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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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den Skandal vertuschen und so schnell wie möglich reagieren. Wir mussten diskret und effizient handeln. Eben wie Frauen! Am wichtigsten war es, Iqbal das Schlimmste zu ersparen.
    Ich ließ mich an den folgenden zwei Tagen bei der Arbeit vertreten, um bei meinen Freundinnen sein zu können. Farah ließ Iqbal bei der ägyptischen Ärztin Katy vorstellig werden, die versprochen hatte, das Geheimnis für sich zu behalten. »Selbstverständlich«, hatte diese Dame geschworen, nicht umsonst habe sie Nawal Sadaoui gelesen, die berühmteste Feministin ihres Landes.
    Wenn es nach ihr ginge, hatte Katy geknurrt, sollte man diese Membran von vornherein bei der Geburt eines jeden Mädchens zerstören. Das würde reichen, um der arabischen Welt viele Miseren zu ersparen, vermutlich sogar, um Kriege zu verhindern! Pf!
    Sie sagte dies, während ihre Hände zwischen Iqbals Schenkeln laborierten und aus Iqbals Augen ein wahrer Fluss an Tränen strömte.
    Die militante Ader der Medizinerin versiegte, als es um die Bezahlung ging. Sie verlangte viertausend Rial, um eine falsche Einweisung auszustellen. Schließlich musste sie sich eine wirklich schwerwiegende Krankheit ausdenken,
die es nötig machte, die »Patientin« im Ausland zu behandeln. »Kein Nachbarland besitzt ein Mittel gegen dieses Übel. Einzig in Europa gibt es das nötige Wissen und die Technik, um ihm beizukommen«, schrieb sie auf das Rezept für die männlichen Vormunde des jungen Mädchens.
    Sie verschwieg ihnen natürlich, dass Europa die erste Adresse war, um ein Jungfernhäutchen straffrei wieder zusammenzunähen. Man hätte sie und ihre Patientin für diesen Komplott gegen Allah und die Regeln des Staates ins Gefängnis geworfen.
    »Nur dass Allah nie ein Wort über das Jungfernhäutchen verloren hat«, rief Joumana, als Farah uns von der Sprechstunde erzählte.
    Die ewig moralisierende Salma tadelte sogleich:
    »Es handelt sich trotzdem um einen Verstoß gegen unsere Traditionen.«
    »Die gleichen Traditionen sorgen dafür, dass dein Mann dich nicht mehr anrührt, ohne dass du etwas dagegen tun kannst!«
    Joumana merkte sofort, dass sie ihre Freundin verletzt hatte und schloss sie in die Arme.
    »Tut mir leid, Liebes, das wollte ich nicht. Aber diese Macho-Gesetze treiben uns doch in den Wahnsinn.«
    Ich riet ihnen, das junge Mädchen nach Paris zu schicken und setzte alle Hebel in Bewegung, um ihr einen Termin bei einem früheren Klassenkameraden zu besorgen, der sich nun mit einer Privatklinik im 16. Arrondissement der französischen Hauptstadt als Chirurg niedergelassen hatte.
    Farah betrachtete es als ihre Pflicht, das Mädchen zu begleiten. Schließlich war sie für den Lauf der Dinge verantwortlich. Dabei stellte sich nur ein Problem: der
männliche Begleiter. Iqbal durfte nur mit einem männlichen Verwandten reisen, und die drei Brüder der Kleinen studierten in Großbritannien oder in Beirut. Blieb nur ihr Vater übrig, ein Diplomat im Ruhestand, der die Stadt gut kannte und viel für Pariser Nächte übrig hatte. Als Junggeselle war er gerne nach Lutetia gekommen, nach Saint-Germain. Dieses junge Viertel zog er den pompösen Champs-Élysées vor, auf denen es vor Arabern nur so wimmelte.
    Der Vater war so in Sorge um seine einzige Tochter, die nun an einem »unbekannten Übel« litt, dass er sofort am nächsten Tag von Riad aufbrach. Er schloss das stille blasse Mädchen in die Arme und entschied, noch in der nächsten Woche nach Frankreich zu reisen.
    Dieses Gesetz, das Frauen das Reisen nur in männlicher Begleitung erlaubte, machte mich besonders wütend. Als wären Frauen niedere Wesen oder nicht ganz richtig im Kopf. Bis jetzt hatte ich mich immer zurückgehalten, ich hatte meinen Ärger heruntergeschluckt, denn ich wusste, dass, wenn es hart auf hart kommt, die Saudierinnen nichts auf ihr Land und ihre Bräuche kommen lassen. So sehr sie imstande sind, sich selbst über ihr Land zu beklagen, so sehr missfällt es ihnen, Kritik von anderen zu hören, ganz besonders, wenn es um die heilige Schrift geht.
    Von daher hätte ich an jenem Tag nicht den Fehler begehen sollen, zu sagen:
    »Die internationalen Organisationen sind gegen diese Praxis.«
    Was hab ich euch gesagt? Die Saudis glauben ohnehin, dass ebendiese Organisationen ausschließlich den jüdisch-christlichen, arroganten und eifersüchtigen Westen repräsentieren. Meine Freundinnen überschlugen sich förmlich vor lauter Anschuldigungen.

     
    Soha: »Mit welchem Recht mischen die sich in

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