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Liebe auf den ersten Klick

Liebe auf den ersten Klick

Titel: Liebe auf den ersten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Garcia
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ich so tue, als könnte ich ihn ebenfalls nicht ausstehen, und dass ich meinen Schmerz einfach abstreife wie einen alten Mantel. Soll ich mir vielleicht ein Schild um den Hals hängen? – »Achtung, Liebeskummer. Könnte in Tränen ausbrechen.« Aber das Problem ist nicht, dass sie nicht begreifen, worum es geht, sondern mir schlicht und ergreifend nicht helfen können . Ich muss selbst damit fertigwerden.
    Bei Liebeskummer ist jeder mutterseelenallein, und genau deswegen ist meine Website ja so eine geniale Idee. Anderen geht es ganz genauso wie mir. Diese Website soll eine Anlaufstelle für Menschen sein, die alle dasselbe durchmachen. Ich ziehe mein Notizbuch heraus. »Chatroom, Heartbreak Hotel?« notiere ich und komme mir augenblicklich wie der letzte Loser vor. Jeder, der in so einem Chatroom ist, muss akzeptie ren, dass seine Beziehung ein für alle Mal beendet ist, oder nicht? Man muss akzeptieren, dass man abserviert wurde, so einfach ist das. Aber bei Rob und mir ist es doch nicht so. Na gut, er will eine andere Frau heiraten, aber offiziell hat er es mir noch nicht gesagt.
    Wenn ich ihn erst einmal gesehen und in Ruhe mit ihm geredet habe, wird er einsehen, dass er einen Riesenfehler begangen hat. Vielleicht sollte ich ja meinen Stolz überwinden und ihn anrufen. Ich lehne die Stirn gegen die Scheibe und lese einen Graffitispruch an der Wand, als der Zug quietschend zum Stehen kommt. Ein großer blonder Teenager steigt ein und lässt sich auf den Platz direkt neben mir fallen, obwohl der Waggon halb leer ist. Der Gestank nach kaltem Zigarettenrauch steigt mir in die Nase. Ich umklammere meine Handtasche auf dem Schoß und rücke ein Stück zum Fenster. Aus seinen Ohrstöpseln dringt lautes blechernes Hämmern. Er reißt eine Packung fettige Chicken Wings auf und macht sich schmatzend darüber her. Die abgenagten Knochen lässt er einfach auf den Boden fallen. Ich blicke wieder auf das trostlose Londoner Umland hinaus und spüre leichte Übelkeit aufsteigen. Ich starre ihn durchdringend an, doch er kaut nur genüsslich, knüllt die fetttriefende Papiertüte zusammen und lässt sie ebenfalls achtlos auf den Waggonboden fallen. Dann sieht er mich an und nickt. Ich bedeute ihm, die Ohrstöpsel herauszunehmen, und zeige auf den Boden.
    »Also ehrlich, wer soll die Schweinerei deiner Meinung nach wegmachen?«
    Er sieht auf den Boden, dann wieder in mein Gesicht. »Ey, du natürlich, Süße, und wennde schon da unten bist, kannste mir auch gleich einen blasen«, erwidert er gedehnt.
    »Ja, klar, herzlichen Dank.«
    Er nickt. »Yo.«
    »Und was ist mit den anderen Fahrgästen?«
    Er zuckt die Achseln. »Ey, is mir doch egal, wenn die auch was von wollen.«
    »Okay. Lass mich raus. Los, nimm deine Beine weg.« Er hievt seine Beine auf die andere Seite, sodass ich aufstehen kann. Ich spüre, wie mir die Zornesröte ins Gesicht steigt, während ich fieberhaft überlege, wie ich zum Zugführer Kontakt aufnehmen soll. In diesem Moment bemerke ich den Rufknopf direkt über dem Kopf des Jungen und drücke ihn. Ein Knistern ertönt, dann eine Stimme: »Zugführer.«
    »Hallo, ich bin im vierten Wagen, glaube ich, und hier ist ein Typ, der Hähnchen isst und seinen Abfall überall auf dem Boden herumliegen lässt.«
    »Okay, Madam. Ich sorge dafür, dass der Putztrupp es an der Endstation saubermacht.«
    »Aber wollen Sie denn nicht mit ihm reden? Er ist noch hier«, stoße ich aufgebracht hervor.
    »Wie gesagt, der Putztrupp wird sich darum kümmern, Madam.«
    »Aber was passiert mit dem Jungen?«
    »Da können wir leider nichts machen, Madam.« Wieder ertönt ein Knacken, dann ist die Leitung tot.
    Ich starre das Pickelgesicht vernichtend an und setze mich auf den Platz auf der anderen Seite des Gangs, damit ich ihn anschwärzen kann, falls doch noch jemand von der Zugaufsicht vorbeikommen sollte. Er brummt etwas Unverständliches. Ich fahre herum.
    »Was hast du gerade gesagt?«
    »Ey, chill mal, Alte … klar?«
    Ich starre stur vor mich hin. Inzwischen sehen die anderen Fahrgäste herüber, doch als ich den Kopf hebe, wenden sie eilig den Blick ab. Ich habe Zivilcourage bewiesen und mich für die Sauberkeit im Zug eingesetzt, und zum Dank behandeln sie mich, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank! Die restliche Fahrt bleibe ich köchelnd vor Wut auf meinem Platz sitzen, während das Pickelgesicht die ganze Zeit »chillen« vor sich hin murmelt wie ein Mantra.
    Endlich bin ich wieder zu Hause. Ich schließe die

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