Liebe auf den ersten Biss
verschreibe 2g Cannabis alle drei Stunden , einzunehmen per Inhalation, Verdauung oder Zäpfchen).
Und als hätte er sie bestellt, erschien auf dem Videobildschirm eine hübsche, blasse Blondine im blauen Cocktailkleid und mit Pumps, die vor seiner Tür stand. Vielleicht kam sie gerade von einer Party oder einer Abendgesellschaft – ihr Haar war mit kleinen, blauen Schleifchen hochgebunden. Vielleicht war sie gekommen, um für die Rolle der feinen Dame vorzusprechen.
Drew drückte auf die Gegensprechanlage. »Hi. Sind Sie sicher, dass sie bei der richtigen Adresse sind?«
»Ich glaube schon«, sagte das Mädchen. »Ich bin auf der Suche nach Drew.« Sie lächelte in die Kamera. Makellos.
»Wow!«, sagte Drew, und als er merkte, dass er es laut gesagt hatte, räusperte er sich und sagte: »Bin gleich da.«
Er klemmte sich die Erektion ab, strich sein Haar hinter die Ohren, brachte mit fünf großen Schritten den Dschungel hinter sich, und schon stand er an der Haustür. In letzter Sekunde fiel ihm die Sonnenbrille ein. Er schob sie hoch, lächelte und riss die Tür auf, was einen breiten Balken von ultraviolettem Licht hinaus in den nächtlichen Nebel warf.
Der hübschen Blondine fiel das Lächeln aus dem Gesicht, dann schrie sie auf, als sie plötzlich in Flammen stand und aus dem Licht sprang. Drew rannte in die Dunkelheit, um sie zu retten.
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DIE CHRONIKEN DER ABBY NORMAL:
Jämmerlicher Grünschnabel
von einem Nosferatu
Also, von dem Mord mal abgesehen, war Weihnachten eine endlose, chinesische Wassertropfenfolter. Jetzt weiß ich, wie öde es ist, die Ewigkeit in erstickender Langeweile zu verbringen – den ganzen Tag Truthähnchen fressen und kotzen. Hab bis sechs bei Ronnie und Mom gesessen, bis Jared rüberkam. Sein Vater hat eine funkelnagelneue Familie mit kleinen Krümelkackern, und deshalb ist Jared nicht mehr angesagt, sobald morgens das Gekreische losgeht, wenn die Geschenke aufgefahren werden. Den ganzen Tag hat er in seinem Zimmer gehockt, Nightmare before Christmas auf DVD gesehen und Nelken geraucht. Sein Zimmer ist Sperrgebiet, seit er seinen Eltern erklärt hat, es wäre ohne weiteres möglich, dass er sich gerade vor einem Schwulenporno einen runterholt, wenn jemand reinkommt. (Manchmal hat er echt Glück – ich könnte mich auf den Kopf stellen und mir am Tisch beim Abendessen die Muschi kraulen. Meine Mutter würde nur sagen: »Liebchen, Weihnachten ist das Fest der Familie. Das sollten wir doch gemeinsam begehen«, und mich dann zwingen, es vor allen anderen zu Ende zu bringen.)
Also haben wir uns die Nightmare before Christmas -DVD zusammen mit Mom und Ronnie angesehen, bis die beiden auf dem Sofa eingeschlafen sind. Dann habe ich Ronnie mit dem Filzer ein paar echt coole Tribal-Tattoos auf den frisch rasierten Schädel gemalt, aber nur so in Rot und Schwarz, damit sie auch echt aussehen.
Und er so: »Gehen wir Kaffee trinken! Ich hab von meiner Tante zu Weihnachten einen Geschenkgutschein von Starbucks bekommen. Hundert Dollar.«
Ich kann es nicht leiden, wenn Leute mit ihren Weihnachtsgeschenken angeben, weil das total flach und materialistisch ist. Also ich so: »Ach, ich würde ja, aber ich bin jetzt eine Auserwählte, und da habe ich so meine Pflichten.«
Und er so: »Ach, was … bist du jetzt Jüdin?«
Und ich so: »Nein, ich bin ein Nosferatu.«
Und er so: »Bist du nicht.«
Und ich so: »Erinnerst du dich an diesen völlig scharfen Typen bei Walgreens? Der war's. Na ja, also eigentlich war es wohl die Gräfin, die mich in den heiligen Kreis der Zuversicht geholt hat.«
Und er so: »Und du hast mich nicht mal angerufen?«
»Tut mir leid, Jared, aber du bist jetzt eine niedere Spezies.«
Und er so: »Ich weiß. Ich bin voll scheiße.«
Und ich ahne, dass er mir gleich mit der Heulnummer kommt. Also sag ich: »Spendier mir einen Mochaccino, und ich werde dich in unsere düstersten Geheimnisse einweihen.«
Wir schreiben meiner Mom einen Zettel, dass Jared mich geschwängert hat und wir zusammen durchbrennen, um uns einem Teufelskult anzuschließen, damit sie keinen Schreck kriegt, wenn sie aufwacht, denn was das Zettelschreiben angeht, ist meine Mom absolut totalitär. Dann machen wir uns auf den Weg. Aber offenbar hat das ganze Scheißland an Weihnachten geschlossen, erdrosselt von der Eisenfaust des Christkinds, und alle neun Starbucks, bei denen wir es versuchen, sind geschlossen.
Und Jared so: »Nimm mich mit. Ich will auch zum Dunklen Zirkel
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