Liebe auf Arabisch
lässt sich nicht zweimal im selben Nest stechen.«
Prostituierte aller Länder …
Leider war in meinem Arbeitsplan kein Aufenthalt in Paris vorgesehen. Sonst hätte ich Farah und Iqbal einen Besuch abstatten können. So konnte ich nur meinen befreundeten Arzt anrufen, um mich nach ihnen zu erkundigen. Offensichtlich war alles gutgegangen. Noch am gleichen Abend flog ich von Dschidda nach Damaskus.
In der syrischen Hauptstadt sah ich die leichtbekleidetsten Mädchen der ganzen Welt, und sie waren … Maghrebinerinnen! Fouad und ich hatten gemeinsam im Flugzeug gearbeitet und logierten nun im Méridien, einem erstklassigen Hotel, in dem die Mächtigen der ganzen Welt abstiegen: Politiker, aufstrebende Finanzmanager, Journalisten ersten Ranges.
Vor dem Diner warfen wir einen Blick in die Bar, die links vom Eingang lag. Es waren nur Männer anwesend und es stank nach Zigarrenqualm. Ich wollte kehrtmachen.
»Komm«, sagte Fouad, »du kannst doch wohl ein Gläschen mit mir trinken.«
»Eigentlich müssten die Syrer mit geschlossenen Augen durch die Welt gehen«, sagte ich, als ich mir meinen Weg durch ein Dutzend Prostituierte bahnte, die auf Kundschaft warteten.
»Solange es keine Syrerinnen sind, ist denen das glaube ich egal.«
»Und wenn es doch Syrerinnen wären?«
»In dieser Region existiert noch der Ehrenkodex, meine Gazelle.«
In diesem Moment wandten sich zwei der Prostituierten, die ganz in unserer Nähe saßen, an Fouad.
»Ah, ihr seid Marokkaner! Ich auch! Ich heiße Sofia.«
»Ich bin Myriam«, sagte ihre Nachbarin kokett. »Ich komme aus Algerien, aber ich gehe auch als Marokkanerin durch.«
Und ohne auf eine Einladung zu warten, gesellten sich die beiden zu uns.
Ich war hin- und hergerissen zwischen dem maghrebinischen Bund zwischen mir und diesen beiden Mädchen und dem Entsetzen, mit zwei wandelnden Skandalen zu sprechen.
Sie waren angezogen wie Zwillinge, mit einem Hauch von Rock, unter dem ihre Schlüpfer hervorblitzten und einem einfachen BH. Ihre mit blonden Strähnen durchzogenen Haare fielen auf ihre nackten Rücken. Sie waren vielleicht zwanzig Jahre alt, höchstens.
Sofia beachtete mich nicht und drehte sich zu Fouad, der noch immer seine Uniform trug.
»Also, Hbibi, hast du nicht Lust auf eine heiße Nacht wie daheim?«
»Nein Schätzchen, wenn ich arbeite, amüsiere ich mich nicht.«
»Komm schon, ich mach dir einen guten Preis, weil du aus der Heimat kommst.«
»Hör auf, mich anzumachen und erzähl uns lieber, wie um Himmels willen du hier gelandet bist.«
»Mein Gott, aus demselben Grund, aus dem alle Mädchen hier stehen. Wir verdienen unseren Lebensunterhalt. Wir hatten weniger Glück als du.«
»Und wissen deine Eltern Bescheid?«
»Natürlich nicht, du Idiot! Ich habe ihnen erzählt, dass ich Reisebegleiterin bin.«
»Und wie viele Reisen begleitest du pro Jahr?«
»Drei oder vier.«
»Normalerweise bezahlt man für eine Reise. Du dagegen bringst Geld von der Reise mit nach Hause, richtig? «
»Sieh an, die Kleine ist aufgetaut!«, sagte Myriam und lachte so laut, dass es durch die gesamte Bar hallte, ohne dass sie jemand beachtete.
»Sie ist zouina, sehr hübsch deine Kollegin. Wie heißt du?«, fragte Sofia.
»Das interessiert jetzt nicht. Sag uns lieber, warum du nicht zu Hause dein Geld verdienst.«
»Da unten lohnt es sich nicht, mein Hase, hier hingegen fangen die Machriqi bei Marokkanerinnen derartig an zu sabbern, dass sie einen ordentlichen Teil ihrer Kohle bei uns lassen. Außerdem ist Syrien das einzige Land, in das wir ohne Visum einreisen können. Voilà!«
»Und lässt man euch hier in Ruhe?«
»Bei dieser Art von Arbeit ist es denen ganz recht, wenn die Arbeitskräfte aus dem Ausland kommen! Die Ärsche der Syrerinnen sind nicht zu bezahlen!«
Plötzlich verdunkelte sich das Gesicht ihrer Nachbarin und sie seufzte:
»Ohne das Geld, das Myriam, Soraya, Firouz und Ghizaine, die da drüben, verdienen, wären unsere Eltern schon längst verhungert …«
Sofort dachte ich an das Leben, das Joumana und ihre Freundinnen führten.
»Dabei sind wir noch gut dran, schließlich sind wir am Leben …«
Sofia unterbrach sich mitten im Satz. Ein großer Typ
mit Schnurrbart hatte die Bar betreten. Sie näherte sich ihm und umschlang seine Taille.
Auch Myriam erhob sich.
»Und du, warum tust du so als wärst du Marokkanerin? «, fragte Fouad.
»Jeder weiß doch, dass Nutten marokkanisch sind. Das ist wie ein Naturgesetz oder so.«
»Diese
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