Liebe auf den ersten Klick
wie eine geistesgestörte Pantomime.
Langsam wende ich mich um und nicke der Frau mit der Rüschenschürze hinter dem Tresen zu. »Entschuldigung, ich …«, stammle ich. »Ich dachte kurz, ich kenne den Mann.« Sie wirft mir ein verkniffenes Lächeln zu. Zwei Frauen an einem der Fenstertische glotzen mich an. »Schon gut, die Show ist vorbei, ihr könnt weiter euren Kuchen essen«, schnauze ich sie an und kehre zu meinem Platz zurück. Die Gäste nehmen ihre Unterhaltung wieder auf.
»Okay«, meint Christie. »Wir müssen dringend deinen Freund finden.«
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Ich dachte, du bist es
BLOG FÜR MAX, NR. 2 – ICH DACHTE, DU BIST ES
Neulich dachte ich, ich hätte dich auf der Straße gesehen. Der Typ sah dir unglaublich ähnlich, derselbe Klamottenstil. Das würde bedeuten, dass du Stil hast, dabei wissen wir beide, dass das nicht der Fall ist. Egal. Jedenfalls hat er mich an dich erinnert, und ich habe mich komplett zum Affen gemacht, weil ich deinen Namen quer durchs Café brüllen musste. Und als er sich dann umgedreht hat und ich sah, dass du es doch nicht bist, war ich am Boden zerstört.
Ich muss dich sehen. Lust, in den Pub zu gehen? Wir könnten uns Gin Tonic und ein paar Chips bestellen. Oder es uns zu Hause gemütlich machen … wie du willst. Ich möchte immer mit dir zusammen sein, aber vorläufig wäre ich auch schon zufrieden damit, bloß deine Stimme zu hören. Könntest du vielleicht mal anrufen, was glaubst du? Du wirst es nicht glauben, aber Nana wird Reggie heiraten, schon bald. Du bist auch eingeladen.
Du weißt ja, dass ich ein Nein als Antwort nicht akzeptiere, und auch, wie sehr du diese Eigenschaft an mir liebst. Tja, ich habe diese Kampagne angezettelt, um dich zu finden. Mir ist klar, dass es sich ziemlich melodramatisch anhört, aber ich muss etwas unternehmen. Ich muss etwas tun, damit du endlich die Wahrheit erkennst. Du hast gesagt, du würdest mich immer lieben … und dass ich diejenige sei, die bestimmt, wann es anfängt. Aber das stimmt nicht. Du bist derjenige. Du bestimmst es, Max. Ich liebe dich.
V x
PS: Du hast inzwischen 500 Facebook-Freunde.
Lucy steht in einem trägerlosen Brautkleid vor einem gewaltigen Spiegel, während ich mit der halben Flasche Gratissekt auf dem Sofa kuschle – okay, der Sekt war nicht ganz umsonst, weil wir einen Zwanziger für den Anprobetermin hinblättern mussten. Im Hintergrund singt Shania Twain »You’re Still the One« in Endlosschleife.
»Ich dachte, du willst in Korsage und Netzstrümpfen heiraten«, werfe ich ein. Lucy dreht sich um und sieht über die Schulter in den Spiegel. Das Kleid ist auf der Rückseite mit Satinbändern geschnürt. Sie hebt ihr Haar an und reißt dramatisch die Augen auf. Eine mollige Frau in einem marineblauen Kostüm eilt herbei und bauscht den Rock auf.
»Das Kleid ist wunderschön«, schwärmt Lucy.
»Stimmt«, bestätige ich. »Willst du deinen Champagner?«
Sie betrachtet zufrieden ihr Spiegelbild, die Arme leicht abgewinkelt wie eine Ballerina.
»Woraus ist es gemacht? Der Stoff fühlt sich wunderbar an.«
»Es muss Seide sein oder Satin.«
»Er leuchtet regelrecht, stimmt’s? Wie würde man diese Farbe bezeichnen, was meinst du? Eierschale?«
»Eierschale. Was soll das sein? Gebrochenes Weiß?«
»Was ist heute nur los mit dir?« Sie runzelt die Stirn.
»Gar nichts. Was ist aus der Idee mit der Korsage geworden?«
Die Mollige erscheint mit einem Perlendiadem und einem Schleier in der Hand. Lucy beugt sich vor, damit sie beides befestigen kann. Die steife Spitze schwebt über Lucys Kopf wie ein halb geöffneter Schirm. Mit den Fingerspitzen streicht sie über die Ränder. Die Mollige steigt auf einen mit Teppichboden bezogenen Schemel und zieht den Schleier über Lucys Gesicht, dann tritt Lucy vor den Spiegel. Ein weiteres Mal muss der Rock aufgebauscht und zurechtgezupft werden.
»Entschuldigen Sie«, sage ich, »aber könnten wir vielleicht ein anderes Diadem probieren? Etwas, was ein bisschen mehr funkelt?« Die Mollige hastet über den dicken rosa Teppichboden davon in den Raum mit den Accessoires.
»Findest du, ich brauche etwas, was mehr funkelt?«, fragt Lucy.
»Nein, ich wollte nur, dass sie kurz verschwindet. Sie muss schon völlig geschafft sein von all der Aufbauscherei.« Lucy mustert mich durch ihren Schleier hindurch. »Kannst du überhaupt etwas sehen?«, erkundige ich mich.
»Sieh mal, in die Spitze sind lauter winzige Ciro-Perlen eingenäht.«
»Hm, ja, aber was ist eine
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