Liebe auf Dauer
auf den Tisch haut und furchtbar losbrüllt. Damit aber nimmt er nun fatalerweise genau jene Züge an, die sie an ihrem Vater geängstigt haben und weshalb sie ihn abgelehnt hat … Der Mann kann es ihr also immer weniger recht machen: Zeigt er sich gegenteilig zum Vater, vermisst sie das, was ihr an diesem auch imponiert hat, zeigt er sich ihm ähnlich, lehnt sie ihn gerade deshalb erst recht ab. So wird, ohne dass es ihr bewusst wäre, die Beziehung zum Mann zum Spiegel ihrer ungeklärten Beziehung zum Vater, und die Gefahr wächst, dass sie sie voller Enttäuschung aufkündigt.
Versöhnung des Mannes mit dem Vater und der Frau mit der Mutter
Auch die Unversöhntheit zum gleichgeschlechtlichen Elternteil hat für die Paarbeziehung fatale Folgen. Ich denke zum Beispiel an einen Mann in einem meiner »Skript-Seminare« (Anmerkung: Skriptseminare sind Seminare, in denen die Teilnehmer unter Anleitung ihren teilweise unbewussten »Lebensplan« erarbeiten und Wege finden, sich von dessen einengenden Aspekten zu befreien. Informationen dazu siehe unter anderem unter www.professio.de). Der Vater hatte die kranke Frau und Familie, deren ÄltesterJohannes war, verlassen und jeglichen Kontakt zu den Kindern verweigert. Johannes hatte die ganze Last des Ältesten zu tragen, war damit völlig überfordert, zumal die Mutter immer kränker wurde. Er fühlte sich vom Vater völlig im Stich gelassen. So wurde er unter dem Motto erwachsen: »Nur nicht so wie mein Vater!« Als er selber eine Familie gründete, bemühte er sich in rührender Weise darum, ein guter Partner und engagierter Vater zu sein, allerdings immer in der inneren Haltung: »Im Gegensatz zu meinem Vater!« Man konnte spüren, unter welchen Druck er sich mit diesem Vorhaben setzte. Diesen Druck gab er mehr und mehr an die anderen weiter. Der Frau und vor allem den Kindern erschien er immer mehr als ein Perfektionist, der alles hundertprozentig wollte. Sie begannen mehr und mehr zu rebellieren, die Frau stellte sich immer öfter auf die Seite der Kinder, Johannes erlebte vor allem seinen Ältesten immer mehr als ihren Bündnispartner. Ganz gegen sein bewusstes Wollen geriet er auf diese Weise mehr und mehr an den Rand der Familie, und allmählich erlebte er sich – obwohl er genau das Gegenteil wollte – in einer ähnlichen Außenseiterposition, in der er seinen Vater erlebt hatte … Gar nicht so selten führt das »Gegenprogramm« zum eigenen gleichgeschlechtlichen Elternteil dazu, dass man dessen Schicksal auf geheimnisvolle Weise selber nachvollzieht! Das Problem besteht darin, dass der Mann, der zu keinem ausgesöhnten Verhältnis zu seinem Vater gefunden hat, sich gleichsam außerhalb seiner männlichen Generationenfolge stellt, damit auch sein eigenes Mann-Sein nicht liebevoll annehmen kann, dadurch mit sich selber im Zwiespalt lebt und gegenüber seinen Vorfahren nicht wirklich etwas Neues, Besseres zu schaffen imstande ist, sondern deren Schicksal wiederholt.
Ganz ähnlich auch bei der Frau, die innerlich ihre eigene Mutter ablehnt. Mit ihr lehnt sie auch ihre eigene Weiblichkeit und Mütterlichkeit ab. »Nur nicht wie meine Mutter« –damit erobert sie sich zwar oft Bereiche, die ihrer Mutter verschlossen geblieben sind, zum Beispiel wird sie tüchtig und erfolgreich im Beruf. Aber wenn ihr in der Beziehung oder im Hinblick auf Kinder Einschränkungen und Verzichte zugemutet werden, lehnt sie das vollkommen ab. Es erinnert sie an das Lebenskonzept ihrer Mutter, die nichts für sich selbst in Anspruch nahm, sondern sich für die Familie und den Vater aufopferte, damit ein jämmerliches Frauenbild abgab und in eine Opferposition geriet, die alle Familienmitglieder belastete. Eine solche Frau werden – nein, auf gar keinen Fall! Das ist sehr verständlich und nachvollziehbar. Aber auf der Basis dieser Ablehnung beraubt sie sich selbst vieler wichtiger Möglichkeiten, die ihre Mutter auf ihre sicher problematische Weise gelebt hat und die sie sich eigentlich auch wünscht, aber auf diese Weise versperrt, nämlich zum Beispiel Kinder zu haben und in einer stabilen Partnerbeziehung zu leben.
Versöhnung mit den Geschwistern
Nicht so häufig und tief gehend, aber doch oft recht deutlich spürbar, wird eine Paarbeziehung auch durch ein gestörtes Geschwisterverhältnis gefährdet. Eine Frau, die immer zu viel Verantwortung für ihren Bruder übernahm, weil er zuhause das »Problemkind« war, wählt zum Beispiel einen Mann, um den sie sich dann in ähnlicher
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