Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf den ersten Klick

Liebe auf den ersten Klick

Titel: Liebe auf den ersten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Garcia
Vom Netzwerk:
dass die Sachen heute erledigt werden?«
    »Oh … ja.«
    »Und kannst du zusehen, dass die Warnhinweise für die Schirme, die afrikanischen Perlenketten und das Nagelpflegeset geschrieben werden?«
    »Alle?«
    »Na ja, du bist doch früh dran.«
    »Okay.«
    »Das ist vorläufig alles. Ich rufe dich später noch mal an, dann können wir den Rest besprechen.«
    »Okay. Ich hoffe, du wirst bald wieder gesund, Viv.«
    »Bye, Christie.« Ich lege auf. Faules Stück .
    Ich lasse mich wieder in die Kissen sinken und streife meine schwarze Schlafmaske über. Ein paar Stunden Schlaf, danach ist bestimmt alles wieder in Ordnung. Aber selbst jetzt, als ich mich darauf konzentriere, meinen Atem langsamer werden zu lassen, fahren meine Gedanken sofort Karussell. Das Licht ist immer noch zu grell, der Verkehr zu laut. Ich stehe auf, ziehe mich an und mache mich auf den Weg, um den Zug nach Kent noch zu erwischen.
    Wann immer ich die breiten Bürgersteige des idyllischen Vororts entlangschlendere, fühle ich mich, als wäre ich in der Zeit zurückversetzt worden. Ich biege um die Ecke von Nanas Straße. Ihr Haus befindet sich am Ende einer Sackgasse. Auf dem Weg dorthin komme ich an einem Mann vorbei, der ein kleines Mädchen auf einem nagelneuen Fahrrad anschiebt. Die beiden sehen mich an. Ich erinnere mich noch genau daran, wie Großvater vor fünfundzwanzig Jahren den Sattel meines klapprigen Rads festgehalten hat, damit ich nicht umkippe. Ich gehe über den Kiesweg zur Haustür, läute und spähe durch die Milchglasscheibe. Nichts. Ich läute noch einmal. Die Vorstellung, sie könnte nicht zu Hause sein, ist unerträglich, aber blöderweise habe ich nicht daran gedacht, vorher anzurufen. Also stehe ich in der Bruthitze und spüre, wie mein Kleid bereits an meinem Körper zu kleben beginnt. Vielleicht ist sie ja im Garten. Ich spähe über das Gartentürchen hinweg, kann sie aber nir gendwo entdecken. Ich läute ein drittes Mal. Bestimmt ist sie nicht daheim. Dann höre ich ein Geräusch. Sekunden später erscheint eine Gestalt hinter der Tür.
    »Moment, Moment, ich komme ja schon …«, höre ich sie schnaufen, während sie am Schloss herumfummelt und endlich die Tür aufreißt. »Oh, Viv. Hallo!« Sie umarmt mich so fest, dass ich ihre Schulterknochen spüren kann, und legt mir beide Hände ums Gesicht. Der vertraute blumige Geruch nach Handcreme steigt mir in die Nase. »Was für eine Überraschung! Eigentlich hatten wir dich gestern erwartet.« Schon komisch, dass sie immer noch »wir« sagt, obwohl Opa schon seit zwei Jahren tot ist. An dem Morgen, als er starb, brachte sie ihm eine Tasse Tee ans Bett und plauderte eine geschlagene halbe Stunde mit ihm, bevor sie merkte, dass er tot war.
    »Ich weiß. Entschuldige.« Sie lächelt und wartet auf eine Erklärung. Aber es gibt keine, außer dass ich mich hundeelend fühle. Ich streiche mein Kleid glatt. Einen Moment lang stehen wir schweigend im Flur mit all den Fotos, Bildern, Erinnerungen und Geistern der Vergangenheit.
    »Aber dafür bist du ja jetzt da. Das ist doch schön.« Sie mustert mich prüfend, dann zieht sie mich abermals an sich. »Komm doch rein, los! Wie schön, dass du wieder mal zu Hause bist.«
    Ich folge ihr nach unten in die Küche, wobei mir auffällt, dass sie bei jeder Stufe das Treppengeländer so fest umklammert, dass die Sehnen auf ihrem Handrücken wie zerbrochene Schirmstreben hervortreten.
    »Jetzt eine schöne Tasse Kaffee! Das ist genau das Richtige für dich, jede Wette!« Früher war mir ihre Art, jeden Gedanken übertrieben laut hinauszuposaunen, immer endlos peinlich. Sie konnte mitten auf der Straße stehen bleiben und »Oh, sieh nur, wie wunderschön!« jauchzen, nur weil sie gerade eine Spinnwebe im Sonnenschein entdeckt hatte, oder »Lass uns köstlichen Kuchen essen!« trompeten, während ich für eine wichtige Prüfung lernen musste. Ich weiß noch genau, wie sehr ich mich geschämt habe, weil ich die Einzige in der Schule war, die von einer alten Oma abgeholt wurde. Ich wünschte mir eine Mutter, wie meine Freundinnen sie hatten – eine junge, hübsche, die hohe Schuhe trägt und sich schminkt. Jeden Tag stand sie resolut in einem ihrer wallenden Kaftane auf dem Spielplatz, obwohl ich sie darum gebeten hatte, im Auto auf mich zu warten. Und jeden Tag verleugnete ich sie aufs Neue.
    In Nanas Küche herrscht das ganze Jahr über ein würziger Geruch, als wäre bald Weihnachten. Außerdem hängen überall getrocknete Blumen und

Weitere Kostenlose Bücher