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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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unsere religiösen Bräuche ein?«
    Salma: »Meine Würde schöpfe ich nicht aus der Unterwerfung unter das Diktat des Auslands, sondern aus dem Respekt für meinen Souverän und mein Land.«
    Farah (in einer Mischung aus Spott und Ernst): »Schließlich schützt es uns vor der Sünde.«
    Salma: »Was beweist, dass wir sie von Natur aus anziehen. «
    Farah: »Sagen wir lieber, dass wir von Natur aus unsere saudische Identität verteidigen.«
    Soha: »Gewisse Praktiken sind eben die Pfeiler unserer Kultur.«
    Joumana: »Ich lehne es ab, mir von außen sagen zu lassen, was ich zu tun oder zu lassen habe. Die Reformen müssen von innen kommen.«
    Und Farah (zu meinem großen Erstaunen): »Wir haben es nicht nötig, auf internationale Konventionen zurückzugreifen, weil in unserer Religion bereits alles festgelegt ist. Der Islam hat unsere Rechte im Koran festgehalten, woanders brauchen wir sie nicht zu suchen.«
    An dieser Stelle vielleicht ein Tusch?
    Erst zwei Wochen später kam ich wieder in den Genuss von Joumanas feministischen Anwandlungen und ihrer Entschlossenheit, für die Forderungen der westlichen Frauenrechtlerinnen einzustehen. Und lernte eine neue Lektion in Sachen Saudis und Widersprüche.
    Da Farah und Iqbal bereits nach Paris abgereist waren, sah ich Joumana entweder allein oder mit Salma und Soha. Zwischen ihnen schien mir der Kontrast besonders eklatant. Joumana auf der einen Seite, mit ihren avantgardistischen Ideen und dem Traum, ihr Land zu verändern, und all das, obwohl sie mit einem fortschrittlichen Ehemann
und einer gleichgesinnten Schwiegermutter gesegnet war. Und Salma auf der anderen Seite, von Tabus und Frust gezeichnet, die nicht einmal im Traum an einen Aufstand dachte, obwohl sie in einem lieblosen, unbefriedigenden Alltag gefangen war. Kein Wunder, dass es zwischen den beiden Frauen viele Unstimmigkeiten gab.
    Joumana: »Was sind wir denn schon in den Augen anderer Nationen? Frauen ohne Körper und ohne Kopf. Objekte. Selbst Tiere können sich freier bewegen als wir.«
    Salma: »Du weißt ganz genau, dass wir als freie Frauen nur das machen würden, wonach uns gerade der Sinn steht. Guck dir die Frauen im Westen an. Sie haben keinen Respekt vor der Familie, kümmern sich nicht um ihre Kinder und springen mit jedem Dahergelaufenen in die Kiste.«
    Joumana: »Da irrst du dich gewaltig, meine Liebe, das sind doch bloß die Vorurteile unserer Männer, die du nachplapperst. Sie lassen dich in dem Glauben, die westlichen Frauen seien fies und vom richtigen Weg abgekommen, obwohl sie genauso verantwortungsbewusst sind wie du und ich, sie kümmern sich um ihre Familie und ihre Kinder und arbeiten genauso hart wie die Männer! «
    Salma: »Sehr richtig, sie sind dazu gezwungen, ihr Leben selbst zu meistern, wo für uns der Islam bereits gesorgt hat und uns die Männer zur Seite gestellt hat, damit sie uns versorgen.«
    Joumana: »Aber wer sagt denn, dass ich versorgt werden will?«
    Salma: »Das sagst du jetzt, Schätzchen, aber es gefällt dir sehr gut, Bedienstete zu haben und Schmuck und Freizeit.«

    Joumana: »Nein, ich langweile mich zu Tode. Es gibt so viele Berufe, die ich gern erlernt hätte, ich wäre gerne Ärztin oder Pilotin oder Anwältin, oder weißt du was, ich würde sogar in einem Café kellnern.«
    Salma: »Ich denke trotzdem, dass es weise ist, uns im Haus zu behalten. Hier kann uns niemand angreifen oder uns unserer Würde berauben.«
    Joumana: »Soll ich dir mal was sagen? Unsere Männer, die machen sich aus Angst vor den Frauen in die Hose, das ist alles. Denn beginnend mit dem Tag, an dem wir gleichgestellt wären, hätten sie niemanden mehr, den sie herumkommandieren könnten. Sie würden die Leere und die Dummheit erkennen, in der sie leben und uns leben lassen. Für sie sind wir nichts als ein Loch, das ist die Wahrheit. Sie verstecken unsere Körper, unser Leben, eigentlich könnten sie uns auch gleich lebendig begraben.«
    Salma: »Hör auf mit deiner Gotteslästerung, du weißt genau, dass der Islam dazu da ist, solchen Praktiken ein Ende zu setzen.«
    Joumana: »Aber unsere Männer haben sich einiges einfallen lassen, was einer Beerdigung nicht unähnlich ist!«
    Ich hörte schweigend zu, denn meine Meinung hätte nur wie eine uneingeschränkte Bestätigung Joumanas Worte geklungen, deren Argumentation ich befürwortete. Doch ich würde nicht noch einmal den Fehler begehen, mich als Oberlehrer aufzuspielen. Wie lautet das muslimische Sprichwort? »Der Gläubige

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