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Liebe auf den ersten Klick

Liebe auf den ersten Klick

Titel: Liebe auf den ersten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Garcia
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schließlich mit beinahe komisch leiser Verschwörerstimme. »Hätte ich auch nur eine Sekunde bezweifelt, dass Sie nicht die Wahrheit sagen, würden Sie jetzt nicht hier sitzen. Es gibt massenhaft Leute, die sich die Finger nach Ihrem Job lecken, trotzdem scheinen Sie neuerdings zu glauben, er sei unter Ihrer Würde.« Ich komme mir vor, als wäre ich wieder fünfzehn und stünde im Büro des Rektors, um mir eine Standpauke abzuholen. Meine Wangen glühen vor Hitze. »Mir fällt auf, dass Ihre Leistungen in letzter Zeit stark nachgelassen haben. Ich weiß ja, dass Sie im Moment private Probleme haben …« – sie lächelt herablassend – »… aber trotzdem.« Das Lächeln gefriert auf ihren Zügen. In diesem Moment geht mir auf, weshalb ich hier antanzen musste.
    »Ich verstehe, was Sie sagen wollen …«
    »Ich sage, dass ich Sie hiermit mündlich abmahne«, unterbricht sie mich barsch.
    Ich öffne den Mund und schließe ihn wieder. »Aha, okay. Und wieso? Weil ich gestern einen Tag freigenommen habe, um mich um meine Großmutter zu kümmern?«
    »Nein, wegen Ihrer Leistungen in letzter Zeit.«
    »Könnten Sie bitte etwas konkreter werden?«
    »Ja, das kann ich.« Sie zieht eine Akte heraus und liest mir die Daten und die dazugehörigen Anklagepunkte vor: »Zu spät gekommen … sich krankgemeldet … früher Feierabend gemacht … einen Termin vergessen.«
    »Soll ich weitermachen?«
    »Nein.«
    »Okay, nur damit Sie es richtig verstehen: Das hier ist eine mündliche Abmahnung, als Nächstes folgt eine schriftliche, und danach steht es uns frei, Sie gehen zu lassen.«
    »Das ist also die Methode, wie Sie Personal abbauen, ja? Einfach feuern und Schluss? Tja, ist ja auch viel einfacher und billiger, stimmt’s?«
    »Ihr Ton gefällt mir nicht, Vivienne!«
    »Ich habe mich wirklich angestrengt und versucht, alles richtig zu machen, das wissen Sie ganz genau.«
    »Ich rede aber von Ihren Leistungen in letzter Zeit.«
    Ich stehe auf. »Das ist doch eine ganz miese Nummer«, erkläre ich und reiße die Tür auf. »Eine ganz, ganz miese Nummer«, wiederhole ich und stapfe davon. Die blanke Wut lodert in mir auf und frisst sich meine Kehle hinauf. Eine beschissene mündliche Abmahnung? Was für ein elender Drecksladen ist das hier eigentlich? Wie oft habe ich eine Lösung aus dem Hut gezaubert und damit Schnutis Ruf gerettet? Wutschnaubend marschiere ich durchs Büro. Vereinzelte Köpfe erscheinen hinter den grauen Trennwänden, tauchen aber sofort wieder ab. Nur Paul aus der Technologieabteilung muss seine Nase herausstrecken.
    »Morgen, Faulpelz.«
    »Halt die Klappe, Paul!«, herrsche ich ihn an, worauf er wie ein Schuljunge kichert. Endlich stehe ich vor meinem Schreibtisch. Christie sitzt an ihrem Computer und tippt etwas. Sie hat ihr Haar zu Zöpfen geflochten und trägt silberfarbenen Eyeliner – offenbar ist das ihre Version des Space-Age-Chics. Sie dreht sich zu mir um und lächelt. »Was zum Teufel war hier gestern los, Christie?«, frage ich barsch, worauf ihr Lächeln verfliegt. »Ich habe nämlich gerade eine mündliche Abmahnung kassiert.«
    Ihre Verwirrung weicht Besorgnis. »Das wusste ich nicht.« Kopfschüttelnd dreht sie sich auf ihrem Stuhl herum. »Aber ich weiß genau, wie du dich fühlst, Viv. Ich habe schließlich auch schon mal eine mündliche Abmahnung bekommen.«
    »Das weiß ich. Ich habe sie dir gegeben.«
    »Vermutlich ist das dann ausgleichende Gerechtigkeit.«
    »Hast du gestern mit meiner Oma gesprochen?«
    »Ach, ich dachte, es sei gar nicht deine Oma gewesen.«
    »Doch. Woher wusste Schnuti davon?«
    »Oh.« Sie hebt einen Finger. »Wahrscheinlich weil sie direkt neben mir stand, als ich den Anruf entgegengenommen habe. Ich glaube, sie dachte ernsthaft, dass es deine Großmutter war.«
    »Sie war es auch.«
    Christie runzelt die Stirn. Ich lasse mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und spüre, wie meine Wut tiefer Verzweiflung weicht. »Mach dir darüber keine Gedanken, Christie«, seufze ich.
    »O-kay.« Sie hebt die Hände. »Aber leider habe ich gestern auch ziemlichen Ärger bekommen.«
    Ich stütze das Kinn auf die Hände und sehe sie an. Erst jetzt bemerke ich die winzigen silbernen Spitzen ihrer Wimpern. Wie lange hat sie wohl dafür gebraucht?
    »Ich habe ihnen unsere Ideen für die Tanga-Kampagne präsentiert. Du weißt schon, für die essbaren Dessous. Na ja, Schnuti fand sie alle blöd. Sie seien viel zu aggressiv, meint sie. Ehrlich gesagt ist sie sogar ziemlich

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