Liebe auf den ersten Klick
Ecke hängen muss, weil es draußen zu hell ist? Es ist ein herrlicher Tag!«, begrüßt er mich.
»Genau das geht mir ja so auf die Nerven. Kaum sind ein paar Sonnenstrahlen zu sehen, rennen alle wie die Verrückten ins Freie, besetzen die Parks und holen sich wahrscheinlich sowieso bloß einen Sonnenbrand. Wenn ich in den Pub gehe, sitze ich nie draußen. Ich bin völlig normal. Du bist derjenige, der sich verändert hat.«
Er mustert mich ein, zwei Sekunden lang. »Es ist schlimmer, als ich dachte«, stellt er fest. »Was willst du trinken? Einen Kelch Jungfrauenblut?«
»Ich nehme einen Weißwein, bitte. Einen großen. Und bring bloß keine Chips mit, weil ich den Dingern nicht widerstehen kann.« Ich sehe zu, wie er sich gegen den Tresen lehnt und mit der Kellnerin plaudert, die sich prompt das Haar über die Schulter wirft und lacht, während sie sein Bier zapft. Nach ein paar Minuten kehrt er mit unseren Getränken und der Spur eines Lächelns an unseren Tisch zurück.
»Also, was liegt an?«, fragt er und setzt sich auf einen Stuhl mir gegenüber.
»Sitzt du gerade nicht an einem Meisterwerk, das du dringend malen musst, oder so was?«
»Für dich habe ich doch immer Zeit.«
»Aber wie verdienst du deinen Lebensunterhalt, wenn du einfach so mitten am Tag in den Pub gehen kannst?«
»Heilige Scheiße, stimmt ja! Ich muss los!« Er nippt an seinem Bier und reißt eine Tüte Speckchips auf, während ich einen Schluck Wein trinke. Ich sehe zu, wie er sich einen nach dem anderen in den Mund schiebt und lautstark knuspert. »Was ist? Magst du keine Schweinechips?«, fragt er.
»Speckchips.«
»Willst du einen?«
»Nein.«
Er hält sich die Tüte vor den Mund und lässt die Reste in seinen Rachen rieseln, dann knüllt er die Tüte so klein zusammen, dass sie in den Aschenbecher passt, und pult mit der Zunge die Reste aus den Backenzähnen. »Wow, was für ein reizender Anblick«, bemerke ich.
»Was ist denn mit dir los?«
»Keine Ahnung … Vielleicht liegt es daran, dass ich am Samstag ganz allein zu einer Hochzeit gehen muss, zu der mein Verlobter seine neue Freundin mitbringt.«
Er trinkt einen Schluck Bier. »Dann bleib doch einfach zu Hause.«
»Das geht nicht. Ich muss hingehen. Im Gegensatz zu dir halte ich meine Versprechen.«
Er runzelt die Stirn und blickt nach draußen. »Dann komme ich eben mit.«
»Du?« Ich breche in Gelächter aus. »Die Getränke sind gratis. Du würdest dich nur volllaufen lassen. Das würde in einer absoluten Katastrophe enden.«
»Ich habe am Samstag noch nichts vor.«
»So wie damals bei dem Gala-Abend, als du deine Hose runtergelassen hast.«
»Ich habe auch einen Anzug … irgendwo.«
»Den vom Schulabschlussball?«
»Nein. Wieso? Was gab es an dem auszusetzen?«
»Das willst du ernsthaft wissen?«
Er lächelt. Wieder einmal fällt mir sein abgebrochener Schneidezahn ins Auge. Wieso geht er nicht endlich zum Zahnarzt? Die vollbringen heutzutage wahre Wunder.
»Ich sage ja nur, dass ich gern einspringe, falls Daniel Craig am Samstag schon verplant ist.«
In meiner Verzweiflung stelle ich fest, dass ich die Idee, mit Max zur Hochzeit zu erscheinen, gar nicht so übel finde – mein guter alter Freund Max, der eigentlich ganz passabel aussieht, wenn man ihn erst mal dazu überredet hat, seine Turnschuhe und die orangefarbene Krawatte im Schrank zu lassen. Natürlich kann ich ihn nicht als meinen neuen Freund vorstellen, weil Rob ihn kennt, aber genauso wenig kann ich allein dort aufkreuzen.
Es könnte funktionieren. Und meine Würde wäre auch wiederhergestellt. Ich wäre offiziell immer noch Single, weil ich schließlich nicht unter dem Zwang stehe, mich sofort in die nächste Beziehung zu stürzen, und, was noch viel wichtiger ist, nicht mutterseelenallein.
»Welche Farbe hat der Anzug?« Was anderes als Grau, Blau oder Schwarz kommt nicht in Frage.
»Dunkelblau. Mit Streifen.«
»Nadel- oder Blockstreifen?«
»Wofür hältst du mich, Viv? Der Anzug ist klasse. Ich sehe absolut top darin aus.«
»Und es würde dir nichts ausmachen, mich zu begleiten?«
»Nein, es würde mir nichts ausmachen, dich zu begleiten«, erklärt er übertrieben geduldig.
»Okay, ich frage Jane, ob sie etwas dagegen hat.«
»Sie wird begeistert von mir sein. Ist sie Single?«
»Jane ist die Braut. Und du wirst auch nicht vergessen, dass du derjenige bist, der es mir angeboten hat, okay?« Ich blicke ihn streng an.
»Nein.«
»Und du bleibst an meiner Seite. Finger
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