Liebe auf Arabisch
Flittchen!«, fluchte mein Kollege. »Ruinieren einfach unseren guten Ruf!«
Zwei Wochen später war ich wieder bei meinen Freundinnen in Dschidda, bei Farah diesmal, und erfuhr die Details ihres Aufenthalts in Paris.
Sie hatte zwei Suiten reserviert. Am ersten Morgen wurde Iqbals Vater von einer Frau in engen Jeans, knappem Hemdchen und wippendem Haar überrascht, die seine Tochter begleitete – Farah hatte sich in eine Pariserin verwandelt.
Die Augen des Vaters glühten vor Verlangen, doch er wandte sie sogleich ab.
»Ihm war förmlich anzusehen, wie er hin- und hergerissen zwischen der Angst um seine Tochter und der Anziehungskraft seiner unverhüllten Cousine war. Ich selbst hatte jedenfalls überhaupt keine Lust auf ihn. Schließlich fahre ich nicht ins Ausland, um dort mit einem Cousin zu schlafen, das wäre ja noch schöner! Nein danke …«
Farah erzählte, dass die OP nicht lange gedauert hatte. Mein Landsmann selbst hatte die junge Iqbal wieder zusammengenäht. Zurück im Hotel konnte Farah die frohe Botschaft verkünden: Die ägyptische Ärztin hatte eine Fehldiagnose gestellt. Iqbal gab sich besonders charmant und wirkte sofort kerngesund. Ihr Vater dankte Gott und schwor sich, etwas an eine französisch-islamische Organisation
zu spenden, für eine Moschee beispielsweise, doch er vergaß sein Versprechen nach zwei feucht-fröhlichen Abendessen.
Ihnen blieb noch eine freie Woche in Paris, in der sich Farah nach allen Regeln der Kunst amüsieren wollte. Sie ließ Iqbal Zeit, um sich von dem Schock zu erholen, besuchte die libanesischen Restaurants auf den Champs-Élysées, schwärmte vom koscheren Essen des »Dieppe«, machte es sich mit einer Zigarette im Mund in den Boutiquen der Avenue Montaigne bequem, ließ sich einen Kaffee an ihren kleinen Bistrotisch servieren, und dann defilierten vor ihr, und nur vor ihr, die Mannequins des Hauses. Schließlich war es nicht leicht, die Haute-Couture-Kleider auszusuchen, die sie mit nach Hause zu nehmen gedachte.
Ich war zum ersten Mal bei Farah. Auch sie lebte an der Steilküste in einer überladenen Behausung wie ein Boudoir, jedoch um einiges kleiner als Joumanas Palast. Der Brauch will, dass man den Reisenden zu seiner Rückkehr beglückwünscht, und so begaben wir uns wie ein Empfangskomitee zu ihr. Das Wiedersehen war herzlich und amüsant. Neben einem Tisch mit Gourmetprodukten von Fauchon und ganzen Blöcken von Gänseleberpastete, die unseren Hunger auf das Abendland befriedigen sollten, bekam jede von uns ein persönliches Geschenk. Joumana bekam einen ganzen Stapel französischer Zeitschriften, Soha und ich ein Parfum. Als wir Salmas Geschenk sahen, brachen wir in überraschte Schreie und Gelächter aus.
Sie öffnete das Paket und fand darin ein männliches Geschlecht in schönster Erektion.
»Ein Dildo!«, rief Joumana. »Aber wie hast du den durch die Kontrolle bekommen? Hattest du nicht Angst, dass sie dich durchsuchen?«
»Schon, aber da hätten sie schon meinen Körper abtasten müssen«, antwortete Farah mit einem breiten Lächeln.
»Soll das heißen …«
»Jawohl Mädchen, er steckte da, wo er hingehört, und ich kann euch sagen: Nicht schlecht!«
Salma wusste nicht recht, was sie mit dem Geschenk anfangen sollte und wie sie darüber denken sollte. Wir ignorierten ihr Schamgefühl und wandten uns wieder Farah zu, die nun von Iqbals Operation erzählte und natürlich auch von ihrem nächtlichen Treffen mit Jean.
»Ich glaub’s nicht! Du hast ihn wirklich getroffen?«
»Ich habe ihn angerufen und gesagt, dass ich in Paris bin. Noch am gleichen Abend hat er an meine Tür geklopft. Er hatte einen Blumenstrauß in der einen und eine Flasche Champagner in der anderen Hand.«
»Wie sah er aus?«
»Schön wie der Teufel.«
»Und dann?«
An diesem Punkt entzog sie sich wie üblich.
»Als verheiratete Frau hätte ich all das jedenfalls nicht haben können. Als Single jedoch habe ich alle Vorteile der Welt: Freiheit, Spaß und Diskretion.«
Dann wandte sie sich mir zu, um weiteren Fragen zu entgehen.
»Sag mal, Leïla, Paris ist eine arabische Stadt geworden, oder? Jetzt gehen die Maghrebinerinnen schon auf den Champs-Élysées anschaffen!«
Ich wusste nicht, ob ich über diese Bemerkung wütend werden oder lachen sollte. Sie hatte ja Recht: Die Frauen, die von den Franzosen »Beurettes« getauft worden sind, bieten sich gerade an den Orten an, an denen am meisten geprasst wird, genau wie in Damaskus, ich habe es mit
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