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Liebe auf den ersten Klick

Liebe auf den ersten Klick

Titel: Liebe auf den ersten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Garcia
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werde nie aufhören, dich zu begehren. M
    Eilig schließe ich die Seite, dann öffne ich sie wieder und lese das Gedicht ein zweites Mal, während sich eine tiefe, wohlige Wärme in mir ausbreitet. Ich denke an seine sexy Finger, wie sie diese Worte getippt haben, stelle mir vor, wie wir einfach abhauen, irgendwohin, in eine Welt fernab der harten Realität, wo wir von Kunst, Luft und Liebe leben. Gleichzeitig habe ich Angst, mich in ihn zu verlieben … Zu gut kann ich mich an die kurze Zeit erinnern, die ich gemeinsam mit meiner Mutter in einem schäbigen möblierten Zimmer gehaust habe, verlassen und mittellos. Man kann eben von Luft keine Miete zahlen, und Liebe hält einen im Winter nicht warm. Ich denke an Rob und das Leben, das ich mit ihm geplant hatte. Noch immer erfüllt mich das Wissen, dass diese sichere Zukunft nicht länger existiert, mit Panik. Großer Gott, ich bin ein elender Dummkopf, geblendet von Einsamkeit und sexueller Gier.
    Nein! So schön es auch wäre, sich einfach fallen zu lassen, aber weder Poesie noch hochfliegende Träume können ein Ersatz für die sichere Zukunft sein, die ich verloren habe. Und wahrscheinlich verliere ich jetzt sogar noch meinen Job. Ich bin nur durcheinander, das ist alles. So viel ist passiert. Am besten, ich bewahre einen kühlen Kopf und versuche, alles wieder ins Lot zu bringen. Ich muss in Ruhe über alles nachdenken. Ich schließe die Seite und konzentriere mich endlich auf meine Arbeit.
    Es ist sechs Uhr, als ich das Bürogebäude verlasse. Lange Schatten überziehen die von der tiefen Nachmittagssonne gefluteten Bürgersteige mit Mustern. Auf dem Weg zur U-Bahn komme ich an einem Deli vorbei und kaufe ein paar leckere Sachen ein – mit Frischkäse gefüllte Minipaprika, Bauernbrot, edle Salami und Wein. Das wollte ich schon immer machen: teure, sexy Sachen zu essen kaufen. Ich male mir aus, wie ich mit Max ein Picknick veranstalte. Natürlich weiß ich, dass ich einen Gang zurückschalten und in Ruhe nachdenken sollte, aber ein paar Kleinigkeiten einzukaufen kann ja wohl nicht schaden. Nur für alle Fälle. Das bedeutet noch lange nicht, dass ich mich zur Sklavin meiner Triebe machen lasse. Wahrscheinlich rufe ich ihn gleich nachher an, lade ihn aus und verbringe den Abend allein in meiner Wohnung. Und dann setze ich mich hin und stelle eine Liste zusammen mit meinen Lebenszielen und den Pros und Contras, mit dem besten Freund ins Bett zu steigen.
    Doch als ich mir seinen nackten gebräunten Körper vorstelle und mir ausmale, wie er sich vom gestärkten weißen Laken abhebt, spüre ich wieder dieses Prickeln. Nicht zu fassen, welche Wirkung dieser Mann auf mich hat.
    In letzter Sekunde springe ich in die U-Bahn, quetsche mich zwischen eine mollige Frau und die Tür und ziehe mein Handy heraus.
    » Um wie viel Uhr willst du mich haben, Süße? M xx «
    » Was hast du mit mir angestellt, du kleine Hexe? Ich kann nicht arbeiten, ich kann nicht mehr klar denken! M.«
    »Vivienne! Mein Herz! M.«
    »Ich will dich noch mal schmecken … M.«
    Oh, einige seiner SMS sind ziemlich versaut. Die U-Bahn rumpelt los, und ich sehe in das rosige Gesicht der Frau, die unwillig den Blick von meinem Handy losreißt und lächelnd eine Braue hebt. Verlegen starre ich auf die vorbeifliegenden Rückseiten der Wohnhäuser und frage mich, was um alles in der Welt ich hier losgetreten habe. Gleichzeitig wünschte ich, diese köstliche Vorfreude würde für den Rest meines Lebens anhalten. Ich schreibe zurück.
    »Wahrscheinlich sollte ich nach Hause fahren und den Abend allein verbringen – damit ich einen klaren Kopf bekomme. V.« Wie banal das klingt.
    »Wieso ›sollte ‹ ? Was für ein Wort ist das? Tu das, was du tun willst «, antwortet er. » Und was willst du? «
    » Dich «, tippe ich, ohne mit der Wimper zu zucken, zurück.
    »Schönen Abend noch«, wünscht mir die Frau beim Aussteigen. Als sich der Zug in Bewegung setzt, begegnen sich unsere Blicke ein letztes Mal. Sie zwinkert mir zu.
    Ich habe völlig die Kontrolle verloren. Das macht mir Angst. Ich kann es kaum erwarten, ihn zu sehen, und ich habe Schmetterlinge im Bauch wie ein Teenager. Was ich hier tue, ist so was von unvernünftig. Ich lasse mich von meiner Lust leiten, und bestimmt wird es in einer Katastrophe enden, aber ich bin machtlos dagegen. Ich werde die Dinge einfach auf mich zukommen lassen und abwarten. Ich laufe los die in der warmen Abendsonne vor mir liegende Straße entlang. Zu Hause werde ich

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