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Liebe auf den ersten Klick

Liebe auf den ersten Klick

Titel: Liebe auf den ersten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Garcia
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Dawn die Schönheit der Klippen von Moher näherzubringen versucht. Die Alte macht sich gleich in die Hose vor Aufregung. Links von mir sitzt ein Mann mit einem langen Gesicht namens Richard, der, wie ich mitgekriegt habe, beim Fernsehen arbeitet. Er wendet sich mir zu und versucht, Konversation zu betreiben.
    »Und, haben Sie auch Kinder, Viv?«
    Winzige Lachspartikel glitzern in seinem Bart. Er müffelt wie ein Pinguin.
    »Nein, weil mein Verlobter gerade mit einer anderen durchgebrannt ist.« Er weicht zurück, als hätte ihn etwas in die Nase gebissen. »Ganz recht. Er hat die Kurve gekratzt und sich eine Neue gesucht, bevor wir … na ja, Sie wissen schon …«
    Richard, der offenkundig nicht weiß, was er darauf sagen soll, wendet den Blick ab. »Oh, aha. Also, wir haben drei. Josh, unser Ältester, ist vierzehn und ganz verrückt nach Musik«, erzählt er, an das Blumenarrangement gewandt.
    Ich setze ein lustloses Lächeln auf und lasse den Blick durch den Raum schweifen. Jane sieht bildhübsch aus und scheint völlig entspannt zu sein. Hugo wirkt immer noch wie ein zappelnder Gnom, doch als ich die vom Rasieren rot verfärbten Striemen auf seinen Wangen und seine dicken Wurstfinger sehe, empfinde ich plötzlich so etwas wie Mitleid mit ihm. Inzwischen füttert Rob Sam mit Gurkenstückchen von seinem Teller. Es ist, als würde er mir sein Buttermesser geradewegs ins Herz rammen. Als ich den Kopf abwende, fühle ich mich einen Moment lang, als befände ich mich auf hoher See. Ich lächle Richard an, der immer noch einem imaginären Gesprächspartner im Blumenstrauß seine Familiengeschichte erzählt.
    »Und dann ist da noch Ruby. Sie ist vier …«
    »Reden Sie mit mir? Wie nett, nur leider juckt es mich nicht«, unterbreche ich seinen Redefluss strahlend.
    »Wie bitte?«
    »Ihre Kinder interessieren mich nicht.« Seine Züge entgleisen vor Bestürzung. Ich spüre, dass mich neuerlich ein leichter Schwindel erfasst, schnappe mir ein Brötchen und bestreiche es mit Butter. Richard kehrt mir den Rücken zu.
    Ich verputze mein Brötchen, während die Teller abgeräumt werden und der Hauptgang serviert wird. Nachdenklich kauend, betrachte ich meinen Teller: ein Stück Roastbeef, das aussieht wie die Lederzunge eines Schuhs, schwimmt neben schlaffem Frühlingsgemüse und Yorkshirepudding in einem See aus pampiger Sauce. Ich halte die Kellnerin an.
    »Ich bin Vegetarierin.«
    Sie sieht mich verwirrt an. »Oh, das stand aber nirgendwo. Haben Sie ein vegetarisches Menu bestellt?«
    »Nein, aber ich will trotzdem eines.« Ich reiche ihr den Teller mit dem Roastbeef und mache mich wieder über mein Brötchen her. Plötzlich habe ich einen Bärenhunger. Seit über einer Woche habe ich kein Brot mehr gegessen. Offen gestanden habe ich seit über einer Woche so gut wie gar nichts gegessen. Ich reiße mir Richards Brötchen ebenfalls unter den Nagel.
    Max geht mir mit seinem blöden irischen Akzent allmählich auf die Nerven, deshalb beschließe ich, dem Ganzen ein Ende zu bereiten. »Er lebt seit sechzehn Jahren in England«, erkläre ich mitten in seine Erzählung hinein.
    Max legt den Arm um meine Schulter und drückt mich fest an sich. »Ah, aber den Stallgeruch legt man eben nie ganz ab, stimmt’s?«
    Dawn lacht, und Max sieht mich an.
    »Und wie läuft es so bei dir?« Er wirft einen Blick auf Richards Rücken. »Wie ich sehe, hast du es schon geschafft, dich mit jedem am Tisch anzulegen.«
    »Lass uns noch ein Gläschen Champagner trinken«, erwidere ich nur.
    »Bist du sicher?« Er hält eine Hand hoch. »Wie viele Finger siehst du?«
    »Elf. Und jetzt besorg mir was zu trinken.«
    Die anderen Gäste kratzen die letzten Reste des Hauptgangs auf ihren Tellern zusammen, als meiner endlich serviert wird: eine halbe rote Paprikaschote mit Reis und Pilzsauce. Richard mustert meinen Teller angewidert. Ich stupse die Schote mit dem Messer an und überlege, ob ich auf das Fleischgericht zurückschwenken kann, als der einsame Dudelsackspieler neben den Brauttisch tritt, mit der Gabel an ein Glas klimpert und »um Ruhe für den Vater der Braut« bittet. Janes Vater erhebt sich. Die Ähnlichkeit mit Hugo ist wirklich frappierend … deutlicher als die zwischen Hugo und seinem eigenen Vater. Ich mustere Hugos Mutter. Könnte sie eine Affäre mit Janes Dad gehabt haben? Falls ja, wäre dies wohl der richtige Augenblick, Farbe zu bekennen und zu verhindern, dass Jane mit ihrem Halbbruder Inzest begeht. Vielleicht sollte ich Jane

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