Liebe auf den ersten Klick
erst einmal duschen, die Haare waschen und mich mit dieser teuren Bodylotion eincremen, die mir Lucy zu Weihnachten geschenkt hat. Dann werde ich mein langes Sommerkleid anziehen, das Max so gern mag. Noch ein Block. Ich biege in meine Straße ein und sehe das Haus, in dem ich wohne. Jemand wartet vor der Tür.
In einem Hemd, die Ärmel hochgekrempelt, lehnt er lässig an der Hauswand. Das Sonnenlicht fällt auf seine gebräunten Arme und spiegelt sich in seiner Platinarmbanduhr. Mein Blick bleibt an seinem klassischen Profil hängen – die hohe Stirn, der volle Schmollmund und eine Designersonnenbrille auf der Nase. Ich bleibe stehen und starre ihn wie gebannt an. Ich spüre, wie die nackte Angst in mir aufsteigt – Angst vor dem Dolch, den er bestimmt gleich zücken und mir ins Herz rammen wird. Er dreht sich um, sieht mich und hebt die Hand, um mir zuzuwinken. Dann ruft er meinen Namen, genau so, wie ich es mir immer erträumt habe.
»Hi, Viv!« Und dann verzieht er das Gesicht zu seinem gewohnt jungenhaften Lächeln.
»Rob!«, sage ich. »Was machst du denn hier?«
19
Was Frauen wollen*
Tja, wenn du so fragst … (holt tief Luft): Frühstück im Bett; Wochenendtrips; saubere Bettwäsche; Kerzen; Oralsex; Manolo Blahniks; angerufen werden; eine Putzfrau; Freizeit; von hinten umarmt werden; einen Mann, der gut Auto fahren und mit einer Hand auf dem Lenkrad rückwärts einparken kann; einen Mann, der Dinge im Haushalt reparieren und gut mit Babys umgehen kann; breite Schultern; einen Plan; jemanden, dem die weibliche Anatomie nicht fremd ist; Sauereien im Flüsterton im Restaurant; Humor; ein gutes Buch; bequeme BHs; Liebesbriefe; Blumen; Regentropfen auf Rosenblättern und Katzenwelpen mit ihren süßen Schnurrhaaren.
* gilt nur heute
Rob kommt wie in Zeitlupe auf mich zu, streckt die Arme aus und zieht mich an sich. Die Einkaufstasche noch immer in der Hand, starre ich über seine Schulter hinweg, bis mein Arm lahm wird. Er schnuppert an meinem Haar. Ich löse mich von ihm.
»Gott, du hast mir so gefehlt, Viv.«
»Äh …« Obwohl mein Herz wie verrückt hämmert, tue ich so, als hätte ich seine Bemerkung nicht gehört, sondern schließe die Haustür auf.
»Darf ich mit nach oben kommen?«, fragt er.
Ich drehe mich um. Er ist es, kein Zweifel. Er ist hier. Und er will hochkommen. Was um alles in der Welt mache ich jetzt? »Okay.«
Ich höre seine Schritte hinter mir auf den Stufen. Was will er von mir? Wieso ist er hergekommen? Wirkt mein Arsch aus dieser Perspektive nicht zu fett? Ich öffne die Tür. Er macht ein paar Schritte, als betrete er eine Galerie, und sieht sich um. Noch ein paar Schritte. Absatz, Ballen, Absatz, Ballen, Absatz, Ballen. Seine Schuhe klappern auf dem Holzboden. Er dreht sich auf einem Fuß um, als wäre er im Film.
»Sehr nett, Viv. Sehr … shabby chic.« So lautet also sein Urteil, um das ich ihn nicht gebeten habe.
»Danke.« Ich blicke in seine strahlend blauen Augen, die auf mich gerichtet sind. »Wolltest du etwas Bestimmtes von mir?« Meine Stimme ist kleinlaut.
»Ja«, antwortet er. »Dich.« Ich stelle meine Einkäufe ab, reibe mir die Hände und warte auf die Pointe und den Schmerz. »Als du vor ein paar Tagen bei mir warst, habe ich es endlich begriffen. Es hat mich wie ein Blitzschlag getroffen … Ich will sie. Das habe ich gedacht. Und seitdem muss ich ständig an dich denken. Ich kann nicht ohne dich weiterleben. Lass uns heiraten, Viv!« Plötzlich kniet er vor mir, hält mir meinen alten Verlobungsring hin, in dessen Brillanten sich die Sonne spiegelt. Ich habe diesen Ring immer heiß und innig geliebt. Ihn zu sehen ist, als stünde ich einer verloren geglaubten Freundin gegenüber. Am liebsten würde ich ihn Rob aus der Hand reißen und in Sicherheit bringen wie Gollum. Er rutscht näher. Ich schließe die Augen und öffne sie wieder. Noch immer kniet er vor mir, betört mich mit seinem Lächeln. Vielleicht halluziniere ich ja. Oder ich habe einen Sonnenstich oder so was. Ich strecke die Hand aus und berühre sein Haar. Er ist echt.
»Steh bitte auf, Rob.« Er erhebt sich und hält den Ring in die Höhe wie ein Hypnotiseur. Ich trete zum Sofa und lasse mich auf die Armlehne sinken. »Aber was ist mit Sam?«
»Es ist vorbei. Ich will nur dich.« Er setzt sich neben mich und nimmt meine Hand. »Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dir so wehgetan habe.« Ich blicke in sein hübsches Gesicht. Vielleicht wurde ich ja von einem Taxi angefahren und wache
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