Liebe auf den ersten Klick
in vierundzwanzig Stunden in der Notaufnahme des Krankenhauses auf. Vielleicht ist das ein gemeiner Scherz, und Sam beobachtet uns über eine Videokamera und lacht sich schief.
»Ist das ein Scherz?«
»Noch nie war mir etwas so ernst wie das hier.«
»Weil es nämlich nicht witzig ist. Ich lasse mich nicht von dir verarschen.«
»Heirate mich, Vivienne.« Er wartet. Ich starre ihn an.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Sag einfach Ja.« Auf seinen Zügen liegt ein strahlendes Lächeln bis über beide Ohren. Es geht mir auf die Nerven. Ich betrachte sein Gesicht, das mir so vertraut ist, das ich so sehr geliebt und vermisst habe, und spüre ein Ziehen in der Brust.
»Das kommt alles ein bisschen überraschend …«, erwidere ich.
Er steht auf und tritt ans Fenster. »Ach, komm schon, Viv! Was willst du? Du wolltest, dass ich zu dir zurückkomme, und hier bin ich. Auf Knien. Ich weiß nicht, was ich sonst noch tun sollte …« Er lässt sich mit überkreuzten Knöcheln gegen das Fensterbrett sinken.
»Du kannst doch nicht einfach hier hereinschneien und sagen, dass du mich heiraten willst.«
»Aber genau das habe ich gerade getan.«
»Tja, so läuft das aber nicht.«
Er blickt an die Zimmerdecke und lacht. »Okay, tut mir leid. Ich tu’s schon wieder. Sag du es mir, Viv. Sag du mir, wie es läuft.«
»Keine Ahnung.« Was zum Teufel läuft hier? Mein Herz hämmert.
»Willst du, dass ich dich anbettle? Das würde ich tun. Ich schnipple mir sogar die Eier mit einem rostigen Messer ab, wenn du es von mir verlangst.«
»Nein! Das ist nicht nötig. Ich weiß doch auch nicht, was ich sagen soll. Gerade habe ich noch versucht, endlich über dich hinwegzukommen.«
»Aber siehst du denn nicht, dass es mir leidtut? Sehr sogar. Alles. Und dass ich hier bin, um es wiedergutzumachen.«
»Aber du kannst es nicht einfach so wiedergutma chen. So mir nichts, dir nichts.« Ich schnippe mit den Fingern.
Er lehnt sich immer noch gegen das Fensterbrett und lächelt. Ich sehe ihn an, wende den Blick ab, sehe wieder hin. Da sind sie – all meine Träume von einem gemeinsamen Leben mit ihm. Ich sehe uns, wie wir früher waren, ganz am Anfang. Als Rob noch kein hohes Tier in der Firma war, sondern nur Rob, mein Rob, in Jeans und Turnschuhen. Er war so ein witziger Typ. Wir hatten Pläne, wollten uns einen Hund zulegen und hatten uns bereits Namen für unsere vier Kinder überlegt (obwohl ich Horatio ehrlich gesagt nicht so toll fand). Wir hatten geplant, einen Kurs in Gartenarbeit zu belegen, um später unseren eigenen Salat anzupflanzen, und sogar schon Kräuter auf der Terrasse angesetzt, die jedoch alle eingingen. Wo ist dieser Mann? Ich sehe Rob in seinem Designeroutfit an und erkenne ihn kaum wieder.
»Ich bin real. Ich bin hier. Und ich gehe auch nicht weg«, erklärt er und tätschelt seine Brust.
»Ich brauche etwas zu trinken«, murmle ich, halb zu mir selbst.
Er zieht eine Flasche Bollinger aus seiner Tüte. »Lass uns den hier aufmachen. Ich habe ihn extra kühlen lassen … Schließlich wusste ich, dass du Ja sagen würdest.« Routiniert löst er den Korken, während mir wieder einfällt, dass ich ja all meine Sektgläser zerschmettert habe. Ich gehe in die Küche, um Weingläser zu holen.
Was zum Teufel läuft hier? Bedeutet es, dass ich seinen Antrag annehme, wenn ich mit seinem exklusiven Champagner anstoße? Und was ist mit Max? Wie erstarrt stehe ich mit den Gläsern in der Hand in der Küche. »Scheiße!«, wispere ich. »Was will er hier? Verdammte Scheiße!« Ich höre, wie er sich räuspert, und kehre schnell ins Wohnzimmer zurück.
»Auf uns«, sagt er und stößt mit mir an.
Ich betrachte zuerst die aufsteigenden Bläschen, dann sehe ich in seine wunderschönen Augen. »Du glaubst also, wir könnten einfach da weitermachen, wo wir vor ein paar Monaten aufgehört haben?«
Er nimmt meine Hand und küsst sie zärtlich. »Nein, das nicht. Früher habe ich dich nicht so geliebt, wie ich es hätte tun sollen. Aber diesmal mache ich dich zur glücklichsten Frau auf der ganzen Welt, Viv. Ich verspreche es dir. Dich beinahe zu verlieren hat mich verändert. Ich habe einen Fehler gemacht, das sehe ich inzwischen ein.« Ich stehe reglos da, als er näher tritt und mir übers Haar streicht. »Es tut mir wirklich leid.«
Sein vertrauter Duft steigt mir in die Nase. Er küsst meine Lider. Dann spüre ich seinen warmen Atem an meinem Mund, als er mich küsst. Und noch einmal. Zärtliche, federleichte
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