte sich noch dadurch verdoppelt, dass einige arabische Fernsehsender nun mexikanische Telenovelas ausstrahlten, die von feurigen Leidenschaften handelten und die wir gelegentlich zusammen ansahen. Die Art von Serie, in der der männliche Hauptdarsteller mit seinem Astralkörper selbst die entschlossenste aller Jungfrauen in Versuchung führte und obendrein auch noch Liebesschwüre so gekonnt aussprach wie ein Tyrann seine Befehle. Ständig umschmeichelten sie ihre Auserwählte aufs Glühendste, beschrieben endlos das innere Feuer und die Verzweiflung, die sie verzehrten und küssten ihre Fingerspitzen, während sie beteuerten, sie bis zur Besinnungslosigkeit zu lieben!
    Solche Episoden brachten Soha zum Weinen. Sie schluchzte und zog ein Kosmetiktuch aus ihrer Gucci-Handtasche, in das sie geräuschvoll schnäuzte. Ich tätschelte ihr die Schulter, um sie zu trösten. Noch immer liefen ihr die Tränen hinunter und sie beklagte die Ungerechtigkeit, eine unglückliche Ehefrau zu sein. Eine Liebende wie sie gab es in jedem Jahrhundert und auf jedem Kontinent nur einmal. Sie wollte, dass Omar ihr ebenfalls glühende Liebesgeständnisse machte, dass er ihr die gleiche Aufmerksamkeit zuteil werden ließ und ihr ebenfalls ewige Treue schwor. Jede neue Folge schien sie in ihrem Unglück zu bestätigen, dass sie in einer emotionalen
Wüste lebte, obwohl sie etwas Besseres verdiente als die glanzlose, stumme Liebe ihres Ehemannes.
    Und dennoch, fünf Minuten nach ihren Tiraden gegen Omar hatte sie nur noch einen Gedanken, nämlich ihm zu gefallen, und machte sich erneut auf die Suche nach einem ästhetischen Wundermittel, um ihn zu verhexen.
    Es ist allgemein bekannt, dass in jeder arabischen Altstadt ein von den Frauen verbissen geführter Handel existiert, der von drei verschiedenen Produkten lebt: Kochrezepte, Zaubermittel und Schönheitstipps. Die Odalisken sind unerschöpflich reich an den Ersten, diskret bei den Zweiten und geradezu gierig, was Letztere betrifft.
    Denn jede Schönheit tut gern so, als sei sie von Natur aus schön und würde niemals das Geheimnis ihres strahlenden Teints und ihres makellosen Kajalstrichs an eine der anderen Ehefrauen weitergeben, wenn sie ihr nicht außergewöhnlich nahestehen … Erwischt man sie jedoch einmal außerhalb des Kreises ihrer Vertrauten und fühlt sie sich in Sicherheit vor ihren Rivalinnen, kann die Schöne Sie durchaus an ihrem Wissensschatz teilhaben lassen.
    Ich hatte keine Lust, die ellenlange Liste der Schönheitsprodukte aufzuzählen, die in marokkanischen Städten von Mutter zu Tochter weitergegeben wurde, sie sind bekannt, seitdem die

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